Ist meine Prosa etwa am Baumsterben schuld?
2. Juni 2011
Vatertag. Erwacht mit Kopfschmerzen, nein, nicht vom Alkohol, den ich nicht getrunken habe, über die eine Flasche Wein vom Vorabend wollen wir hier mal nicht reden. Wenn es die denn überhaupt gab. 6.27 Uhr. Ich hänge noch halb im Schlaf, noch halb in den Träumen. Da hilft nur der Großbecher Kaffee. Der Vogel gibt unter seinem Leichentuch erste Lebenszeichen. Rasch durchs Netz gestolpert.
„Blutschneise“ ist bei Amazon bereits gelistet. Kommt doch erst im Oktober. Trotzdem schön anzusehen.
Spiegel-Online schreibt über die aggressive Ehec-Infektion. (Oder meinen sie die „Ehe-Infektion“?) Ich sollte mir das nicht durchlesen. Ich leide unter Verfolgungswahn; auch von Krankheiten fühle ich mich verfolgt. Ich ersaufe in der Informationsflut. Meine Fantasie hat mich nie gelehrt, im Meer der Informationen zu schwimmen. Ich gehe da rasch unter und ersaufe.
Der halbe Kaffee ist getrunken. Der Kopf will eine Zigarette. Von wegen Genussraucher!
Heute geht es an die Überarbeitung des neuen Romans, dessen Titel nun auch fest im Raum steht. Jetzt muss er nur noch laufen können, um sich die Welt zu erobern. Aber das dauert. Erst mal muss das Kind aufgepäppelt werden.
Die Seraphe schläft noch.
Gerade im Seeßlen-Blog zu einem Buchtitel gepostet: Gorch Fick. Das gefällt. Will man nicht lesen, wäre aber wieder einmal der Beweis, dass die Pornoindustrie, neben z.B. Religionen, nicht verarschbar ist, weil die so klug oder dumm sind, ihre eigene Satire gleich mitzuliefern. So etwas ist natürlich unschlagbar. Wie will man denn schon einen Titel wie „Alice im Ständerland“ durch den Kakao ziehen? Zumal der bis zu den Ohren in ganz anderen Flüssigkeiten steht.
Mittagessen. Schnitzel. Die Seraphe räumt in der Küche. Hier herrscht noch Zucht und Ordnung. (Das war ironisch gemeint, Sie humorloses Arschloch!)
Kaffeezeit. Der unweigerlich auf das Mittagessen folgende Cappuccino. Die Zigarette ist bereits geraucht. Die letzten Tagebucheinträge sind in der Pathologie veröffentlicht. Sage sträubt sich noch.
Fühl mich leer und hohl. Die Kopfschmerzen martern mich noch immer. Eine Tablette soll Abhilfe schaffen.
Geschlafen. Die Seraphe liest meinen Roman. Sie ist Erstleserin. Erstklassig. Und nicht abzugeben. Damit das klar ist!
Müde. Lustlos. Genug der Einträge für heute.
3. Juni 2011
5.28 Uhr. Wie ich so einen Morgen beginne? Was denken Sie denn? Ich laufe zunächst meine gewohnheitsmäßigen 37 Kilometer, dann mache ich noch 700 Liegestütze und schlage ein Rad. So läuft das hier. Jetzt wissen Sie es.
Anschließend Kaffee und Zigarette. Man muss sich erholen.
Nur nicht bei Spiegel-Online lesen. Ehec. Das klingt nach den Geschichten vom Ende der Welt.
Träumte von Brecht, der mir erklärte, er sei überhaupt nicht Brecht, er sei nur so ein Kerl, der so aussehe wie Brecht. Enttäuscht warf ich ihn aus der Wohnung. Und wenn es jetzt doch Brecht war? Das wird mich einige schlaflose Nächte kosten.
Der Rechner ist zurück. Außerdem sind die Exemplare von „Safe Heaven“ eingetroffen.
Cappuccino. Zigarette. (Damit hier nicht der Verdacht aufkommt, ich würde keinen Kaffee trinken und nicht rauchen.)
Satt! Werde in wenigen Augenblicken platzen! Welt, lebe wohl!
(Nicht vergessen, ein Foto meines Lieblingsklos einzustellen, denn immerhin bemüht sich dieses Tagebuch um Niveau!)
Meine Morgentoilette
4. Juni 2011
7.22 Uhr. Die Augen geschwollen. Müde. Strahlend blauer Himmel. Kaffee und Zigarette und der Versuch, sich an einem weiteren irren Roman zu vergehen.
Heute werden wir einen Ausflug machen. Es soll an den Main gehen. Volkach.
Ich lese momentan an 14 verschiedenen Romanen. Richtig weit komme ich bei keinem. Ich werde mich als an die nächsten 14 machen. Irgendwann wird mich doch mal einer fesseln.
Fragebogen nach Marcel Proust.
Wo möchten Sie leben? Edinburgh, nein, halt zurück, auf einer Raumstation, nein, hier in meiner Wohnung, vielleicht aber auch in einer gigantischen Bibliothek, oder etwa in Dublin, jetzt habe ich es, ich möchte in Marrakesch, zurück, das gilt nicht, ich will in … Was soll das heißen, die Zeit ist rum? Scheißfrage.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Keine überflüssigen Fragen beantworten zu müssen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Fleiß und Ordnung.
Was ist für Sie das größte Unglück? Mein Tod!
Ihre liebsten Romanhelden? Kuhar Desmond. Kennen Sie nicht? Ist nicht mein Problem.
Demnächst mehr. Vielleicht. Wohl eher nicht. Mal sehen.
Und dann sind wir nach Volkach aufgebrochen, trafen wir uns doch dort mit meinem Quasi-Schwager, dem ehemaligen Mafiamitglied Don Valentino.
Don Valentino
Ein rasches Mittagessen mit Valentino und seiner bezaubernden Gattin im Hinterhof eines Weinhändlers. Die Sonne brannte unbarmherzig. Die Bestellung des Essens ging schief. Die Seraphe war rasch auf die Suche nach einer Apotheker gegangen. Zwar hatte ich betont, 2 x die Nummer 17, doch leider brachte die Bedienung die 17 nur einmal. Der Frau war nicht klar, dass Valentino am Tisch saß, der schon wegen weniger Leute … Aber lassen wir das.
Bezahlen. Zum Schiff. Eine kleine Tour auf dem Main. Eine Hochzeitsgesellschaft strömte nach. Die Hochzeit eines amerikanischen Soldaten. Sampson. Das hatte die Seraphe auf seiner Uniform lesen können.
Der Tag verlor sich in einem Gewitter.
Spät am Abend, wir waren längst zurück, saß ich auf dem Balkon und kam mir vor, als würde ich in einer gigantischen Glühlampe hocken, deren Drähte immer wieder einmal kurz aufleuchten.
Ein Film, dann ins Bett. Schlaf.