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„Die Action lässt die Leinwand explodieren“; „Ein heißblütiger, testosterongeladener Trip“... so betiteln beispielsweise der ´Observer´ und ´Fimoria´ Ewan McGregor´s neuesten Actionfilm SON OF A GUN. Ich würde mich für solche Zeilen genauso kaufen lassen, leider kam bislang noch keiner. Denn das SON OF A GUN einen Zuschauer so dermaßen von den Socken haut, ist schwer zu glauben.
Inhaltlich lässt sich das Geschehen folgendermaßen herunterbrechen: Der 19-jährige JR wandert für ein nicht besonders grobes Vergehen für ein halbe Jahr ins Gefängnis. Schnell muss er sich eingestehen, dass die gängigen Klischees des Lebens hinter schwedischen Gardinen gänzlich erfüllt werden. Sexueller Missbrauch der Schwächeren, rohe Gewalt und die verschiedenen Cliquen, die sich auf dem Hofgang grimmig anschauen. Wie im Film praktisch. Schnell lernt er den respektierten Brendan Lynch kennen, der ihm für den Rest seines Aufenthaltes den Rücken freihält. Vorausgesetzt JR hilft ihm bei seinem Ausbruch. JR stimmt zu, und sein mulmiges Gefühl soll sich fortan auch bestätigt fühlen, denn schnell treibt der Junge in einem Strudel der Gewalt, Kriminalität und des Misstrauens umher, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt.
Hört sich alles ziemlich spannend an, schön und gut, doch was unterm Strich bei diesem Projekt herausgekommen ist, lässt sich schwer als Actionkracher definieren. Um die positiven Aspekte vorweg zu nehmen, fangen wir mit der optisch hochklassigen Inszenierung Julius Avery´s an. Fast schon klinisch und steril wirken die Bilder in den Gängen des Sicherheitstraktes. Auch außerhalb des Gefängnisses wählt der Regisseur kalte, verlassene, teilweise heruntergekommene Orte um die Wahrnehmung des Filmes beizubehalten. Das ganze Spektakel hier soll rau wirken, hier sind harte Männer mit Pistolen am Werk, da zeigt man eben auch ein bisschen Schmutz. Ansehen kann man sich das rein von den Augen her aber wirklich gut, da gibt es nichts zu mäkeln. Auch Ewan McGregor kommt in seiner Gangster-Rolle tatsächlich gut an. Mit Vollbart und undurchdringbaren Blick nimmt man ihm seinen Charakter komplett ab, er spielt gut, was will man mehr. Außer ihm kann sich da aber niemand aufdrängen. Der junge Hauptdarsteller Brenton Thwaites wirkt mit seinem flaumigen Schnauzer wirklich fehl am Platz.
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Ansonsten aber ist SON OF A GUN Mangelware an jeder Ecke. Wo die Action hier sein soll, kann man schwer erkennen. Bis auf zwei Szenen dümpelt der Streifen volle 105 Minuten vor sich hin, und verliert sich irgendwo zwischen Knastfilm, Gangsterfilm und Gaunerstreifen. Das ist weder halb, noch ganz und im Prinzip damit auch konzeptlos was sich die gesamte Laufzeit über abspielt. Die Charaktere werden so gut wie nicht gezeichnet. Was wir wissen ist, dass der Junge JR gut Schach spielen kann, das ist dann im Endeffekt auch die Legitimation, weswegen ihn der große Brendan Lynch unter seine Fittiche nimmt. Der Junge spielt gut Schach, der ist was Besonderes. Das ist doch Quatsch Jungs, im Ernst. Schach ist dann auch irgendwie ein wenig der rote Faden, sowas braucht es ja auch noch. Es gibt nichts erwähnenswertes, SON OF A GUN kommt wie ein Projekt rüber, in welches auch der moderne Nicholas Cage gut reingepasst hätte. Atmosphäre kommt lediglich am Ende auf, hier hat man einen tollen Song ausgewählt, der in guten Filmen wohl nochmal Gänsehaut beschert hätte. Hier hat es wenigstens zu einem aufhorchen gelangt.
BEWERTUNG: 04/10Titel: Son of a GunFSK: ab 16 freigegebenLaufzeit: 108 MinutenGenre: Knastfilm, ThrillerErscheinungsjahr: 2015Regisseur: Julius AveryDarsteller: Ewan McGregor, Brenton Thwaites, Alicia Vikander, Nash Edgerton, Matt Nable