Wolfgang Krisai: Drachen. (Demonstration eines Farbübergangs aus dem Kunstunterricht. – Hier zu sehen, weil man gegen Drachen, auch politische, manchmal kämpfen muss wie es Stieg Larsson gemacht hat.) Deckfarbe.
Manchmal kommen die Überraschungen ganz am Ende eines Buches. Im Falle der Graphic Novel „Stieg Larsson vor der Millennium-Trlogie von Guillaume Lebeau und Frédéric Rébéna las ich auf der letzten Seite in der biographischen Notiz über den Zeichner Rébéna, dass er u. a. die Graphic Novel „L’attrappe livres“ über den Verlagsgründer Robert Laffont gezeichnet hat, die ich mir in Paris gekauft und am 24. 2. 2012 in diesem Blog besprochen habe. Kein Wunder daher, dass mir auch der Stil der Larsson-Novel gefällt, die ich gestern in der Buchhandlung Hartlieb auf der Währingerstraße im 18. Bezirk in Wien gekauft habe.
Diese Buchhandlung besuchten wir übrigens auf Anregung von Gesine „Steglitzmind“ Prittwitz, die in ihrem Blog neben vielen anderen auch diese ausgezeichnete Buchhandlung vorstellte. (Der Blog-Link steht in meiner Blogroll.)
Nun aber zur Graphic Novel:
Stieg Larsson starb 2004 bevor seine berühmte Millennium-Trilogie groß herauskam, die seither ein phänomenaler posthumer Erfolg ist. Bevor er diese Romane schrieb, war er aber keineswegs ein „normaler“ Schriftsteller, sondern ein antifaschistischer Aktivist und Journalist. Mit seinen Romanen wollte er seinen Kampf gegen den Neofaschismus in Schweden nur auf eine breitere, populärere Basis stellen.
Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich mir weder die Verfilmung der Trilogie angesehen (der erste Teil wurde mir zu langweilig, sodass ich ihn nicht zu Ende sah) noch die Romane gelesen (auch hier blieb ich im ersten Teil bald stecken) habe. Ich kann also nichts über die Millennium-Trilogie sagen.
Diese Graphic Novel aber habe ich gelesen, ist ja auch ein wesentlich geringerer Leseaufwand bei – für mich – höherem Interessantheitsgrad.
Exemplarische Episoden
Die beiden Künstler greifen nur einige exemplarische Szenen aus Larssons Leben heraus, um dadurch ein Bild von dessen Persönlichkeit zu zeichnen. Das beginnt mit einer Episode, wo Stig (er nannte sich erst später Stieg) mit seinem Großvater einen Fuchs zur Strecke bringt, der als Metapher für die „schlauen“ Neonazis herhalten muss.
Darauf folgt eine Episode 1977 in Eritrea, wo Larsson anti-äthiopische Widerstandskämpferinnen, die „Amazonen“, im Gebrauch ihrer Waffen unterweist, bald aber wegen Malaria ausfällt.
Die dritte und letzte Episode spielt in Stockholm, wo Larsson die antifaschistische Zeitschrift EXPO gegründet hat und als engagierter Journalist die damaligen Auswüchse des Rechtsextremismus in Schweden beobachtet und anprangert. Da er von den Neonazis mit Mord bedroht wird, wagt er nicht zu heiraten.
Biographischer Info-Teil
Auf Seite 50 endet der graphische Teil des Buchs, es folgen noch ein Dutzend Seiten mit einem biographischen Abriss nach Jahreszahlen, in dem u. a. angedeutet wird, dass Larssons Partnerin Eva mangels Hochzeit beim finanziellen Erfolg der Millennium-Trilogie durch die Finger schaute. Larsson war nämlich kurz vor der geplanten Hochzeit 2004 einem Herzinfarkt erlegen.
Der Zeichenstil
Rébénas Zeichnungen sind ein wenig skizzenhafte Bleistiftzeichnungen, deren Strich man deutlich sieht und die häufig auf den Effekt starker Kontraste setzen. Die Panels sind eher konventionell angeordnet, die Figuren überwiegend aus der Nähe gesehen und nur bis zur Brust abgebildet. Das ist ok, aber nicht spektakulär. Die Zeichnung steht sozusagen ganz im Dienst der Erzählung.
Der Text ist knapp, aber gut verständlich. Man bekommt, obwohl nur drei kurze Episoden aus Larssons Leben dargestellt werden, das nötige Hintergrundwissen so nebenbei mit, sodass man sich eine, denke ich, ganz gute Vorstellung von diesem Journalistenleben machen kann.
Guillaume Lebeau (Text), Frédéric Rébéna (Zeichnung): Stieg Larsson vor der Millennium-Trilogie. Avant-Verlag, Berlin 2013. Frz. Originalausgabe 2012. 63 Seiten.