Leerheit der Phänomene

Leerheit der PhänomenePrasannatindra fragte: „Lehrer, Bhagavan, auf welche Art sind äußere Objekte leer? Möge der Lehrer das erklären!“
Er antwortete: „Was das Auftreten des Greifens nach einer Identität des gewünschten Phänomens als etwas anderes als das Ich betrifft, lass uns die Art und Weise untersuchen, wodurch alle diese Namen, Dinge und Zeichen nicht begründet werden. Zuerst einmal lass uns einmal die Leerheit der Namen des Körpers bestimmen, indem wir die Grundlage der Bezeichnung der Namen untersuchen. Überprüfen wir das, was Kopf genannt wird: Haar ist Haar und nicht der Kopf; die Augen sind Augen und nicht der Kopf; die Ohren sind Ohren und nicht der Kopf; die Nase ist die Nase und nicht der Kopf; die Zunge ist die Zunge und nicht der Kopf. Genauso scheinen die Haut, das Fleisch, die Knochen, das Blut, die Lymphe, die Sehnen usw. alle ihre eigenen Namen zu haben, daher werden sie nicht als Kopf bezeichnet.“

Höchstes Erkennen durch Analyse

Prasannatindra fragte: „Lehrer, Bhagavan, wenn du ihn auf seine Bestandteile wie eben reduzierst, dann ist er nicht begründet, aber wird ihre Anordnung nicht als Kopf bezeichnet?“
Er antwortete: „Kind aus gutem Hause, beobachte, dass es allgemein viele Fälle gibt, in denen die Zusammenkunft dieser Bestandteile nicht als Kopf bezeichnet werden kann. Wenn der Kopf einer Person auf seine Teilchen reduziert wird, die dann wieder zusammengefügt und anderen gezeigt werden, dann würden sie ihn nicht als Kopf bezeichnen. Selbst wenn diese Teilchen befeuchtet und als Kugel geformt werden, dann würde man das nicht als Kopf bezeichnen.
Wenn dein Kopf, der während des Traumes auftaucht, dein Kopf, der während des Wachzustandes erscheint, dein Kopf, der in der Vergangenheit erschienen ist und dein Kopf, der in Zukunft erscheint, immer identisch wären, dann müssten auch alle Geschwüre, Schwellungen, Kröpfe, Muttermale und Warzen, die du hättest bei all diesen Gelegenheiten auftauchen, aber das tun sie nicht. Wenn jeder dieser Köpfe verschieden wäre, dann müssten entweder diese vorherigen Köpfe weggeworfen werden oder ansonsten würde das darauf hindeuten, dass sie von Anbeginn an niemals vorhanden waren. Wenn du sagst, er wird Kopf genannt, weil er an der Spitze oben erblickt wird, dann solltest du die oberen und unteren Regionen des Raumes analysieren. Indem du untersuchst, wie die vorderen, rückseitigen, oberen und unteren Regionen des Raumes bestehen, wirst du feststellen können, dass keine von ihnen aus sich heraus existiert.
Wodurch wird genauso das Auge bestimmt? Alle flüssigen Kugeln sind nicht mit dem Namen Auge bekannt. Die Haut, das Blut, Fett, die Kanäle und Sehnen gewähren nicht den Begriff Auge. Wie im vorherigen Fall besteht auch das Auge nicht als eine Ansammlung dessen. Wenn du glaubst, dass eine flüssige Kugel, die Formen sieht, Auge genannt wird, dann beobachte, ob das, was in der Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart, in den Traumerscheinungen und im Wachzustand die ganze Zeit Formen sieht, diese flüssige Kugel der Gegenwart ist. Selbsterscheinungen gibt es aufgrund des uranfänglich vorhandenen Bewusstseins, anstatt dieser flüssigen Kugel der Gegenwart. Auch wenn du hundert Millionen Augäpfel nimmst, die in eine Richtung blicken, so würden sie keine Form sehen.

Deduktiv – induktiv

Ebenso ist es mit den Ohren, da das Fleisch, die Haut, die Kanäle, Sehnen, das Blut, die Lymphe und Höhlungen ihre eigenen Bezeichnungen haben und nicht die Bezeichnung ‚Ohr’ haben, was wird dann Ohr genannt? Wenn du sagst, etwas wird deshalb Ohr genannt, weil es Klänge hört, dann untersuche, ob das, was die ganze Zeit über und nach diesem Leben, während des Träumens und während des Wachens Klänge hört, das Ohr ist. Indem du das machst, wirst du entdecken, dass das Bewusstsein des Geistes es ist, das hört und nicht die Form des vorhandenen Ohres. Auch wenn unzählige Ohren in der Hand halten würdest, so würden sie keine Klänge hören. Das ist der Fall, da das Ohr ursprünglich nicht existiert.
Durch das Erforschen und Analysieren des Begriffs und der wahren Zeichen der Nase entdeckst du gleichfalls, dass das Fleisch, die Knochen, das Blut, die Lymphe, die Kanäle, Sehnen und Höhlungen alle ihre eigenen verschiedenen Bezeichnungen haben, somit existieren sie nicht als die Nase, noch bestehen sie in ihrer Ansammlung.
Wenn du meinst, dass das, was Gerüche wahrnimmt, die Nase genannt wird und dass Gerüche von dieser Öffnung gespürt werden, dann bedenke, dass diese Öffnung im Traumzustand noch in anderen Leben benötigt wird. Bewusstsein im Zwischenzustand nimmt genauso Gerüche wahr. Wenn daher das Geistbewusstsein keine Nase hätte, dann hätte die Nase gewiss kein objektives Dasein.
Ebenso wird die Zunge nicht durch irgendwelche einzelnen Bestandteile aus Fleisch, Blut, Haut, Kanälen und Sehnen begründet, noch ergibt sich die Bezeichnung Zunge aus deren Zusammenkunft Wenn du versicherst, dass dies, was Geschmäcker erfährt, die Zunge ist, dann erforsche, ob diese Zunge, die im Traumzustand, im Zwischenzustand und in anderen Leben Geschmäcker erfährt oder nicht und dann wirst du es wissen.
Durch das Erforschen des sogenannten Körpers hinsichtlich Haut, Fett, Fleisch, Blut, Knochenmark, Knochen und allen Kanälen und Sehnen wirst du herausfinden, dass der Körper nicht festgelegt werden kann. Wenn sie alle auf winzig kleine Teile reduziert werden und zu einem Klumpen geformt werden, dann wäre das nicht der Körper. Wenn du sagst, dass das, was die taktilen Eindrücke erfährt, als Körper bezeichnet wird, dann überprüfe: wer erfährt die taktilen Eindrücke in einem Traum und im Zwischenzustand? Indem du das machst, bestimmst du, dass es das Geistbewusstsein selbst ist. Da also der Begriff des Körpers auf den Geist nicht angewendet werden kann, existiert der Körper nicht.
Ferner durch das Erforschen des Ortes des sogenannten Armes, so ist die Schulter nicht der Arm, noch ist es der Oberarm, der Unterarm oder die Handfläche und die Finger des Armes, also sage ich: ‚Ermittle, was der Arm ist und sag es mir.’ Du sagst vielleicht, dass dasjenige, das die Funktionen des Armes ausführt, der Arm genannt wird. Aber dann überprüfe, ob es das ist, was als ein Arm erscheint und die Funktionen eines Armes in einem Traum ausführt und ob es alles ist, das als solches im Zwischenzustand erscheint. Wenn du das machst, wirst du entdecken, dass es das nicht ist. Vielmehr wirst du feststellen, dass sie bloße Erscheinungen des Geistes sind, somit ist der Arm als solches nicht begründet, außer als etwas dem Geist zugeordnetes.
Darüberhinaus durch das Überprüfen der Schulter, dass das Fleisch nicht die Schulter ist, auch nicht die Knochen, Kanäle und Sehnen. Sie besteht nicht in irgendeiner dieser einzelnen Komponenten und sie ist auch nicht die Ansammlung der Teilchen, auf die man sie reduzieren kann, selbst wenn du sie befeuchten und dann zu einem Klumpen formen würdest. Genauso wird durch das sorgfältige Erforschen aller Gelenke nachgewiesen, dass die Basis der Bereitstellung dieser Bezeichnung keine objektive Existenz hat.

Grundlage der Bezeichnung

Leerheit der PhänomeneAußerdem worauf beziehst du den Namen für die Erscheinung eines menschlichen Wesens da drüben? Der Kopf ist nicht ein Mensch. Die fünf Sinnesfähigkeiten sind nicht ein Mensch. Die Bezeichnung Mensch wird nicht im Fleisch, Blut, den Knochen, Knochenmark, den Kanälen, den Sehnen, den größeren und kleineren Gliedern oder im Bewusstsein gefunden. Was ist ebenso die Grundlage für die Bezeichnung eines Hauses? Die Erde ist nicht das Haus, auch beim Stein lässt sich der Name für ein Haus nicht verwenden, nur für den Stein selbst. Die Bezeichnung Haus lässt sich nicht auf Säulen, Dachsparren, Balken oder den Boden anwenden und auch wenn man sie alle zusammen nimmt, ist die Bezeichnung Haus nicht gerechtfertigt. In Bezug auf einen Tasse beispielsweise, ist das Äußere nicht die Tasse, noch ist es das Innere, noch ist es ihr Ausguss oder ihr Boden und das Holz ist keine Tasse. Weder sind es die einzelnen Bestandteile, noch existiert ihre Zusammenkunft objektiv als Grundlage für die Benennung. Auch ist das bei einem sogenannten Berg. Die Erde ist nicht der Berg, noch sind es die Steine, das Gras oder die Bäume. Und ihre Anordnung ist auch kein Berg. Somit ist der Name Berg leer.
Um die Grundlage einer Bezeichnung für einen einzelnen Stock zu überprüfen, so ist seine Spitze einfach eine Spitze und nicht ein Stock. Sein Boden ist nichts anderes als sein Boden, das Holz ist nichts anderes als das Holz, seine verbrannte Asche ist nichts anderes als Asche und seine Teilchen am Boden sind einfach Teilchen und kein Stock. Sogar also diese Bezeichnung kann sich nun ohne jegliche objektive Existenz auflösen.
Wisse, dass Erde, Wasser, Feuer und Luft im Bereich der groben Teilchen, der winzigen Teilchen oder der teilchenlosen winzigen Teilchen nicht existieren. Was alle möglichen Bezeichnungen angeht, so ist eine Illusion nichtexistent und nicht viel mehr als die bloße Bezeichnung Illusion; eine Fata Morgana ist nichtexistent und nicht viel mehr als eine bloße Kennzeichnung; ein Traum ist nichtexistent und ist nicht viel mehr als eine bloße Benennung; eine Spiegelung ist nichtexistent und nichts anderes als eine bloße Etikettierung; eine Stadt der Gandharvas ist nichtexistent und ist nicht viel mehr als eine Benenntung; ein Echo hat keine objektive Existenz abgesehen von seiner bloßen Bezeichnung als Echo; der Mond im Wasser ist nichts anderes als die bloßen Worte von Mond im Wasser; eine Wasserblase ist nichts anderes außer dem bloßen Wort Wasserblase; eine optische Täuschung hat keine objektive Existenz abgesehen von seiner Bezeichnung; und eine magische Erscheinung hat keine Existenz abgesehen von der bloßen Äußerung ihres Namens. Genauso wie die Äußerungen der Klänge dieser Namen sind alle Grundlagen der Bezeichnung für die geäußerten Namen und Worte für alle möglichen erscheinenden Phänomene nichtexistent und sie sind Leerheit, die nicht festgestellt werden kann. Erkenne, dass Leerheit keine objektive Existenz hat und Leerheit in der Weite des Raumes gänzlich endet. Das ist der praktische Rat.“

Aus dem Vajra-Herz-Tantra von Dudjom Lingpa. Übersetzt von Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2014)


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