Lawrence of Arabia und Fritz Grünbaum sind für mich unzertrennlich
Es gibt ja Beiträge, da weiß man nicht, wie man sie benennen soll und ob sie ins Herrgotts- oder Satanswinkerl passen. Das ist hier einer.
Das Apollo-Kino in Mariahilf war renoviert und wurde (es musste 1989 gewesen sein) mit der restaurierten Fasung von Lawrence of Arabia (http://de.wikipedia.org/wiki/Lawrence_von_Arabien_(Film), http://www.imdb.com/title/tt0056172/technical)
eröffnet. Für die Nachgeborenen, das war also, ehe das Kino (http://de.wikipedia.org/wiki/Apollo_Kino) 1993 und 1996 in das jetzige Multiplex zerstückelt wurde. Damals hatte es nur einen Saal, aber der war beeindruckend, genau das richtige für David Leans Meisterwerk.
Da ich einerseits großes Interesse für den historischen T.E. Lawrence (http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Edward_Lawrence) hege, weil mich seine Zerissenheit zwischen den Kulturen aber auch seine komplexen Psyche beschäftigte, andererseits die intensive Bildorgien der filmischen Umsetzung seiner "7 Pillars of Wisdom" auf einer großen Leinwand eben am beeindruckendsten "rüberkommen", war allein der Beginn der Vorführung ein unvergessliches Erlebnis: Der Vorhang, damals hatten Kinos noch Vorhänge (!) blieb geschlossen, der riesigen Saal zum Teil beleuchtet, als die Overtüre (damals hatten Filme noch Overtüren" erklang ...
In der Pause kam ich mit einer älteren Dame ins Gespräch, die mich aufklärte, dass es sich bei dem jetzigen Kino eigentlich um eines der bekanntesten Revuetheater im Wien der 20er Jahre gehandelt (http://de.wikipedia.org/wiki/Apollo-Theater_(Wien)).
Soviel zum ersten Teil meiner Geschichte.
Geht man heute an dem zerstückelten Theater vorbei, dann fällt der Blick vielleicht auf das Straßenschild der kleinen Verkehrsinsel:
Fritz Grünbaum Platz.
Als Heranwachsender waren die Stars der Wiener Kabarettszene für uns selbstverständliche Säulenheilige und wer sich intensiv mit Qualtinger (http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=44602) und Kreisler (http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=72920) beschäftigte, der stieß über Wehle und Farkas natürlich auch auf Fritz Grünbaum (http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Gr%C3%BCnbaum), jenen begnadeten Wortjongleur (Conférencier, Kabarettist, Operetten- und Schlagerautor, Regisseur und Schauspieler) der maßgeblich begründet hat, was wir als "Wiener Kabarett" kennen und meist nur dem Karl Farkas zuschreiben. So wie meist vergessen wurde, wie viele Texte ein Farkas dem Hugo Wiener http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Wiener) und ein Gerhard Bronner dem Peter Wehle (http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Wehle) verdanken.
Dieser Fritz Grünbaum, der 1941 im KZ Dachau an "Herzlähmung" starb, da er selbst für einen Selbstmordversuch zu schwach war, wird hier
mit einer Verkehrsinsel geehrt.
Wie es dazu kam, ist absurder als man sich vorstellen kann und soll am besten von einem geschildert werden, der die Vorgänge selbst miterlebt hat:
dem Autor, Musiker, Schauspieler und Bezirksrat Richard Weihs:
http://members.aon.at/richard.weihs/Mariahilf1.htm
Und deshalb gehört der Eintrag doch ins Herrgottswinkerl:
Er handelt von den Zeiten, da Filme noch in Filmtheatern gezeigt wurden.
Von Kinobesuchern, mit denen man noch plaudern konnte, ohne
dass ihre Worte durch Nachos oder Popcorn unverständlich wurden
und von den vielen geniale Menschen, die diese Stadt in der Vergangenheit zu etwas ganz Besonderen gemacht haben und
deren Erbe so sorglos verschleudert wurde,
dass wir uns nicht wundern müssen, wenn unsere Gegenwart von überdimensionale Schatten werfende Zwerge dominiert wird.
Aber zurück zu "Lawrence of Arabia":
Lawrence scheppt sich nach einem Gewaltritt durch die Arabische Wüste mit letzter Kraft mit nur einem seiner Begleiter, der andere starb in einem Sandloch, in das britische Offizierskasino in Kairo:
Bartender: [after Lawrence enters with a dirty Bedouin]
This is a bar for British officers!
T.E. Lawrence: That’s all right. We’re not particular.