Lee Fields and The Expressions: “Faithful Man”
Erstellt am 16. April 2012 von Yoana
Irgendwie ging sein Soulsound damals unter, als die große Stunde der James Browns und Aretha Franklins schlug. Dabei führte auch der Weg von Lee Fields über den örtlichen Gospelchor direkt ins Aufnahmestudio, wo bereits 1969 seine erste Platte entstand. Am Ende blieb es bei einer handvoll veröffentlichter 7inches in limitierter Auflage. Eine Disco- und Contemporary-R&B-Welle später erlebte der impulsive Sänger aus Wilson, North Carolina seinen zweiten Frühling. Die Vintage- und Retro-Bewegung Ende der 90er Jahre bot neben Amy Winehouse, Nicole Willis und Konsorten auch die Möglichkeit für ein Soul-Revival übergangener Originalröhren wie Sharon Jones oder Charles Bradley. Mit der Veröffentlichung von My World 2009 schafft auch das männliche Pendant zu Jones den Sprung auf die Soul-Landkarte: Lee Fields ist die ausgegorene Melange aus Al Green und James Brown für Zuspätgeborene. Eine musikalische Heimat findet er in Brooklyn bei dem Label “Truth & Soul”, das sich 2004 aus den Überresten von “Soul Fire Records” formiert. Den passenden nostalgiegetränkten Klangteppich für sein urwüchsiges Soulorgan bekommt er von der hauseigenen Band The Expressions ausgerollt.
Faithful Man ist der Titel des neusten Lee Fields Streichs, auf dem der Altmeister mit seinem Southern Soul schmachtet und mit Lo-Fi Blues die Knechtschaft der Herren vor der bezaubernden Damenwelt besingt – Blaxploitation galore. Kompromisslos funky hangelt sich Fields über knapp eine halbe Stunde von einer Liebesbekundung zur nächsten leidenschaftlichen Hommage an das schöne Geschlecht. Die Soul-Schmonzetten triefen vor Authentizität und haken sich mit unvergleichlicher Spielart im Gehörgang fest. Ob I Still Got It mit seinen unwiderstehlichen Bläsern, der hitverdächtige Appell Wish You Were Here oder das smooth-groovende Who Do You Love, Lee Fields besticht konsequent mit stark durchbluteten Soul-Hymnen. Im Ausdruck seiner Stimme katapultiert er den Schmerz einer ganzen Generation in die Jetztzeit. Die Intensität seines Gesangs ist ein Statement der puren Leidenschaft. Vermutlich eine Spur zu leidenschaftlich für das Mainstream Radioprogramm.