Es kommt wieder Schwung in die Debatte um die bevorstehende Novellierung des Transplantationsgesetzes. Musste der edle Spender bislang per Organspenderausweis seine ausdrückliche Zustimmung zu seiner Organentnahme geben bzw. seine Angehörigen im Anschluss an seinen Tod ihrer Einwilligung, so soll dieses bisherige Prinzip nun umgekehrte Wirkung entfalten. Bald schon gilt aller Wahrscheinlichkeit nach jeder Mensch als Organspender, es sei denn, er hat sich zu Lebzeiten ausdrücklich dagegen verwahrt. In Österreich und den Niederlanden ist diese sogenannte Widersruchsregelung bereits seit Jahren Alltag.
Wann ist ein Mensch tot?
Bis zum Aufkommen der Transplantationsmedizin 1968 galt der Tod medizinisch betrachtet als die Abfolge unumkehrbarer Funktionsverlusste des Herz- Kreislaufzentrums, des Atmungssystems und des zentralen Nervensystems, also des Gehirns. Die sicheren Todeszeichen waren Leichenflecke, Leichenstarre und Verwesung. Allerdings eignet sich derartiges Gammelfleisch nicht zu Transplantationszwecken. Daher wurde die Definition des Todeseintritts etwas erweitert. Heute haben Tote einen Herzschlag, sie atmen und ihre Haut fühlt sich warm an. Sie schwitzen, ihre Hautverletzungen heilen von selbst, sie können Tränen vergießen und sogar Leben zeugen oder gebären. Sie unterscheiden sich äußerlich in nichts von anderen, lebenden Patienten, die künstlich beatmet werden.
Berechtigte Ängste
Die Befürchtungen der Nichtspender sind durchaus ernstzunehmen. Deren Ängste zielen vor allem auf zwei Vorstellungen ab.
- Der Organempfänger ist wohlhabend, kennt den Chefarzt sehr gut und hat der Transplantationsklinik bereits mit einem gehörigen Sümmchen unter die Arme gegriffen. Der Spender mit genau dem passenden Organ hingegen ist mittellos und liegt wehrlos im Koma auf dem OP- Tisch. Wie hoch ist nun also die Wahrscheinlichkeit, dass die lebenserhaltenden Maschinen verfrüht abgeschaltet werden, um nicht länger auf die Organentnahme warten zu müssen? Dazu genügt ein kurzer Blick auf die Gesetze des Marktes.
- Der eigentliche Albtraum eines jeden ist hingegen die Vorstellung, hilflos dazuliegen und bewusst mitzubekommen, wie man bei lebendigem Leib ausgeschlachtet wird wie ein altes Auto. Bei derartigen Szenarien mag mancher sich an die schlimme Entwicklung der Menschenrechtssituation in Alten- und Pflegeheimen hier in Deutschland erinnert fühlen.
Um derartigen Ängsten entgegenzutreten, argumentiert der Vizepräsident der deutschen Akademie für Organtransplantation, Nikolaus Knoepffler dahingehend, dass einerseits ärztliche Ethik dem entgegen stände. Zum anderen, und jetzt wird es etwas krude, behauptet der Professor für angewandte Ethik an der Uni Jena, dass von all den Nichtspendern dennoch keiner je wieder aufgewacht wäre. Ok, das beruhigt doch sehr. Danke.
Zur ärztlichen Ethik
Gibt man in die Google- Suchleiste die Begriffe Arzt und Skandal ein, so erhält man mehr als zwei Millionen Ergebnisse. Vom Klappenskandal über Abrechnungsbetrug bis hin zu schlampig durchgeführten und gefährlichen Eingriffen, die den Opfern lebenslanges Leid bescheren. Wie beispielsweise im UKE- Skandal in Hamburg, wo Prof. Henning Hübener jahrelang Krebspatienten heimlich mit Strahlungsüberdosen in Krüppel verwandelte, um so an bislang unbekannte medizinische Daten zu gelangen. Oder der ehemalige Chefarzt Arnold Pier aus Mönchengladbach, der seinen Patienten gesunde Organe zum Weiterverkauf entnahm und die frischen OP- Wunden mit Zitronensaft zu desinfizieren versuchte um so teure Präparate einzusparen. Es muss wohl nicht gesagt werden, dass die meisten seiner Opfer heute nicht mehr unter uns weilen. Kurzum, Ärzte können eine Ethik besitzen, aber sie müssen es nicht. Der Verweis auf dieselbe ist daher nicht geeignet, diffusen Ängsten potentieller Spender entgegenzuwirken.
Organhandel
Kein Thema für schwache Gemüter, denn hier bewahrheiten sich exakt jene Befürchtungen, die viele der Organverweigerer zum Nein zwingen. Während in Südostasien immer wieder Menschen für etwa 500 Dollar eine Niere verkaufen, um aus den Schulden herauszukommen, den Lebensunterhalt zu sichern oder eine Ausbildung zu finanzieren, sieht es in Südamerika, China und sogar dem Kosovo finster aus. Dort wurde in der Vergangenheit regelrecht Jagd auf gesunde Menschen gemacht, um an deren gewinnbringende Organe zu gelangen. Während China im Ruch steht, inhaftierten Falun Gong -Mitgliedern gegen deren Willen Organe zu entnehmen (die Wartezeiten in China betragen etwa 4 Wochen), werden in Südamerika eher heimatlose Straßenkinder zu Opfern gewissenloser Organhändler. In den jüngsten Organraubskandal war angeblich sogar ein Staatsoberhaupt verwickelt. Hashim Thaçi, der kosovarische Regierungschef , steht seit Januar dieses Jahres im dringenden Verdacht, mit Hilfe der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK gefangene Serben und Kosovo- Albaner nach Albanien verschleppt, dort ermordet und anschließend deren Organe auf dem Schwarzmarkt verkauft zu haben. Nun stellen Sie Sich vor, ein finanzieller oder politischer Pottwahl wie George Soros oder Donald Trump benötigte ein Spenderherz und nur Sie hätten ein passendes, was dieser wüsste. Nein, lassen Sie es besser, denken Sie lieber an etwas schönes.
Fazit: Ja, wir haben zu wenige Spenderorgane. Mit 14,9 Spendern pro einer Million Einwohner liegt Deutschland weit unter dem EU-Durchschnitt (18,3 Spender). Die Folge: Insgesamt 12 000 Menschen warten hierzulande alljährlich auf eine Transplantation, mehr als 6000 davon vergeblich. Dies wäre anders, wüssten wir nicht insgeheim, dass es dumme und verlogene Psychopathen sind, die uns mittels unserer Volksvertreter regieren. Auf diesem Boden kann nichts anderes wachsen als Misstrauen.