© Real Fiction / Rayna Campbell mit Rapule Hendricks in “Layla Fourie”
Filmemachen kann manches Mal ein Drahtseilakt sein. Wenn man zum Beispiel einen Krimi drehen möchte, dann aber zugleich auf menschliche Missstände hinzuweisen versucht. Im Falle von „Layla Fourie“, einer südafrikanisch, deutsch, französische Koproduktion wird ein solcher Versuch gewagt. Es geht um einen verschwundenen Mann, von dem der Zuschauer schon von Beginn an weiß, was mit ihm geschehen ist, erst durch den Tathergang findet der Film seinen Eingang zur Geschichte. Die schlimmste Form des Krimis, in dem wir von vornherein alles wissen, was den Film spannend halten würde, wüssten wir es eben nicht. Dann ist dort das Drama, die menschliche Historie, die in Südafrika, wo der Film spielt, aufzeigen soll, wie sich der dortige Kontrollverlust des ‚Weißen Mannes‘ auf das Leben der Ureinwohner auswirken kann. Die Ängste vor Überfällen, vor Aggressionenen und Gewalt, die immerzu präsent sind, mögen durchaus bedrückend erscheinen, aber die wenigen Momente, in denen hier Spannung wirklich fühlbar wird, unterliegen nun einmal der unterkühlten Gleichgültigkeit, die sich in durchgezogener Langeweile manifestiert.
Rayna Campbell ist Layla, eine schwarze, alleinerziehende Mutter, die den Auftrag erhält, in einem entfernt liegenden Casino mehrere Einstellungstests durchzuführen. Da die Fahrt dorthin sie mehrere Autostunden kostet, muss sie ihren kleinen Sohn Kane mitnehmen. Auf der nächtlichen Landstraße wird er Zeuge eines fatalen Unfalls, den Layla, wenn auch nur aus Versehen, zu verschulden hat. Der Tod eines Mannes, dessen Körper sie auf einer Mülldeponie beseitigt, beeinflusst fortan ihr Verhalten. In eigens durchgeführten Lügendetektortests bekommt sie die Angst zu spüren, mit dem Unfall in Verbindung gebracht zu werden. Und auch Kane fühlt sich des Mitwissens, aber Stillschweigens, schuldig. Er beginnt die Lage zu seinen Gunsten auszulegen, nimmt sich Freiheiten heraus, schafft sich Vorteile dadurch, dass seine Mutter die Tat vertuschen will.
Dann treffen die beiden auf Eugene Piennar (August Diehl), der sich als Sohn des toten Mannes herausstellt. Bei ihm sucht Layla Schutz und Zuflucht, wohl wissend, dass er eine zusätzliche Bürde für ihr ohnehin zermartertes Gewissen darstellt. Seine Nähe stärkt sie, auch wenn er unaufhörlich nach der Todesursache seines Vaters forscht. Hinzu kommt Kane, der dem Weißen Eugene Eifersucht entgegen bringt und nur mit wenigen Worten die Situation zerbrechen lassen könnte.
Darum geht es. Um die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die immer wieder hoch kocht. Wenn der kleine Mann sich einsam auf einer stählernen Brücke bewegt, in die Tiefe fallen könnte und die Mutter ihm die Hand entgegen reicht, dann ist das eine Vertrauensfrage, die sich die Familie immer wieder stellen muss. Wie sehr vertraut man einander, wie sehr kann man sich auf den anderen verlassen? Gerade in einer solchen Situation eine brennende Frage, eine Tat im Hintergrund, die vertuscht werden soll, aber gerade die kindliche Eifersucht droht immer wieder alles in den existenziellen Abgrund zu befördern.
Die Mutter lehrt dem Sohn das Lügen. Obgleich Kane sich in ihrer Obhut befindet, er sich nicht mit dem Abschaum auf den südafrikanischen Straßen abgeben soll, ist Layla doch für den familiär moralischen Verfall zur Verantwortung zu ziehen. Für Kane hält sie ein besseres Leben bereit, deswegen hat sie den festen Job in einem Casino angenommen, deswegen möchte sie ihren Sohn vor den Folgen des tödlichen Unfalls bewahren. Unmoralisches Verhalten, welches aus elterlichem Pflichtgefühl erwächst, eine merkwürdige Ambivalenz die sich hier auftut.
“Layla Fourie“
Originaltitel: Layla Fourie
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: D / ZA / F, 2013
Länge: ca. 111 Minuten
Regie: Pia Marais
Darsteller: Rayna Campbell, Rapule Hendricks, August Diehl
Deutschlandstart: 4. Juli 2013
Im Netz: realfiction.de/layla-fourie