Leidenschaftliche Debatte

Erstellt am 28. August 2014 von Stefanliebich

„Zuckerbrot oder Peitsche: Wie sollte der Westen auf das russische Vorgehen in der Ukraine reagieren?“ Zu diesem Thema lud am Mittwochabend Matthias Bannas interessierte Gäste ins Café „en passant“ in der Schönhauser Allee 58 ein.

Gabi Kuttner

Matthias Bannas, der u.a. auch Hauptinitiator des ersten Berliner Pub Talks ist, lag dieses Thema - wie auch den Gästen - persönlich sehr am Herzen. Moderiert wurde der emotionsgeladene Abend von Manuela Stamm (Berliner Redekünstler). Die Gäste waren Stefan Liebich und Andrej Gross, der selbst viele Jahre in der Ukraine und in Russland gelebt und gearbeitet hat.

Geplant waren kurze Beiträge und das Versprechen, sich gegenseitig ausreden zu lassen. Doch schon bei den Einleitungen ging das Vorhaben nicht auf und dem Publikum die Nerven durch.

Das wirklich leidenschaftliche Pro und Contra der Gäste, die zum Teil selbst aus Russland und der Ukraine kamen und einige deutsche Bürgerinnen und Bürger, die dort studiert hatten, brachten damit nur ihre Ängste, ihr Unverständnis und ihre Zweifel zum Ausdruck.

old.rri.ro

Um die Sinnlosigkeit wissend, wurde dennoch lang die Schuldfrage diskutiert. Auch über die Osterweiterung der NATO, Annexion oder Nicht-Annexion und über den großen Vertrauensverlust der hier und dort lebenden Menschen. Einige Gäste kritisierten die Einseitigkeit in der Berichterstattung der Medien und verwiesen auf ihre erweiterten Informationsquellen.

Andrej Gross wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die meisten Menschen in Russland und der Ukraine über diese Informationsquellen nicht verfügen würden, da ihnen nur zwei Sender zur Verfügung ständen. Und ja, eine verfälschende Berichterstattung schürt Hass. Sie hilft nicht den Riss zu kitten und ist fast schlimmer als militärische Aktionen.

Das bestätigten alle Anwesenden, auch dass der Hass stetig wachse und die Angst vor der Möglichkeit, dass sich auch wieder Russen und Deutsche hassen könnten.

Gabi Kuttner

Einig war man sich dahin gehend, dass Schuld keine politische Kategorie ist. Sanktionen keine Mittel sind, politisch nicht erreichtes durchzusetzen. Die Notwendigkeit auch weiterhin im Gespräch zu bleiben. Es gibt bei diesem Konflikt keine „Guten“ und alle Seiten müssen das Völkerrecht achten.

Auch unter dem Hinweis auf die katastrophale humanitäre Situation, wie kein Wasser, kein Strom, kein Gas, eingeschränkte Lebensmittelversorgung, war man sich einig bei der Forderung nach einer erhöhten Einbringung Deutschlands. Aber:

„Als aller, aller erstes muss der Krieg beendet werden!“

Besser als mit diesem Satz konnte diese Diskussion nicht beendet werden.