Das Mysterium der Kirche zeigt sich im Leiden, siehe LG 8. Zu dieser Leidensgemeinschaft mit der Kirche finde ich gerade am Beginn der Heiligen Woche genügend Einladungen.
1) Da ist zunächst die Heiligkeit, zu der Christus mich ruft, weil ich dem, was ich durch Christus sein könnte, nicht entspreche. Ich fürchte, unter dieser Differenz zu leiden, ist die einzig mögliche christliche Antwort.
2) Da ist die leidige Diskussion um Zulassungsbedingungen zum Pfarrgemeinderat, die so unselig polarisiert. Da fühlen sich die einen als Gewinner, die anderen sind frustriert. Bin ich hier der einzige, der mit der Entscheidung des Kardinals mitleidet, weil in dieser Welt vollkommene Gerechtigkeit nicht möglich ist? So weise die Entscheidung auch ist, sie löst im Grunde nichts. Wie können wir als Kirche zur Heiligkeit herausfordern, allein durch das erbärmliche Zeugnis unseres Lebens, das von unserer Sünde so entstellt ist, dass die Heiligkeit darunter verborgen bleibt? – eine Gewissensfrage an jeden in der Kirche.
3) Mein Focus gilt in der Kirche der Jugend, bedingt durch meine Berufe. Und den Dienst, den die Kirche ihr schuldet. Hier leide ich darunter, dass die strukturelle Wirklichkeit der Kirche mit diesem Dienst nicht zusammenzubringen ist.
4) Schließlich konnte ich die letzten Tage die Weltkirche mit Licht- und Schatten-Seiten beim Nachtreffen der WJT-National- und Bewegungskoordinatoren in Rocca di Papa nahe Rom sehen. Was für eine Kraft und eine Dynamik steckt in dieser Kirche! Und wie sehr bleibt diese Weltkirche auch wieder dahinter zurück, gefangen in ihrer nationalen und kulturellen Enge, die zugleich die Weite wäre, in die Christus uns führen möchte.
Mein verstorbener Großonkel hat mir mitgegeben: Es ist gut, für die Kirche zu arbeiten. Es ist besser, für die Kirche zu beten. Es ist am besten für die Kirche zu leiden. Ich beginne zu verstehen, welche Tiefe in dieser Klimax steckt.