Lebensretter Kinderautositz

Keiner, zumindest niemand den ich kenne, behauptet von sich selbst, dass er zu viel Geld hat. Auch ich gehöre nicht zu den Menschen, die ihr Leben auf roten Teppichen und mit der High Society verbringen, während das Bankkonto sich ständig wie von selbst befüllt. Geld ist endlich und man muss es einteilen. Wohnen, Essen, Kleidung und Fixkosten wie Versicherungen müssen bezahlt werden. Ich bin ständig bestrebt zu sparen. Allerdings hat mir meine aktuelle Recherche zu einem neuen Kinderautositz ein wenig die Augen geöffnet, wo man besser nicht sparen sollte.

Der seidene Faden

Autos sind nicht für Kinder entwickelt. Damit sie sicher unterwegs sind und auch bei einem Unfall optimal geschützt sind brauchen sie einen Kinderautositz. Unser Auto ist von vorne bis hinten mit Airbags ausgestattet. In den Sitzen, über den Türen, im Armaturenbrett und in den Säulen liest man überall das Wort Airbag. Dumm nur, dass all diese tollen Airbags auf Erwachsene ausgerichtet sind. Kinder sind schlichtweg zu klein um davon optimal profitieren zu können. Genauso ist es mit den restlichen Sicherheitseinrichtungen, wie den Gurten. Das ist Alles für Erwachsene entwickelt und für Kinder einfach nicht geeignet. Damit die Kinder sicher im Auto mitfahren können braucht man also einen Kinderautositz. Natürlich habe ich drei solche Sitze für meine drei Kinder.

Der Kinderautositz

Wie es nun mal so ist, bekommen kleine Geschwister immer die abgelegten Dinge der älteren Geschwister. Die Kleinste verwendet ihren Sitz also als Dritte, mein Sohn ist der Zweite im eigenen Sitz und die Älteste hat den neuesten Sitz. Dieser Sitz sollte ausreichen, bis sie keinen Kinderautositz mehr benötigt. Grund für meine Recherche ist die Notwendigkeit, dass mein Sohn einen neuen Sitz braucht und die Kleinste für ihren Sitz auch schon bald zu groß sein wird. Logisch wäre es also, den Sitz den Kleinsten wegzugeben, sie in den nächsten Sitz zu setzen und meinem Sohn einen neuen Sitz zu kaufen. Nur habe ich mich jetzt ein wenig in das Thema eingelesen und bin mir nicht mehr sicher, ob ich das so machen werde. Der Grund sind verschiedene Interviews mit Experten und Berichte über tödliche Autounfälle, die mit dem richtigen Kinderautositz wahrscheinlich von den Kindern überlebt worden wären.

Kosten Nutzen

Bei aller Sparsamkeit sollte die Sicherheit der Kinder an erster Stelle stehen. Schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie eines meiner Kinder leblos auf der Straße liegt, dann wäre ich sofort bereit mein ganzes Geld zu geben um es zu retten. Stehe ich mit offenen Augen vor einem Autokindersitz und sehe mir das Preisschild an, dann gehen mir ganz andere Gedanken durch den Kopf. Achtet man auf Testergebnisse und entscheidet sich für einen Markensitz, dann kostet der richtige Autositz für Kinder ab etwa 200€. Will man einen Reboarder Sitz, denn kann der Preis auch wesentlich höher liegen. Wir fahren nicht häufig gemeinsam im Auto. Mein Mann braucht es beruflich, aber in der Stadt mach es nur beim Wocheneinkauf Sinn.

Autobahn

In der Stadt sind Unfälle meistens nicht so schlimm, wie außerhalb der Ortsgebiete. Man fährt langsamer und muss immer wieder anhalten, wenn die Ampeln rot zeigen. Das Risiko ist viel geringer, als wenn man sehr lange mit hoher Geschwindigkeit unterwegs ist. Auf der Fahrt in den Urlaub sieht es schon anders aus. Auch wenn der Fahrer routiniert ist und schon hunderttausende unfallfreie Kilometer hinter sich hat, kann es jederzeit zu einem Unfall kommen. Dass die Kinder dabei die schlechtesten Karten haben, liegt nicht nur an ihrer Körpergröße. Was auch immer das moderne Auto an Maßnahmen ergreift, die Insassen bei einem Unfall vor Verletzung zu bewahren, die Kinder haben wenig bis garnichts davon. Kopfairbags sind zu hoch und auch die anderen Airbags greifen ins Leere. Sie fallen in den Gurt und der im Verhältnis schwere Kopf wird kräftig nach vorne geschleudert. Im Ernstfall kommt es darauf an in welchen Kinderautositz das Kleine sitzt und ob der Sitz und das Kind korrekt gesichert sind.

Kompliziert

Wenn wir unsere Kindersitze ausbauen, dann muss das mein Mann machen. Er flucht dabei auch regelmäßig, weil es verdammt kompliziert ist. Beim Einbau ist es auch nicht viel besser. Der Gurt muss durch Schlitze und Schlaufen gezogen werden und soll den Sitz sicher fixieren. Damit das hält muss man schon recht kräftig am Gurt ziehen. Auch die Kinder in ihre Kindersitze zu schnallen ist mitunter eine Wissenschaft. Die Gurte verdrehen und aus rätselhaften Gründen sind sie alle paar Tage mal einfach viel zu kurz, obwohl sie zuletzt noch perfekt gepasst haben. Die Folge ist menschlich, kann aber fatal sein!

Fahrlässige Gefahr

Wenn meine Drei ins Auto stürmen, dann gibt es immer ein wenig Chaos. Die Kleinste muss in den Sitz geschnallt werden, die Älteste macht das schon selbst und mein Sohn probiert gerne, ob er sich schon selbst an- und wieder abschnallen kann. Meist sind wir ein klein wenig in Eile, weil es schon in der Wohnung Verzögerungen gegeben hat. Eine muss noch auf Toilette, ein anderer schmuggelt allerhand nicht genehmigtes Spielzeug in verschiedenen Hosen- und Jackentaschen aus der Wohnung. Die Kleinste zieht wie immer die Schuhe verkehrt herum an. Man schnallt die Kleinen also so schnell es geht in die Sitze. Ist ein Gurt wieder mal kürzer als sonst, dann wird er einfach ein wenig länger gestellt.

Tickende Zeitbombe

Das Ergebnis ist allerdings, dass die Kinder nicht optimal geschützt sind. Sitzt der Gurt zu locker, dann kann das Kind während der Fahrt einen Arm aus dem Hosenträgergurt fädeln. Verdrehte Gurte am Körper verteilen die Kräfte bei einem Unfall nicht mehr auf die ganze Breite, sondern nur auf einen dünnen Streifen. Meine Älteste schnallt sich in ihrem Isofix-Kindersitz mit dem Originalgurt an. Ist der Gurt nicht ordentlich in die Führung eingehängt und ist der Kopfteil zu hoch, dann läuft er quer über ihren Hals und kann sie strangulieren, wenn wir stark abbremsen. Auch spielen die Kinder während der Fahrt ständig mit den Gurten. Mal sitzt er korrekt und Sekunden später hat das Kind den Schultergürtel schon befreit. Entweder werden die beiden Hosenträger abgestreift, oder der Gurt unter den Arm gezogen. Beides macht einen Unfall wesentlich riskanter für die Kinder.

Wachsam sein

Als Mutter muss ich mich da selber an der Nase nehmen. So langweilig eine lange Autofahrt für die Kinder auch ist und so wenig mancher es auch mag, wenn der Gurt straff sitzt, ein Umgehen des Gurtes ist strikt verboten. Man hat einfach nicht immer die Augen hinten, wenn man unterwegs ist. Fällt es mir auf, dann wird das Kind natürlich ermahnt, aber sobald ich mich wieder umdrehe kann es gleich wieder losgehen. Was ich noch entscheiden muss, ist die Art des Kinderautositz, den ich meinem Sohn und wahrscheinlich auch der Jüngsten kaufen werde. Am sichersten scheint auf jeden Fall ein Reboardersitz zu sein.

Reboarder Kindersitz

Der Reboarder genannte Kindersitz  wird gegen die Fahrtrichtung eingebaut. Das Kind sieht während der Fahrt also nach hinten. Ich habe schon einmal darüber geschrieben und bin nach wie vor nicht ganz sicher, dass meine Drei das akzeptieren würden, dass sie plötzlich gegen die Fahrtrichtung schauen müssen. Aus Sicht der Experten ist ein Kinderautositz entgegen die Fahrtrichtung deutlich sicherer, als die übliche Blickrichtung nach vorne. Fährt das Auto frontal auf werden die Kleinen „nur“ in den Sitz gedrückt. Die Halswirbelsäule wird geschützt und die Überlebensschancen sind entsprechend höher. Was bei einer Babyschale selbstverständlich ist, ist auch für Kinder bis etwa 4 Jahre möglich. Ich habe dazu ein Video gefunden, in dem man gut sieht, was der Unterschied ist.

Schwerer Kopf

Das Problem ist, neben den Airbags, die nicht dort sind, wo das Kind hingeschleudert wird, der kindliche Kopf. Im Verhältnis zum Körper ist er größer und schwerer. Wird er bei einem Unfall nach vorne geschleudert, dann wirken hohe Kräfte auf die Halswirbelsäule der Kinder. Ist der Kinderautositz zu klein, zu groß, oder falsch eingestellt, dann hat der Kopf auch seitlich keinen optimalen Halt. Der falsche Kindersitz, oder falsch angegurtete Kinder sind ein unglaubliches Risiko. Der Kinderautositz kann nur dann schützen, wenn man alles richtig macht und auch dann, wenn die Kinder es unangenehm finden alle Gurte straff dort sitzen, wo sie hingehören.

Zeit für Sicherheit

Nachdem ich mich jetzt eine Weile mit dem Thema auseinandergesetzt habe, werde ich mir wesentlich mehr Zeit nehmen, meine Kinder ordentlich in den Sitz zu schnallen. Der Gurt sollte nicht über dicke Winterjacken geführt werden und wenn der Sitz nicht mehr passt, dann muss er ausgetauscht werden. Ein nettes Video mit Willi hab ich auch noch gefunden. Hier sieht man nochmal, was es heißt, wenn ein Kind nicht richtig angeschnallt ist. Erschreckend.


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