Nun sollen also Leiharbeiter genauso viel verdienen wie Festangestellte. Soweit, so gut. Doch ob das auf Dauer gut gehen wird? Warum werden Leiharbeiter eigentlich in die Betriebe geholt – und wann? Wenn Auftragsspitzen zu bewältigen sind? Auch, aber nicht nur. Sie werden geholt, weil sich schnell zu kriegen und vor allem auch wieder schnell loszuwerden sind. Und natürlich auch, weil sie billig sind.
Rund 750.000 Menschen arbeiten leihweise in den Unternehmen hauptsächlich als Hilfsarbeiter (30 Prozent, Stand: 2009) tätig sind. Mehr als 70 Prozent von ihnen kommt aus der Arbeitslosigkeit. Ihre Perspektive ist in der Hauptsache ein Job. Dass der bei gleicher Tätigkeit und gleichem Einsatz deutlich weniger auf das Gehaltskonto bringt, liegt in der Natur der Leiharbeit: Entleiher wollen wenig bezahlen, dem Kostendruck des Standorts Deutschland gerecht werden, Verleiher wollen viel verdienen – immerhin tragen sie das arbeits- und steuerrechtliche Risiko, haben Verwaltungsaufwand, müssen Urlaube und Krankheiten überbrücken.
Werden künftig Leiharbeitnehmer gleich vergütet wie ihre fest angestellten Kollegen, müssen die Entleihpreise steigen, was die Unternehmen zögern lassen dürfte, „mal eben“ für eine gewisse Zeit einem Menschen eine Chance zu geben. Denn das ist es für viele: eine Chance auf Arbeit. Dazu das Selbstwertgefühl, nicht bei Behörden um Geld kämpfen, sondern dieses mit eigener Hände Arbeit zu verdienen. Zu unterschätzen ist dieser Aspekt nicht, auch wenn immer wieder der Verdienst herangezogen wird, wenn Leiharbeit verargumentiert wird.
Ich bin für gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Aber wie lösen wir nun das Dilemma, das auf uns zukommt? Es wird allein aus Kostengründen weniger entliehen werden, es wird sich schneller wieder von Leiharbeitern getrennt werden. Werden dafür neue Mitarbeiter fest eingestellt? Glaube ich nicht. Eher bin ich davon überzeugt, dass die 35 Stundenwoche bald der Vergangenheit angehören wird – angehören muss! Aber das ist ein anderes Thema.