Leftfield: Der bessere Bass

Leftfield: Der bessere BassLeftfield
„Alternative Light Source“

(Infectious Music)
Fast wirkt es wie abgesprochen, dass jeder der drei großen Acts, die Mitte der 90er der elektronischen Tanzmusik wieder zurück auf die Bühne des Pop verhalfen, in diesem Jahr das Comeback versuchen: The Prodigy starteten 1994 mit ihrem furiosen Mashup aus Punk, House und Big Beat und „Music For The Jilted Generation“ richtig durch, ein Jahr darauf setzten Paul Daley und Neil Barnes aka. Leftfield mit „Leftism“ den nächsten Meilenstein, bevor kurze Zeit später die Chemical Brothers und ihr Debüt „Exit Planet Dust“ die Runde schlossen. Soweit so lange her. Was wir heute wissen: Die Rückkehr von Keith Flint und Kollegen ist Ende März so ziemlich in die Hose gegangen, großem Getöse folgten anderthalb gute Songs – mit bloßem Geballer läßt sich offensichtlich im Jahr 2015 kein Eindruck mehr schinden. Leftfield hatten sich deutlich mehr Zeit gelassen mit dem Nachfolger zu „Rhythm And Stealth“, ganze sechszehn Jahre durften ihre Anhänger überlegen, ob und wie die beiden wohl in den Ring steigen werden. Nun, sie tun es weitaus geschickter als ihre besagten Mitstreiter aus Essex. Ihr Stilmix aus Dub, Breakbeats und Progressive House war und ist ohnehin weit weniger auf massierte, knallharte Wirkungstreffer ausgerichtet, sie können durchaus auch mal ein paar Gänge zurückschalten, ohne befürchten zu müssen, von ihrer Gefolgschaft gleich als Weicheier beschimpft zu werden.
Und so ist auch „ALS“ angemessen deep, bassy und dunkel geworden, es pumpt und wummert zu illustrer Gästeliste und läßt dennoch genügend Zwischentöne erkennen. Schon Tunde Adebimpe von TV On The Radio verleiht dem Eröffnungsstück „Bad Radio“ eine herrlich düstere Note, die zarte Channy Leaneagh von Poliça darf man gleich von zwei Seiten kennenlernen – “Bilocation” verwandelt sie in einen geheimnisvollen, wohlklingenden Popsong, den fiebrigen House von “Little Fish” hingegen begleitet sie mit nervöser, unsicherer Stimme. Wer früher Johnny Rotten sagte, kommt heutzutage an den Sleaford Mods nicht vorbei und so leisten sich Leftfield eine feine Parallele zu The Prodigy und ihrem gefeaturten Albumtrack „Ibiza“ – der Unterschied: Jason Williamson und Andrew Fearn müssen mit „Head And Shoulders“ kein ganzes Album retten, sie dürfen zu bratzigen Beats einfach das tun, was sie am besten können: Böse schimpfen. Den schönsten Song hat sich das Duo für den Schluss aufgehoben, gemeinsam mit dem Londoner RnB-Rookie Ofei gelingt ihnen mit „Levitate For You“ ein herrlich trippiger, sinstrer Kehraus. Reife Leistung, fürwahr, wollen wir mal sehen, was die Chemical Brothers dem hinzuzufügen haben. http://www.leftfieldmusic.com/

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