Leibniz war kein Butterkeks

von Uwe Lehnert

Leibniz war kein ButterkeksDen vielen positiven Rezensionen ist eigentlich kaum noch etwas Substanzielles hinzuzufügen. Ich schließe mich den geäußerten Urteilen an, die die Fähigkeit von Michael Schmidt-Salomon würdigen, schwierige Sachverhalte einfach, klar, mit einleuchtenden Vergleichen und ohne unnötigen Erklärungsaufwand darzustellen. Vor allem stimme ich ihm in seinen zentralen wissenschaftlichen, philosophischen und ethischen Aussagen zu. Dort wo man gelegentlich anders formulieren bzw. denken würde, handelt es sich meist um Differenzen, die aus unterschiedlichen Mentalitäten resultieren.

Deswegen soll vor allem eines betont werden: Die unbestreitbare Leistung und der Grund des Erfolgs dieses Autors bestehen darin, dass er Philosophie und Religions- und Kirchenkritik aus dem meist unzugänglichen und unverständlichen Milieu akademischer Kreise herausgeholt und sich in Sprache und Argumentation auf das angemessene Niveau an der Sache interessierter, aber nicht philosophisch und theologisch einschlägig ausgebildeter Menschen begeben hat. Schon sein kleines, aber gehaltvolles Werk “Manifest des evolutionären Humanismus” zeigte seine Fähigkeit, philosophische und theologische Sachverhalte verständlich und in der Sprache des Menschen “wie du und ich” zu formulieren und doch elegant und präzise auf den Punkt zu bringen.

Sehr gelungen und der gesetzten Zielsetzung angemessen finde ich beim vorliegenden Buch die gewählte Darstellungsform: Ein Dialog im Sinne eines – oft auch humorvollen – Lehrgesprächs mit seiner neugierigen und lernbereiten Tochter und eine jeweils an ein Gespräch anschließende Nachbetrachtung im Sinne einer nachbereitenden Zusammenfassung und Einordnung in den größeren philosophischen Zusammenhang. Das ist für mich gelungene Aufklärungsdidaktik: weltanschaulich Wichtiges und Vernünftiges verständlich und lernwirksam zu vermitteln und Anregung zum Mit- und Selberdenken zu geben, und das fernab jahrhundertlang geübter dogmatischer Belehrung.

Michael Schmidt-Salomon gehört zweifellos zu den Autoren, die erfolgreich Aufklärung im besten Sinne leisten. Inhaltlich sagt er weltanschaulich Wesentliches und entwickelt zeitgemäße Antworten auf uralte Menschheitsfragen, auf die die Religionen sich anmaßen, allein die richtigen Antworten zu besitzen. Es geht in den Gesprächen um Gott, die (nicht existierende) Willensfreiheit, die Evolution, den Sinn des Lebens, den Weg zum Glück, um eine bessere Welt, um Toleranz und Akzeptanz. Eingebettet ist alles in philosophische Reflexionen, die gleichzeitig einen kurzen Abriss der Geschichte philosophischen Denkens darstellen. Es gelingt Michael Schmidt-Salomon, seine Einsichten und Aussagen durch lebensnahe Beispiele zu verdeutlichen und in griffige sprachliche Formeln – gern auch wortspielerisch veredelt – zu gießen. Beispiel für seine gekonnten Wortspiele gefällig?

“Ein Wissenschaftler w e i ß , dass er nur etwas g l a u b t , was ihm heute gültig erscheint, vielleicht aber schon morgen widerlegt ist. Ein Gläubiger hingegen g l a u b t , dass er tatsächlich etwas w e i ß , was noch übermorgen gültig sein wird, obwohl es in der Regel schon heute widerlegt ist.”

Michael Schmidt-Salomon erweist sich bei seinem Streifzug durch Wissenschaft, Philosophie und Ethik geradezu als ein Meister der weltanschaulichen Aufklärung.

[Erstveröffentlichung: amazon]

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