Lebens-Lagen #24: 04.April

schleimi

Friedrich Schleiermacher

Am 4. April 1784 erhielt der protestantische Theologe Friedrich Schleiermacher (1768-1834) Post von seinem ehemaligen “Stubenlehrer” am Pädagogium der Herrnhuter Brüdergemeine in Niesky, dem Engländer G.W. Horne, der mittlerweile Hofmeister in Gnadenfeld war. Er schrieb:

“(…)Aus Deinem Briefe sehe ich dass du hinauf gerückt bist. Aber was machst Du hieraus gleich für Schlüsse? Du wirst Dir doch wol nicht einfallen lassen Dich unter die Barbischen Kandidaten zu zählen! Es geschehe aber was geschehe, so wird es mir allezeit eine wahre Freude seyn zu hören dass es Dir in aller Absicht wohl geht; hauptsächlich in Ansehung deines Herzensganges, dass Dein Umgang mit dem Heiland immer kindlicher und vertraulicher, und Er immer mehr zu Deinem Ein und Alles wird, und dass Du (nach Deinem eigenen Ausdruck) Ihm immer ähnlicher und zur Freude wirst. Freilich das leztere wird man selbst nicht so gewahr, denn wenn ein Schutthauffen aus dem Herzen weggeräumt ist, so entdeckt sich immer ein neuer, der darunter oder dahinter lag, und so scheint das Ding kein Ende zu nehmen, und wird auch kein Ende nehmen so lange wir sterblich sind; ja es dünkt einen gar als würde es immer schlechter, und als ginge man rückwärts anstatt vorwärts; das beweist aber nur dass man hellere Augen bekommen hat: anstatt daher die Hände sinken zu lassen, solte man lieber daraus neuen Muth schöpfen, und denken: Hat der Heiland das erste und 2te mit seinem Blute weggeschwemmt, so wird ers mit No. 3, 4p. eben so machen. (…)”
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1. Aus: Friedrich Schleiermacher. Briefwechsel 1774-1796. De Gruyter 1985

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