Lauwarmer Mizuna-Salat mit Linsen-Curry-Plätzchen

Erstellt am 26. Januar 2013 von Antje Radcke @ARadcke

Dieses köstliche Abendessen ist entstanden, weil ich mich durch die Blogparade* "Essen auf Reisen" spontan angesprochen fühlte. Dabei wurde mir erst später klar, dass der Titel "Essen auf Reisen" gar nicht so gemeint war wie ich ihn verstanden hatte. Ich dachte nämlich augenblicklich an die Frage, die ich mir immer wieder aufs Neue stelle, wenn ich beruflich unterwegs bin (und das kommt ja relativ häufig vor): "Was nehme ich bloß zum Essen mit?" Eigentlich soll es in der Blogparade aber eher um das landestypische Essen auf Urlaubsreisen gehen. Auch ein schönes Thema. Ich bleibe aber trotzdem bei meinem (und hoffe, dass ich damit nicht disqualifiziert werde). *Was ist eine Blogparade?

"Essen auf Reisen" ist für mich etwas ganz Besonderes und braucht immer eine gewisse Vorbereitung - Fast Food bzw. die übliche Beköstigung auf Bahnhöfen kommt gar nicht in die Tüte. Dazu bin ich zu anspruchsvoll: Vegetarisch, bio, vollwertig. Basta. Und neuerdings auch noch histaminarm. Aber wo gibts sowas schon zu kaufen? Also selbermachen - vorher Sandwiches belegen, pikante Muffins backen oder Bratlinge braten.
Und dieses Mal hatte ich Lust auf Linsen-Curry-Plätzchen. Rote Linsen sind eine wunderbare Grundlage für Bratlinge und eignen sich besonders gut dafür, aus der selben Grundzubereitung zunächst eine leckere Suppe zu bereiten (Tag 1), an Tag 2 ein Abendessen mit Linsen-Plätzchen zu gestalten und den großen Rest der Bratlinge für den Tag X zuzubereiten und dann einzufrieren.
Heute war Tag 2 und es gab Curry-Linsen-Plätzchen mit lauwarmem Mizuna-Salat. Die Idee zu dieser ausgesprochen leckeren Beilage stammt ursprünglich von tomatenblüte, die ein Pasta-Gericht mit "Cima di Rapa" kreiert und nebenbei bemerkt hatte, dass das italienisch klingende Gemüse wohl leider nicht unbedingt zur Grundausstattung des Gemüsehändlers um die Ecke gehört.

Cima di Rapa? Hatte ich noch nie gehört. Aber da ich ja ein neugieriger und wissbegieriger Mensch bin, habe ich recherchiert. Herausgekommen ist die Erkenntnis, dass ich dieses "exotische" Gemüse im vergangenen Sommer auf dem Bio-Gemeinschaftsacker selbst angebaut und für köstlich befunden hatte. Allerdings hieß das nicht Cima di Rapa sondern Stielmus (oder auch Rübstiel). Tatsächlich handelt es sich dabei um die Stiele der Steckrübe - wobei die Rüben dabei so dicht ausgesät werden, dass sich keine Knolle bilden kann und Energie bzw. Geschmack voll in die Blätter gehen. Soso. Cima di Rapa heißt das also auf modern. Klingt genauso gut wie Ruccola (statt Rauke).

Und gestern beschwerte sich Claudia in ihrem Blog Le Bonheur Goûteux, dass sie noch immer vergeblich nach Cima di Rapa suche. Stattdessen kreierte sie ein Gericht mit Steckrüben. Damit allerdings war sie ganz dicht dran (siehe oben) - und wenn ich mit Hilfe des Wörterbuchs richtig übersetzt habe, dann heißt Cima di Rapa nichts anderes als "Krone der Knolle" oder so.

Und nun kommt Mizuna ins Spiel. Die nämlich ist die asiatische Version des Rübstiels und ich habe sie flugs bei meinem Online-Bio-Gemüsehändler bestellt. Und weil der Rübstiel möglichst frisch gegessen werden sollte, habe ich kurzerhand daraus eine Beilage für meine Linsen-Curry-Plätzchen gezaubert. Ich habe bewusst eine schlichte Zubereitungsart gewählt, da das Gemüse einen einzigartigen Eigengeschmack besitzt (schwer zu beschreiben - ein bisschen nach Senf, ein wenig Ruccola, eine Spur Anis, zart nach Kohl, ganz leicht bitter). Das Ergebnis war köstlich.
Hier nun die Entwicklungsstufen der Plätzchen von Tag 1 über Tag 2 bis hin zu Tag X:
Tag 1: Zunächst habe ich eine Mulligatawny zubereitet. Als Orientierung diente mir dieses Rezept.

Mulligatawny
Zutaten (alles bio, reicht für 2 Teller, wenn genug Grundmasse für Tag 2 und Tag X übrig bleiben soll) 
  • 3 EL Ghee (oder Butterschmalz) 
  • 1 große Zwiebel 
  • 3 Knoblauchzehen 
  • 2 TL Kreuzkümmel, frisch gemahlen 
  • 2 TL Koriander, frisch gemahlen 
  • 2 TL Currypulver, indisch 
  • 2 Lorbeerblätter, mehrfach leicht eingeritzt 
  • ca. 3 cm frischer geriebener Ingwer 
  • ca. 3 cm frisches geriebenes Kurkuma (Vorsicht, färbt auch Bretter, Kochlöffel und Spülbürsten gelb) 
  • 500 g rote Linsen 
  • Gemüsebrühe 
  • 50 g Kokosnuss-Creme 
  • 2 EL Limettensaft 
  • 1 dicke Scheibe feines Vollkornbrot 
  • schwarzer Sesam zum Garnieren 
Zubereitung
  1. Ghee in einem großen Topf erhitzen. Zwiebel und Knoblauch schälen und (fein) würfeln, in den Topf geben und anschwitzen.
  2. Kreuzkümmel, Koriander, Curry und Lorbeer hinzufügen - anrösten, bis es duftet.
  3. Ingwer und Kurkuma zufügen, ebenfalls kurz anschwitzen.
  4. Linsen im Sieb abspülen und in den Topf geben (rote Linsen neigen dazu, beim Waschen zusammenzuklumpen - um Klumpen beim Kochen zu vermeiden, die Linsen mit dem Kochlöffel gleichmäßig verteilen). Brühe angießen (zunächst bis etwa 3 cm über den Linsen, evtl. später ergänzen). Linsensuppe solange kochen, bis die Linsen zerfallen sind.
  5. Kokosnuss-Creme unterrühren und dabei schmelzen lassen. Mit Limettensaft abschmecken.
  6. Brot in Würfel schneiden und in Ghee in einer Pfanne rösten.
  7. Mulligatawny in 2 Teller geben, mit Brotwürfeln und schwarzem Sesam bestreuen.
  8. Rest abkühlen lassen.

Tag 2: Aus der abgekühlten übriggebliebenen Mulligatawny werden nun die Linsenplätzchen zubereitet. Als Beilage gibt es lauwarmen Mizuna-Salat.

Lauwarmer Mizuna-Salat mit Linsen-Curry-Plätzchen
Zutaten (alles bio, reicht für 2 Personen)
  • Mulligatawny von Tag 1
  • 1 Ei
  • 1 kleine Zucchini
  • 1 große Kartoffel
  • 1 große Möhre
  • 50 g feine Hafer- oder Mehrkornflocken
  • 2 geh. El. Weizenvollkornmehl
  • 4 geh. El. Vollkorn-Semmelbrösel
  • Salz, Pfeffer
  • Ghee
  • kaltgepresstes Rapsöl
  • 1 rosa Zwiebel
  • 1-2 Knoblauchzehen
  • 1 Staude Mizuna (oder Cima di Rapa oder Stielmus oder Rübstiel)
  • rosa Pfefferbeeren, frisch gemahlen
  • Salz
  • 1 Tl. Rohrohrzucker
  • 1 El. Limettensaft
Zubereitung
  1. In die Mulligatawny Ei, geraspeltes Gemüse sowie Mehl, Flocken und Brösel hineinrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken, quellen lassen.
  2. Rapsöl in einer Pfanne erhitzen, kleingehackte Zwiebel darin anschwitzen. Fein gestiftelten Knoblauch dazu geben und ebenfalls andünsten.
  3. Von der Mizuna-Staude den Knollenansatz abschneiden und die Staude in ca. 3 cm lange Stücke schneiden (Blätter und Stiele möglichst wenig miteinander vermengen).
  4. Zunächst die Stiele zur Zwiebel geben und unter Rühren dünsten, bis die Stiele beginnen, glasig zu werden. Blätter zufügen, unterrühren und kurz dünsten, bis sie in sich zusammenfallen (Stiele und Blätter müssen noch gut bissfest sein).
  5. Mit Zucker, rosa Pfeffer und Salz nach Geschmack würzen, Limettensaft unterrühren.
  6. Pfanne vom Herd ziehen und abgedeckt beiseite stellen.
  7. Linsenteig noch einmal kräftig durchrühren.
  8. Ghee in einer beschichteten Pfanne zerlassen.
  9. Von der Linsenmasse mit einem Esslöffel große Nocken abstechen (so viel, wie an diesem Tag verzehrt werden sollen), in die Pfanne geben und etwas flacher drücken. Bei mäßiger Hitze (damit das Gemüse gart) von beiden Seiten braten, bis die Plätzchen schön gebräunt sind.
  10. Für den Verzehr an Tag 2 Linsenplätzchen zusammen mit dem lauwarmen Mizuna servieren.

Für das Essen auf Reisen den restlichen Linsenteig wie oben beschrieben zubereiten. Plätzchen vollständig auskühlen lassen (sie werden dann auch stabiler und für den Transport gut geeignet) und so einfrieren, dass sie für den Tag X (bzw. für mehrere Tage X) einzeln entnehmbar sind.

Guten Appetit!
Ach ja, und weil heute Wochenende ist, reiche ich dieses Kochabenteuer auch bei "Tobias kocht!" und seinem Kochrezepte-Basar am Wochenende ein.