Legend
5BiopicTom Hardy ist durchaus in der Lage alleine mit seiner Performance einen Film zu tragen (siehe Bronson oder No Turning Back), wenn jedoch der Rest nicht mithalten kann, wird trotzdem kein großartiger Film daraus.
Reggie und Ronald Kray (beide: Tom Hardy) reißen mit Rücksichtslosigkeit, Geschäftssinn und vor allem Gewalt die Londoner Unterwelt der 60er Jahre an sich. Während Reggie eher der gefestigte Charmeur und kühl kalkulierender Stratege ist, lebt sein Bruder Ronald an einem psychischen und emotionalen Abgrund und gleicht eher einer Bombe, die jeden Augenblick zu explodieren droht. Für Schlägereien und zum Einschüchtern der Rivalen perfekt geeignet, aber wenn es darum geht ein Lokal zu leiten oder internationale Geschäftsbeziehungen aufzubauen nicht unbedingt von Vorteil. Trotzdem steht Reggie stets zu seinem labilen Bruder, denn, wie er es selbst sagt, er ist eben sein Bruder. Da kann sich auch die große Liebe Reggies, Frances (Emily Browning), nicht dazwischen drängen.
Legend basiert zwar auf einer wahren Geschichte und realen Personen, trotzdem macht der Film von Anfang an keinen Hehl daraus – und das wird schon von der Voice Over Erzählung von Frances deutlich gemacht –, dass es sich bei der Geschichte „bloß“ um eine von vielen möglichen Legenden und Gerüchten handelt, die sich die Leute über die Kray-Zwillinge erzählen. So hat auch Frances ihre eigene zu erzählen. Ein geschickter dramaturgischer Kniff von Brian Helgeland (Drehbuch und Regie), ermöglicht es ihm doch nicht nur von den realen Ereignissen abzuweichen, sondern gleichzeitig auch alle möglichen Klischees und genrespezifischen Tropen in den Film einzubauen, mit der Entschuldigung, dass es sich dabei ja um mehr oder weniger eine Erzählung innerhalb der Erzählung handelt.
Leider geht dieses Konzept, so spannend und vielschichtig es vom Potenzial her sein könnte, nur bedingt auf, denn anstatt mit den üblichen Genremerkmalen zu spielen, bedient er sich ihrer mehr oder minder offensichtlich und plump, was wiederum nicht zur Vermeidung oder dem schelmischen Aufzeigen von Klischees beiträgt, sondern sie vielmehr als solche entlarvt und Legend damit Opfer seines eigenen Konzepts wird. Dabei liegt es aber weniger am Drehbuch, auch wenn es nicht zum Besten gehört, was Helgeland geschrieben hat, sondern eher an der relativ einfallslosen Regie, die sich viel zu sehr auf das Schauspiel von Tom Hardy verlässt.
Was auch wohl die größte Stärke des Films ist. Hardy zeigt einmal mehr seine Bandbreite als Schauspieler und Charakterdarsteller. Egal ob als souveräner und beherrschter Reggie, der nur dann gewalttätig wird, wenn es notwendig ist, oder als psychopathischer Ronald, der nicht mal in der Unterwelt Londons der 60er Jahre Angst davor hat sich als Homosexuell zu outen – wer würde es wagen ihn deshalb zu verurteilen? Die Schauspielkunst Tom Hardys, wie es ihm gelingt zwei unterschiedliche Brüder, die nicht nur gegen Gangster, sondern auch gegen sich selbst kämpfen, darzustellen, spricht Bände. Abseits davon bietet der Film vergleichsweise wenig.
Die Nebendarsteller verblassen, nicht zuletzt, weil ihre Figuren viel zu uninteressant und oberflächlich angelegt sind. Legend fängt mit einer vielversprechenden Prämisse an, verkommt aber schnell zu einem weiteren vorhersehbaren Gangsterfilm vom Aufstieg und unvermeidlichen Fall zweier Verbrecher, die in ihrer Heimat noch immer so etwas wie Legenden sind. Die Geschichte und seine Figuren hätten sich ein vielschichtigeres filmisches Denkmal verdient und vom Potenzial auch hergegeben. Zumindest ist Legend trotzdem stellenweise unterhaltsam und hat seine gelungenen Momente und das Schauspiel von Tom Hardy alleine macht den Film sehenswert. Mehr aber auch nicht.
Regie und Drehbuch: Brian Helgeland, Darsteller: Tom Hardy, Emily Browning, Taaron Edgerton, Christopher Eccleston, Filmlänge: 131 Minuten, Kinostart: 05.01.2016, www.legend-derfilm.de
Autor
Marco RauchAufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.
&post;