The Hunger Games Catching Fire Jennifer Lawrence (Photo credits: Giphy)
Der erste Teil war ein Streifzug durch diverse Filme (kann man hier nachlesen) verpackt in eine teils hanebüchene aber leider auch, was ich fast schlimmer finde, vorhersehbare Geschichte um ein junges Mädchen in einer Dreiecksbeziehung mit einem Typen, mit dem Sie gerne jagen geht und einem anderem Typen, dem sie das Leben rettet. Boom, Teenieroman. Aber Filme wie “Das Imperium schlägt zurück” und “Der Zorn des Khan” haben gezeigt, dass man bessere Fortsetzungen machen kann. Wenn man will.
Regel eins: Auch wenn man weiß, dass man nicht zur Zielgruppe eines Filmes gehört, sollte einen das nicht davon abhalten, dessen Fortsetzung zu schauen.
Unter dieser Prämisse und mit zuvor genannter Hoffnung habe ich mich ins Kino gesetzt. Und dann sieht man folgendes:
Nachdem Katniss (
Jennifer Lawrence) und Peeta (
Josh Hutcherson) im letzten Film fulminant als letzte von 23 Kindern und Jugendlichen die 74. Hungerspiele überstanden haben (nicht zuletzt auch deswegen, weil sie einige aus schwer nachvollziehbaren Gründen selbst hingerichtet haben) müssen sie Ihre virtuelle Liebe für die Kameras aufrecht erhalten während Katniss sich viel lieber mit dem anderen Typen paaren würde. Der Präsident Snow (
Donald Sutherland) droht Katniss für den Fall, dass Sie die große Romanze nicht überzeugend spielt, Ihren wahren Romeo zu meucheln. Für eine große Tour durch alle Distrikte, die natürlich mediengerecht inszeniert ist, müssen sich beide also zusammenraufen, was irgendwie auch zu funktionieren scheint. Aber trotz aller Mühe hat sich Katniss im Volk schon als Symbol für den Widerstand gegen das System etabliert und die Machtverhältnisse bröckeln. Was mir bei einer Militärdiktatur, die ihren Reichtum auf den Rücken einer Überzahl Sklaven produziert, nicht so überraschend scheint. Naja, der gewünschte Effekt tritt also nicht ein, es gibt verstärkt Ausschreitungen, auch in Distrikt 12, wo Katniss emotional zwischen den Stühlen sitzt und eigentlich flüchten will. Aber dem Präsidenten wird sie langsam zu gefährlich, darum lässt sich der neue Spielmacher Plutarch Heavensbee (
Philip Seymour Hoffman) für den Boss was Tolles einfallen: Zur Jubiläumsfeier der Hungerspiele werden die Kandidaten aus den Reihen der Sieger der letzten Jahre rekrutiert. Und nun ratet mal wer da natürlich sowas von Mode ist…
Regel zwei: Die Freude des Wiedererkennens ist wichtiger als ein origineller Plot.
Ab hier kennt man das Prozedere, es geht wieder zu den Reichen, es gibt wieder eine Medienkampagne, es gibt wieder 22 mehr oder weniger blasse Gegner, vielleicht mit Ausnahme von Johanna Mason (
Jena Malone). Aber die Stimmung kippt, denn alle Tribute sprechen sich gegen die Spiele aus, Katniss und Peeta, die eigentlich geplant hatten zu heiraten geben sogar vor ein Kind zu erwarten. Da grummelt das Volk…
Doch letztendlich finden sich all unsere liebgewonnenen Meuchelmörder in einer neuen Arena wieder, in der rund um die Uhr (Spoiler!) wilde Dinge passieren…
Nach aufwendigen Kampfszenen in allen Elemente, mit wilden Affen, Kraftfeldern und Giftgas lichten sich die Reihen und nur eine kleine Gruppe um Katniss und Peeta hat überlebt. Die plant Blitze, die regelmäßig in einen Baum einschlagen, von dort per Draht ins Wasser zu leiten (
Doc Brown lässt grüßen) womit alle übrigen Gegner ausgeschaltet werden sollen. Als das nicht zu klappen droht, schießt Katniss den Draht per Pfeil in die Kuppel der Arena, schließt alle Systeme kurz und das Spiel scheint beendet.
Regel drei: Wenn du kein gutes Ende für Deinen Film hast, lass es einfach weg!
Spoiler voraus
Ein Hovercraft erscheint zur Bergung der stark lädierten Katniss (der Doc hat Blitze besser weggesteckt). Als sie dort erwacht stellt Sie zu unser aller Erstaunen fest, das der Plutarch, Mentor Haymitch und Finnisch alle Teil einer Verschwörung sind und nur Katniss nicht eingeweiht war in den Plan die Spiele zu nutzen um die Revolution zu proben. Das alles wird von Distrikt 13 aus koordiniert. Wir erfahren noch, dass Distrikt 12 dem Erdboden gleichgemacht wurde, Katniss Familie aber vorher gerettet wurde. Damit endet der Film dann doch recht abrupt.
Der erste Akt des Filmes, der damit beschäftigt ist die Nachwirkungen des ersten Teils zu zeigen, lässt den Eindruck ja gar die Hoffnung entstehen, es würde eine ganz neue Richtung eingeschlagen. Das funktioniert auch gar nicht schlecht, obwohl man auch den Eindruck bekommt, es handelt sich nur um Vorgeplänkel. Katniss will nicht die Heldin oder Hoffnungsträgerin sein, ja, wir haben’s kapiert. Auch die Dreiecksbeziehung wird im Grunde vertieft, alle scheinen sich damit zu arrangieren. Das ist natürlich zu fortschrittlich für einen amerikanischen Teeniefilm (siehe Twilight) und wird daher sicherlich noch in einer Paarbeziehung aufgelöst. Andere Möglichkeiten kennt man da ja nicht. Nachdem aber klar wird, dass das Volk bereit zur Rebellion ist, die Unterdrückung immer gewaltsamer wird und es Zeit wäre etwas zu verändern, da beginnt der Film einfach von neuem das Muster des ersten Films zu wiederholen. Es wird eine viel zu lange und im Grunde kaum begründbare Actionszene in Form der 75. Hungerspiele vorbereitet und durchgeführt, nur um am Ende zu enthüllen, dass die Untergrundbewegung ja offenbar überall schon in die höchsten Ebenen vorgedrungen ist. “Wozu das erneute Morden?”, fragt sich der involvierte Zuschauer, wird aber dann flugs abgelenkt mit einer Arena, Gadgets und schnöden Actionsequenzen, die darüber hinweg täuschen sollen, dass der spannendere Teil der Geschichte erst im nächsten Buch/Film erzählt werden soll. Genauer in zwei Filmen wir kennen ja das Muster…
Insgesamt kann man sagen, dass der Film sicherlich besser ist als sein Vorgänger, zumindest hat er mehr eigenständige Anteile und Potential für eine tolle Geschichte mit mittlerweile liebenswerten Charakteren. Man hat sich beim ersten Mal ja auch an die Protagonisten gewöhnt, das hilft sicher ein wenig. Man darf halt nicht zu lange über die Plausibilität nachgrübeln, der Film gibt sich ja auch alle Mühe, einen davon abzuhalten. Handwerklich kann man dem Film sicher sonst kaum was vorwerfen, ich verstehe halt nur nicht, warum diese mittelmäßige Erzählstruktur so viele Leute ins Kino treibt. Zumal zumindest in unserer Vorstellung besagtes Publikum doch offenbar mit dem Ende mehr als unzufrieden war. Und wen wundert’s, weder gibt es einen triftigen Cliffhanger wie in
Matrix Reloaded, noch einen in sich geschlossenen Storybogen wie bei
Das Imperium schlägt zurück oder eben der geniale
Zorn des Khan. Das alles sind Filme, bei denen der Nachfolger schon feststand und trotzdem schaffte man es, sie rund zu machen, so dass der Zuschauer am Ende auch einen Gefühl des Abschlusses hat und sich doch auf die Fortsetzung freut. Dass das bei Catching Fire so toll nicht gelungen zu sein scheint, fällt offenbar weder Kritikern noch den Zuschauern auf (
90% von Kritikern bei rottentomatoes, 92% von den Zuschauern). Und so bleibt doch der fade Nachgeschmack, dass ich einfach aus der Zielgruppe herausfalle und aufgrund meines hohen Alters schon einige wesentlich tiefgründigere und stimmigere Werke mit sozial-, gesellschafts- und medienkritischen Ansätzen gesehen habe. Auch im Science-Fiction-Genre. Aber auch die folgenden Teile wird man sich angucken können, denn unterhaltsam war die Hatz dieses Mal schon auch. Fragt sich nur, wie man im dritten Buch die Kurve kriegt, um nochmals Hungerspiele präsentieren zu können.
Ich bin gespannt…
Bilder von: dvd-forum.at,
The Hunger Games Wikia,
Trailer