Stufen – Bildquelle Pixabay
Die Medien berichten in diesen Tagen zum Glück nicht nur über eine uninteressante Reality-TV-Show mit unbekannten und uninteressanten Prominenten, die mich sehr gruselt. Zwischen Kriegsschauplätzen, Flugzeugabstürzen, Ebola und Ferguson lautet eine Überschrift in diesen Tagen: Jeder zweite Deutsche hat Angst vor dem Tod. Das Festhalten am Leben werde mit zunehmendem Alter geringer, die Todesangst nehme ab. Kann ich quasi aus meinem eigenen Älterwerden “belegen”. Als Kind hatte ich jahrelang eine zermürbende Angst vor dem Tod, vor der Ungewissheit: was passiert da? Mit mir? Bin das überhaupt noch ich? Was fühle ich? Tut es weh? Was kommt danach? Gibt es etwas danach – oder nicht? … Fragen, die in Kinderaugen kein Mensch verlässlich beantworten kann. Der Glaube – ans Weiterleben im Paradies? Mir ist viel zu früh klargeworden, dass es keinen stichhaltigen Beleg dafür gibt.
Einige Jahre lang hatte ich immer wieder einen richtig schlimmen Alptraum: lag lebendig begraben unter einem großen Grabstein auf meinem Grundschulhof. Und keiner hats gemerkt. In Teenagerzeiten ist mir nächtelang regelrecht die Luft weggeblieben, aus Angst vor der atomaren Gefahr, der Umweltzerstörung, der Luftverschmutzung, Aids, drohenden Kriegsgeschehen, den Auswirkungen der Moderne. Dem drohenden Kollaps. Dem Aus. Wer das Video zu Ultravox “Dancing with tears in my eyes” kennt, weiß, dass ich mir durchaus auch romantisch überlegt habe, wie und mit wem ich meine letzten Minuten verbringen wollen würde …
Je älter ich werde, desto ruhiger bin ich. Keineswegs sicherer, keineswegs gelassen, keineswegs weniger am Leben hängend. Aber mir wird mehr und mehr klar, dass ein Leben in Angst vor dem Tod zu nichts führt.Irgendwo habe ich mal gelesen: “Nichts ist so sicher wie der Tod und nichts ist so unsicher wie das Leben.” Und wann es vorbei ist. Tot kann kann plötzlich sein, es kann aber auch ein langer, sogar qualvoller Weg werden. Das alles wissen wir – theoretisch. Die meisten Menschen verdrängen den Tod im Alltag erstaunlich gut und umfassend – klappt nur nicht, denn Sterben lässt sich nicht vom Leben trennen.
Das ist auch der Grund, warum ich darüber schreibe. Ich bin ganz ehrlich: heute machen mich die drohenden Verluste ängstlich. Jeder Mensch, der geht, hinterlässt eine Lücke. So erkläre ich mir zumindest, warum Menschen mit zunehmendem Alter weniger Angst vor dem Sterben haben. Sie haben mehr Angst, allein zurückzubleiben?