Auf geht es in die zweite Runde des PureProject – ich kann es gar nicht glauben, wie lange mich ein Teil der Kollektion nun schon begleitet! Von erfolgreichen Marathonteilnahmen, über schnelle und ganz langsame Trainings, Bahnläufe in der Halle bis hin zu intensiven Technikeinheiten, Triathlons und kurzen Wettkämpfen. Sowohl mit der ersten wie auch mit der zweiten Serie, die im letzten Winter neben neuen Farben und einer asymmetrischen Schnürung auch mit einem fünften Modell aufwartete.
Bevor ich detaillierter auf die Modelle eingehe, die ich zu unterschiedlichen Gelegenheiten trage und warum ich welchen Schuh nutze, hier eine kurze Übersicht über die fünf Laufschuhe, die Teil der PureProject Kollektion sind:
PureDrift: Das leichteste und flexibelste Modell. Spüre deine Füße, deine Zehen, deine Muskeln bei jedem Schritt.
PureConnect: Eine Mischung aus leicht gedämpft und schnellem Wettkampfschuh. Lass dich in Schwung bringen und trau dich zu einem schnellen Lauf raus auf die Piste.
PureFlow: Gedämpft, dennoch leicht. Kein Grund trotz Dämpfung auf Flexibilität zu verzichten. Na dann los zu einem langen Lauf.
PureCadence: Der Stabile, der dich unterstützt. Ein schöner Einstieg, wenn du einen leichten und flexiblen Schuh mit einer Stütze suchst.
PureGrit: Die konkave Sohle sorgt für Gleichgewicht auf unebenen Untergründen, die du mit der profilierten Sohle gut ablaufen kannst. Also runter vom Weg!
Es hat sich einiges getan seit der ersten Version:
Die schräge Schnürung lässt die Schuhe meiner Meinung nach etwas schmaler wirken und für meinen Fuß bietet diese einen deutlichen Vorteil. Ich weiß nicht wieso, aber das Nav Band, das mit dem PureProject eingeführt wurde, spüre ich nur bedingt beim PureDrift. Beim PureConnect und PureFlow gar nicht. Es ist eher zu weit und faltet sich sogar, wenn ich den Connect und Flow normal schnüre. Ich kann mich erinnern, dass ich dieses Band bei meinem hitzigen Oberelbemarathon mit dem PureCadance vergangenes Jahr deutlich gespürt habe. Ich hatte bei diesem Lauf sogar die Schnürsenkel aufmachen müssen, weil es so heiß war. Eben dieses Band hat die Schuhe dann an meinen Füßen gehalten. Mag aber auch sein, dass ich jetzt einfach nicht lange genug laufe, dass meine Füße momentan gar nicht so stark anschwellen oder dass meine Füße durch das Physio-Fußtraining etwas schmaler geworden sind.
Wie dem auch sei, die Schnürung schräg über den Fuß sorgt für keinerlei Druckpunkte, aber dafür, dass sich alle drei Modelle, die ich momentan laufe (Drift, Connect, Flow) gut anschmiegen. Diese und auch der Grit und Cadence verfügen nun über eine einseitig angenähte Lasche, was gut zur asymmetrischen Schnürung passt und potentielle Schäuerstellen minimiert. Außerdem ist mir die etwas dünnere Lasche auch lieber, weil nicht so viel Material auf dem Spann aufliegt.
Das Design hat sich ein wenig verändert, was nicht nur der asymmetrischen Schnürung zu verdanken ist. Das Mesh-Obermaterial fühlt sich etwas robuster an, ist aber gleichzeitig flexibel genug, um sich besser an den Fuß anzuschmiegen. Das Seitenlogo rutschte auf die Oberseite des Vorfußes, was ich sehr schade finde, da die Sichtbarkeit einige Punkte einbüßt. Der Vollständigkeit halber: dem PureDrift, wurde eine neue Laufsohle spendiert.
PureDrift – ähnlich wie beim PureConnect ist das erste Anziehen anders, als man es von anderen Schuhen her kennt. Wer häufig in High Heels steckt, weiß vielleicht wie es ist, wenn man nach einem langen Tag die Schuhe auszieht und dasteht, als würde man bergauf laufen. Genau so ist es für mich, wenn ich im Drift stecke, obwohl die Sprengung wie auch bei den anderen Modellen 4mm beträgt. Nimmt man aber die Innensohle heraus, reduziert man diese Sprengung auf 0mm. Ein noch merkwürdigeres Gefühl, das aber verfliegt, wenn man erst einmal damit in Bewegung ist.
Flexibel, unfassbar flexibel in alle Richtungen – fast so, wie im Kindergarten die Gymnastikschuhe, die nicht so ganz meins waren. Zum Glück bietet der Drift deutlich mehr Freiraum für die Zehen.
Im Vergleich mit anderen Laufschuhen, die ein natürliches Laufgefühl vermitteln sollen, fühlt sich der Drift aber ein wenig gedämpft an. Zunächst dachte ich, dass ich ihn mit meinem Merrell Train Lithe Glove vom letzten Jahr und dem Run Road Glove von diesem Jahr vergleichen kann. Allerdings vermitteln diese beiden Modelle für mich noch mehr Bodennähe und noch weniger Sohle. Ich habe mit ihnen ein direkteres Laufgefühl, einfach weil die Sohlen viel dünner sind. In Sachen Anatomie schmiegt sich der Drift mit seinem Mesh-Obermaterial aber besonders im Mittelfußbereich dicht an. Er ist einfach “fußiger”, eher wie ein Strumpf, was ihn von oben betrachtet irgendwie eigenwillig anmuten lässt.
Interessant fand ich, dass ich im Vergleich zum PureConnect im Bereich der Zehen viel mehr Freiraum habe. Dieser ist nämlich für mich der am schmalsten geschnittene Schuh des PureProject. Um die Ferse herum gibt mir der Drift auch ohne Fersenkappe das Gefühl, dass er gut sitzt und das mit oder ohne Einlegesohle.
Der Drift ist für mich ein Modell, das ich auf kürzeren, schnellen Einheiten, bei Techniktrainings und Intervallen einsetze. Für viel mehr reicht einfach die Kraft nicht. Sowohl meine Knöchel und Waden wie auch meine Füße können damit nicht länger laufen. Wenn ich die Innensohle einlege, kann ich etwas länger unterwegs sein. Aber ich mag das Gefühl, das der Schuh bietet, wenn ich sie herausnehme. Die weiche Innensohle, die sich unter der Einlegesohle verbirgt lässt sich wunderbar ohne Strümpfe laufen. Ich suche aber automatisch weiche Untergründe, wie Sandwege oder Wiesen. Das Laufen auf hartem Asphalt ist mir damit eindeutig zu anstrebend.
Der PureDrift ist für mich außerdem der perfekte Fitnessschuh! Egal ob Crossfit, springen, hopsen…
PureConnect – mein absoluter Liebling, wenn es um Training und Wettkampf geht. Er vermittelt mir zwar nicht das super sichere Gefühl, wie es der Brooks Launch kann, aber wenn es um eine Bestzeit geht, um ein schnelles Training, ist auf ihn immer Verlass. Der Sitz unbeschreiblich gut, das Laufgefühl fordernd aber zugleich bequem.
Er vermittelt mir ein direktes Laufgefühl, das ich besonders bei schnellen Einheiten zu schätzen weiß. Wie auch beim Drift spüre ich hier die Flexibilität des Großzeh deutlich, was ich auf das ‘Toe Flex’ zurückführe. Bei den stabileren Modellen, dem Cadence und Flow, ist das nicht so der Fall. Besonders zu spüren ist diese Flexibilität auf meinen Berganläufen, die immer über einige unebene Wege und Wiesenkanten führen.
Die abgerundete Ferse, ‘Ideal Heel’, verschiebt die Kontaktzone beim Bodenaufsatz nach vorn, was aber für mich beim Drift und Connect ehr eine untergeordnete Rolle spielt, da ich über den Mittelfuß laufe. Eingebildet zwar immer über den Vorfuß, aber meine Triathlon Laufbegleitung versicherte mir, dass dem nicht so ist.
Beim Flow und Cadence hingegen, trete ich auf langen Distanzen schon mal mit dem ganzen Fuß bzw. der Ferse auf, wenn ich es über sehr lange Distanzen nicht schaffe, die Kraft für den Mittelfußlauf aufzubringen.
Auch beim Connect wurde das Obermaterial verändert, es ist nicht mehr durch eine Vielzahl von Löchern geprägt, sondern erscheint geschlossener und dadurch auch widerstandsfähiger. Dennoch laufe ich mir auch an sehr warmen Tagen keine heißen Füße.
PureFlow hat meinen Langstrecken-PureCadence abgelöst, einfach weil er besser für eine normale Pronation geeignet ist. Da ich bei langen Strecken spezielle Einlegesohlen trage, die mich vor einer Überpronation schützen, war das in Kombination mit den stützenden Elementen des Cadence einfach zu viel bzw. konnte ich den Cadence wie einst gedacht, nicht ohne meine Einlagen laufen. Dafür war die Stütze für mich zu gering.
Einen wirklich großen Unterschied zwischen beiden Modellen hinsichtlich der Dämpfung (in allen Modellen des PureProject wurde eine Biomogo DNA Mittelsohle eingearbeitet) und Führung konnte ich aber nicht feststellen. Der Mittelsohlenbereich ist relativ flach gehalten, dennoch erfüllt sie ihren Zweck.
Im PureFlow fühle ich mich auf kurzen wie langen Strecken wohl – bei kurzen Trainings wähle ich ihn aber nur dann, wenn ich locker, langsam oder mit Muskelkater unterwegs bin. Für Intervalle und Tempoeinheiten ist er einfach für meinen Körperbau zu viel Schuh mit einer zu starken Dämpfung und vermittelt mir zu wenig direktes Laufgefühl.
Als Vergleich nun auch noch die erste Version des Flow, den ich noch immer gern laufe, auch wenn ich das Update in Sachen Lasche, Schnürung und Passform angenehmer zu tragen finde.
Der PureFlow ist mit seinen tiefen Flexkerben flexibler als manch anderer Laufschuh. Das Nav Band spielt für mich wie oben bereits erwähnt nicht so eine große Rolle, aber die asymmetrische Schnürung sorgt wie bei den anderen Modellen für sehr guten Halt. Wie auch schon beim Cadence habe ich wirklich viel Platz, um meinen Fuß auch bei längeren Läufen und warmen Temperaturen ausreichend Spiel zu bieten.
Der PureFlow ist alles in allem ein guter Einstieg in die Reihe leichterer Modelle, wenn man keine weitere Stütze benötigt und beispielsweise einen Glycerin oder Ghost trägt. Ich kenne mittlerweile drei absolute Laufanfänger, die mit dem Flow als Zweitschuh sehr gut zurecht kommen und sich immer mehr an dieses Laufgefühl gewöhnen. Jedes Mal wieder schön zu sehen, wie viel länger wir mittlerweile gemeinsam unterwegs sein können.
Der PureCadence ist das Modell, das Läufer wählen können, die ein stabiles Modell mit einer leichten Stütze suchen, aber dennoch nicht auf Leichtigkeit und Flexibilität verzichten möchten. Beispielsweise Läufer, die sich im Adrenaline GTS zu Hause fühlen.
Der Vollständigkeit halber abschließend die Fotos des ersten Modells vom PureCandence.
Egal für welches Modell man sich letztlich entscheidet, man sollte es langsam angehen lassen. Die Flexibilität und Leichtigkeit kann für ordentlich Muskelkater sorgen!
Bei allen Modellen gefällt mir der gute Sitz im Fersen- und Mittelfußbereich, auch wenn das Nav-Band bei fester Schnürung nicht immer seinen Zweck erfüllt. Es ist nicht selten einfach zu weit für meinen schmalen Fuß.
Sowohl in den Candence wie auch den Flow passen meine Einlagen hinein, die ich leider für lange Strecken benötige. Die an sich breite Laufsohle ist bei diesen beiden Modellen gewöhnungsbedürftig, dennoch habe ich das Gefühl, dass ich gerade dadurch nicht so schnell umknicke. Richtige Träumerschuhe.
Ich ziehe sie zu langen Läufen an oder wenn ich es ganz gemütlich angehen möchte und bequem und sicher mag.
Mein Lieblingsschuh: eindeutig der PureConnect. Der kleine Drift ist mir ein zu großes Energiebündel, der mich zu sehr fordert. Ohne Innensohle halte ich es mit ihm nur bis etwa 10km aus, fühle mich dann aber auch sehr wohl darin.
Alle Modelle wurden mir freundlicher Weise von Brooks zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an dieser Stelle!