Dann war es am Freitag soweit, ich habe alle Gedanken beiseite geschoben und dachte, danach geht es mir besser und ich kann für meine Kinder wieder voll da sein. Doch seit dem Tag ist nichts mehr, wie es war. Ich bin nur noch am Weinen. Ich bin in einem Gedankenkarussell gefangen und frage mich die ganze Zeit, wieso ich das gemacht habe, wieso ich mit meinem Mann nicht gesprochen habe, ob wir nicht doch ein 3. Kind haben wollen. Ich sage mir, ich hätte das schon irgendwie geschafft. Ich fühle mich wie eine leere Hülle und funktioniere nur noch. Ich vermisse dieses Kind so sehr und gehe die Zeit vom positiven Test bis zum Abbruch immer und immer wieder durch und frage mich, wie ich so gefühllos entscheiden konnte?
Ich habe keinen Hunger mehr, keine Freude und frage mich, ob das jetzt mein Leben ist? Nur noch existieren? [...] Was mich auch noch sehr bedauern lässt, ist die Beratung bei der Beratungsstelle und meiner Frauenärztin. Die Beratungsstelle war sehr neutral, also weder pro noch contra. Was sie wahrscheinlich auch sein müssen. Aber die Dame dort ist mit keinem Wort auf den seelischen Schaden eingegangen, den so ein Abbruch mit sich bringt. Das hätte ich mir sehr gewünscht. [...] Ich für meinen Teil möchte jeder Frau erzählen, dass sie es nicht machen soll, damit ihnen der Schmerz, den ich jetzt empfinde, erspart bleibt. [...]
Ich wünsche mir immer noch die Tage vor dem Termin zurück und dass mir jemand gesagt hätte, es wird schon werden, mach es nicht. Ich war sehr alleine mit dieser Entscheidung und so fühle ich mich jetzt auch. [...]
Mein Mann versteht nicht, was mit mir los ist und möchte zu dem Punkt von davor zurückkehren, aber das ist für mich nicht möglich. Ich muss die ganze Zeit an das denken, was wir gedankenlos weggegeben haben und was ich verloren habe. Ich bin in der Vergangenheit gefangen und habe Schuldgefühle, diesem Baby nicht die Chance auf ein Leben gegeben zu haben." Wieder eine dieser Frauen, die es angeblich gar nicht gibt. Wieder ein untröstliches, gebrochenes Herz, das kaum noch die Kraft aufbringt, um weiterzumachen wie bisher - so, als ob nichts gewesen wäre.
Wieder dieser tiefe Schmerz, diese quälenden Gefühle von Verlust, von Schuld und von Trauer, von denen wir in unserer Beratung so oft hören und lesen müssen.
Wieder diese grausame Wirklichkeit einer Frau und einer Familie nach einer Abtreibung. Diese Realität, die so ganz und gar nicht zu der verhängnisvollen Lüge passt, dass „Schwangerschaftsabbrüche" das Normalste auf der Welt seien.
Wieder eine Frau, die nicht von Pro Femina beraten wurde, sondern bei einer staatlichen Stelle war und dort, wie sie wörtlich sagt, „sehr neutral" beraten wurde. Ganz so, als ob es keinen Unterschied mache, ob sie sich für oder gegen das Leben ihres ungeborenen Babys entscheiden würde.
Wenn der Verstand Ja sagt, aber das Herz Nein schreit
Oben stehende Zeilen sind Auszüge des persönlichen „Berichts", den „Lonely" sich letzten Freitag in unserem Forum - anonym und in der totalen Öffentlichkeit des Internets - von der Seele geschrieben hat. Um so irgendwie zu versuchen, das Geschehene zu verstehen und vielleicht zu verarbeiten.
Es ist die herzzerreißende Beschreibung einer verzweifelten Situation, wie sie in unserer Beratung täglich vorkommt: Der Verstand sagt das Eine und das Herz etwas ganz anderes. Wieder eine Frau, die inmitten der furchtbaren Stresssituation eines Schwangerschaftskonflikts das Gegenteil von dem tut, was sie sich im Innersten wünscht und für richtig hält.
Wie könnte man jemals den Stab über diese Frau brechen? Wie oft schon ist es jedem von uns ganz ähnlich ergangen? Wie oft ahnten und wussten wir im Herzen ganz genau, was das Richtige ist, und sind doch den anderen, den falschen Weg gegangen und haben unsere Entscheidung bereut? So wie „Lonely", die alles in der Welt dafür geben würde, das Rad der Zeit zurückzudrehen.
Jedes einzelne Leid ist ein Leid zu viel!
Beim Lesen ihrer Zeilen habe ich mich gefragt, wie es sich für „Lonely" anfühlen muss, wenn sie liest, dass es angeblich gar kein „Post Abortion Syndrom", also seelisches Leiden aufgrund einer Abtreibung, gibt? Dass sie sich das alles nur einredet und einbildet? Dass ihr tiefer Schmerz angeblich nur eine Erfindung übel meinender „Lebensschützer" sei? Manch eine ideologisch motivierte „Studie" geht gar soweit, zu behaupten, dass nur Frauen nach einer Abtreibung leiden, die schon zuvor psychisch krank waren.
Der Gedanke an diese Verspottung und Verhöhnung der betroffenen Frauen durch jene, die unbelehrbar behaupten, Abtreibung sei ein Ausdruck von Freiheit und weiblicher Selbstbestimmung, gehört zu dem Aufwühlendsten und Unerträglichsten, was unsere Arbeit mit sich bringt.
Um es deutlich zu sagen: Nicht jede Frau leidet unmittelbar nach einer Abtreibung so, wie „Lonely". Es gibt Frauen, die erst nach Jahren und Jahrzehnten davon berichten, dass die Vergangenheit sie einholt. Und es mag auch Frauen geben, die ihr ganzes Leben nicht unter den Folgen einer Abtreibung leiden. Verallgemeinerungen helfen, wie so oft im Leben, auch beim Thema „Post Abortion Syndrom" nicht weiter.
Aber: Ebenso deutlich will ich auch sagen, dass wir nach weit über 50.000 beratenen Frauen faktisch belegen können, dass rund 20 Prozent aller Frauen ihre Abtreibung innerhalb kürzester Zeit bitter bereuen und unter den Folgen leiden.
Und jeder einzelne dieser erschütternden Berichte, dieser unfassbar traurigen Anrufe, jedes einzelne dieser Schicksale reicht mir als Begründung aus, um weiterhin alles in unserer Macht Stehende zu tun, damit KEINE EINZIGE WEITERE FRAU diesen Alptraum durchleben muss.
Die Wahrheit jenseits von „Studien"ergebnissen
Noch etwas: In den letzten Monaten ist viel die Rede gewesen von einer Studie zu den seelischen Folgen von Abtreibungen, die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Auftrag gegeben worden ist.
Ich weiß nicht, was bei dieser Studie herauskommen wird. Ob Herr Spahn dann noch Gesundheitsminister sein wird oder jemand, der oder die ein ganz anders gelagertes Interesse am Ergebnis der Studie haben könnte. Angesichts der politischen Turbulenzen dieser Tage würde ich noch nicht einmal die Hand dafür ins Feuer legen wollen, dass diese Studie überhaupt zu Ende geführt wird.
Diejenigen Kräfte, die offenkundig Angst vor objektiven Ergebnissen haben und beinahe alles versuchen, um zu verhindern, dass diese Studie das eigentlich Offensichtliche belegt, sind politisch und medial bestens vernetzt und üben Tag für Tag mehr Druck aus.
Davon abgesehen: Ich habe viele Studien und Studienergebnisse hinsichtlich Schwangerschaftskonflikt, Schwangerenberatung oder Demographie in den letzten Jahren gelesen. Bei den meisten reichten schon ein kurzer Blick und etwas gesunder Menschenverstand, um zu erkennen, dass es einmal mehr nicht um wissenschaftliche Objektivität, sondern „nur" um die Durchsetzung ideologischer, politischer oder ganz banaler wirtschaftlicher Interessen ging.
So kommt es, dass wir bei 1000plus nicht allzu große Hoffnung in diese Studie setzen und nicht glauben, dass sie dazu beitragen wird, die Wirklichkeit von Frauen im Schwangerschaftskonflikt tatsächlich zum Besseren zu verändern.
Bleiben wir gemeinsam an der Seite dieser Frauen!
Was wir dagegen sicher wissen: Dank Ihrer Hilfe und großzügigen Unterstützung konnte 1000plus schon zehntausende ganz konkrete Frauen und Familien vor dem Fehler bewahren, den „Lonely" so eindrücklich und erschütternd beschreibt.
Und es ist Ihre Hilfe und Unterstützung, mit der es uns gelingen kann, noch vielen weiteren tausenden Frauen die Beratung und Hilfe zur Verfügung zu stellen, die Entscheidungen für das Leben möglich machen.
All jenen, die die Existenz und die seelischen Schmerzen von Frauen wie „Lonely" leugnen, um letztlich Beratungsangeboten wie dem unseren das Recht abzusprechen, Frauen zu beraten und zu helfen, sei gesagt: Mit jeder Tabuisierung, mit jeder Verleumdung und mit jedem Angriff auf unsere Arbeit wächst unsere Entschlossenheit, MEHR für diese Frauen zu tun und VERSTÄRKT dafür zu sorgen, dass die ganze Wahrheit über das Massenphänomen Abtreibung ans Licht kommt.Falls Sie tatsächlich bis hierher gelesen haben, bitte ich Sie um Verzeihung dafür, dass diese E-Mail so lang geworden ist. Es ist diese unfassbare Ungerechtigkeit, die diesen Frauen angetan wird, die mich immer wieder aufs Neue erschüttert und aufwühlt. Und es war mein Wunsch, Ihnen die Zeilen von „Lonely" weiterzugeben und Sie zu bitten, der Welt von dieser Ungerechtigkeit zu erzählen, die so viele mit aller Macht totschweigen wollen.
Zum Schluss möchte ich Sie innig darum bitten, für „Lonely" und ihre Familie zu beten und für sie den Beistand und die Gnade unseres Herrn zu erflehen, der ihnen mit der Zeit Heilung und Frieden schenken möge.
Die Gedanken an „Lonelys" Tränen, daran, was das Geschehene für ihre Ehe bedeutet, was ihre Familie in Zukunft aushalten muss, die Gedanken an die beiden Kinder, die sich vermutlich seit Tagen fragen und nicht verstehen können, warum ihre Mami auf einmal so traurig ist, sind kaum zu ertragen.
Und es fällt mir schwer, keine Wut beim Gedanken an jene zu empfinden, die mit ihrem Verschweigen und mit ihren Lügen ganz wesentlich Mitverantwortung dafür tragen, dass sich Schicksale wie das dieser Familie mitten unter uns Tag für Tag wiederholen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie Ihre Gedanken zu dieser E-Mail mit mir teilen würden.
Danke für alles, was Sie für Schwangere in Not tun und Danke dafür, dass wir die Wahrheit über die betroffenen Frauen und Familien gemeinsam in die Welt hinaustragen.
Herzliche Grüße aus München
Vorsitzender des Vorstands
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