Lebenszeichen von der Zellebene

Krebs sagt man nach heimtückisch zu sein. Ich habe mich immer gegen diesen Begriff gewehrt, denn heimtückisch ist meines Erachtens jemand, der zielgerichtet und aus niederen Beweggründen heraus aus dem Hinterhalt agiert. Das sprach ich dem Krebs (also dem, der in meinem Körper sein Unwesen treibt) allein aus den Gründen ab, weil er  bekanntermaßen aus Zellhaufen besteht. Aber tut das der Mensch als solcher nicht auch? Wie auch immer, ich hatte mich mit (meinem) Krebs auseinandergesetzt, mit der Krankheit wie mit der Aussicht, daran zu sterben. Und man gab mir gerade einmal zwei Jahre… Die sind längst um, ich fühle mich gut und munter, habe Pläne und keine Lust mehr, mich mit Zellen zu befassen. Und dann kam der Moment, an dem ich geneigt war, Krebs das bis dahin verweigerte Attribut „heimtückisch“ zuzusprechen: Er, der mich eine Weile in Ruhe gelassen hatte, der, den ich niedergekämpft und niederignoriert zu haben schien, schickt mir unerwartet ein Lebenszeichen…


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