Manchmal erschrecke ich darüber wie wenig ich weiß. Manchmal erschrecke ich über meine Ignoranz. Ich sitze in einem Seminar um einen Einstieg in die Gebärdensprache zu finden und spreche mit dem hörenden Nachbarn , weil es einfacher ist. Ich beachte nicht, dass der Nachbar zur anderen Seite gehörlos ist und vermutlich nichts versteht.
Wie unangenehm sich das anfühlen muss, erlebe ich selbst,als ich einen gebärdeten Witz in der Pause nicht verstehe. Alle lachen nur ich nicht-ausgeschlossen. Dieses Erlebnis war vielleicht das Intensivste was ich aus dem Kurs mitnehme. Eine Innenansicht. Für einen kurzen Moment bin ich mittendrin und doch Außenseiter. Da taucht schon die Frage auf wie sich das für Betroffene im Alltag so anfühlt.
Es war ein sehr intensives Seminar das weit über das Vermitteln erster Gebärden hinausging. Seminarteilnehmer waren Gehörlose, von Schwerhörigkeit betroffene und Hörende. Der Seminarleiter-selbst schwerhörig- unterrichtete kompetent und mit Lebendigkeit und Charme. Schon nach den ersten zwei Stunden war ich ziemlich geschafft. Es brauchte Konzentration um Mimik und Gestik im Auge behalten zu können. Verwechselte Gebärden wirken sich aus wie verwechselte Worte. Es erinnerte mich an meine ersten Arbeitstage in Schottland 1990 als ich ohne ein Wort englisch zu können überleben musste. Mir haben die ersten Lektionen in den letzten fünf Tagen richtig Spaß gemacht. Und es hat mir vieles bewusst gemacht. Ich glaube das es besonders für meine Arbeit ein großer Gewinn sein wird.
Ich finde es immer schwer so intensive Eindrücke wiederzugeben, also fragt bitte nach:)