In der Viersener „Villa V“ erfüllt sich die Innenarchitektin Gerda-Marie Voss einen lang gehegten Wunsch: das Haus dient als Zentrum des Austauschs und der Kommunikation für Künstler und Kunstinteressierte. Bei der Wandgestaltung der Innenräume setzte die erfahrene Planerin konsequent auf die ästhetischen Qualitäten edler YOSIMA Lehmdesignputz-Oberflächen.
Bauhaus-Silhouette: „Villa V“ vom Garten aus gesehen Foto: Gesa Kieselmann
Der von der Bauhaus-Schule beeinflussten Strömung „Neues Bauen“ fühlte er sich verpflichtet, der Düsseldorfer Architekt Bernhard Pfau. Sein Erstlings-Bauwerk repräsentiert bis heute den Geist jener architektonischen Strömung, die sich einer funktionalen Sachlichkeit und klarer Linienführung bediente. Dass die 1930 errichtete Villa auf der Viersener Burgstraße auch im 21. Jahrhundert noch ein beeindruckendes Zeugnis jener Epoche ablegt, ist der ursprünglich aus Mönchengladbach stammenden Innenarchitektin Gerda-Marie Voss zu verdanken. Seit sie die Immobilie im Jahr 2010 erwarb hat sie Vorgefundenes bewahrt und nicht mehr Erhaltbares kongenial modernisiert.
YOSIMA Wandflächen als prägendes Gestaltungsmerkmal Foto: Gesa Kieselmann
Die Planerin schaffte es dabei, den Geist einer Epoche mit bautechnischen Mitteln wiederzubeleben, die ursprünglich weder verwendet noch vorgesehen waren. Der Yosima-Lehm-Designputz, mit dem ein großer Teil der Wände ausgekleidet wurde, ist ein Beispiel dafür. Lehmputz hatte es in den 1930er Jahren dort nicht gegeben. Mit der Verwendung dieses gleichermaßen historischen wie modernen Baustoffs erreichte Gerda-Marie Voss Authentizität durch die Farbgebung, die sich eng an das von Architekten Pfau ursprünglich verwendete „Pfau-Grün“ anlehnt. Mit den feinen Abstufungsmöglichkeiten der YOSIMA Farbwelt realisierte Hersteller CLAYTEC nach den Vorgaben der Hausherrin in einer eigens angefertigten Spezialmischung jenen dezent-pastelligen Grünton, der ursprünglich den Räumen ihre charakteristische Lichtstimmung verlieh.
Heimstätte für Architektur, Design und Kunst
Heute nutzt die Innenarchitektin das Gebäude nicht nur als Wohnstätte, sondern konnte in ihm, in der verhältnismäßig kurzen Zeit seit ihrem Einzug, einen großen Schritt in Richtung ihres erklärten Ziels gehen: „Nach arbeitsreichen Jahren, in denen ich als Innenarchitektin manchen Kompromiss eingehen musste, habe ich mir vorgenommen, in der zweiten Lebenshälfte ‚mein eigenes Ding‘ zu machen“, so Gerda-Marie Voss. Die Villa in Viersen solle nicht weniger als ein Gesamtkunstwerk sein, ein Ort, der „unterschiedlichen Kulturtechniken wie Architektur, Design und Kunst Leben und Raum gibt.“
Exponate in der „Villa V“ vor „pfaugrüner“ YOSIMA Wand
Und wirklich scheinen die Räume der „Villa V“ wie Voss ihr „Alters-Domizil“ in Anlehnung an den eigenen Namen, den der Stadt Viersen und – lautmalerisch – den seines Planers Pfau, getauft hat, in besonderer Weise prädestiniert zu sein für die Präsentation von Skulpturen und Gemälden. Zum einen ist die schon angesprochene Lichtstimmung von besonderer Qualität: In der kristallinen Molekularstruktur der Lehmoberflächen vielfach gebrochen, bringt das Raumlicht in der Villa V die Kunstwerke ihrerseits zum Leuchten. Dazu sorgt die Verwendung von Lehmputz mit seiner Feuchte regulierenden Wirkung für ein schonendes Raumklima für die mitunter empfindlichen Exponate.
Der parkähnliche Garten bietet zudem Platz für die Skulpturen von Viktor Nono, ebenso wie jene des Viersener Künstlers Georg Ettl oder ein archaisch-filigranes Windspiel von Jürgen Zaun. Ideale Bedingungen also, um den „Salon“-Gedanken wieder aufleben zu lassen, einen Ort zu bieten, an dem Künstler und Kunstinteressierte, Kreative und Pragmatiker in Austausch treten und – im Idealfall- ein kreatives Spannungsfeld kreieren, das neue Ideen gebiert, bisher ungedachte Ansätze liefert und schöpferische Prozesse anstößt. Mit dem monatlich stattfindenden „Kulturkabinett“ bildet die Hausherrin heute schon unterschiedliche Facetten des Kulturlebens ab. Mit weiteren geplanten Aktivitäten wird die Villa in Zukunft eine noch wichtigere Rolle in einer Kunstszene spielen, die sich im Regionalen manifestiert und zugleich an der globalen Entwicklung teilhat.
Ausstellungen, Seminare, Bed & Breakfast
Einmal jährlich, immer am Tag des Denkmals, gibt es eine große Kunstausstellung, zusätzlich wird im Mai 2013 eine große Werkschau der Künstlerin Irmgard Pfeiffer stattfinden, sie trägt den Titel „Jungle Life“. Darüber hinaus können die Räumlichkeiten im Erdgeschoss der Villa V angemietet werden, etwa für Seminare, Workshops oder Coachings. Im Obergeschoss, das die Wohnräume der Hauherrin beherbergt, befinden sich zudem zwei Gasträume, in denen Gerda-Marie Voss Besuchern der Region Viersen „Bead & Breakfast“ anbietet. Die Kombination verschiedener Nutzungszwecke findet ihre Entsprechung im Anspruch der Kunsthaus-Betreiberin, Künstler, Denker und Entscheidungsträger zusammenzuführen.
Salonnière heutiger Zeit: Innenarchitektin Gerda-Marie Voss
So treffen sie sich alle in der „Villa V“: Künstler, Übernachtungsgäste, Geschäftsleute und Kunstinteressierte. Hier lebt sie in der Tat wieder auf, die Idee vom „Salon“, wie es ihn vom 18. bis hinein ins 20. Jahrhundert gab: ein gesellschaftlicher Treffpunkt für Diskussionen, Lesungen oder künstlerische Veranstaltungen, ausgerichtet vielfach von gebildeten Frauen. Gerda-Marie Voss ist eine Salonnière der Gegenwart. Amüsante Details inbegriffen: selbst das Haustier fügt sich stimmig ins Gesamt-Ensemble. Die fidele Mops-Dame Frida auf dem edlen Perserteppich – das könnte auch eine Szene aus einer Illustrierten der 1920er-Jahre sein.
-
Fügt sich prima ins Interieur: Mopsdame Frida