Lautschrift macht das Leben leichter
Erstellt am 28. Januar 2011 von Ppq
@ppqblog
Pisa hin, Gesamtschule her, bisher hat es ja alles nicht den großen Durchbruch gebracht. Neue Hoffnung aber kommt aus Baden-Württemberg, das mit einer neuen Bildungsoffensive verstärkt die Ingenieure, Bundestagsabgeordneten und Herzchirurgen für morgen ausbilden will. Schülerinnen und Schüler in dem wirtschaftlich traditionell erfolgreichen Bundesland sollen künftig eine noch stärker vereinfachte Handschrift erlernen (Bild links). Die Schrift, die von einem Stuttgarter Künstlerkollektiv um den Grafikdesigner Kevin Käsebrecht erarbeitet wurde, verzichtet auf alle überflüssigen Striche, Buchstaben bestehen einzig aus ihren "prägenden Linien" (Käsebrecht). Sie sind damit unverwechselbar, leichter zu merken und mit viel weniger Tinteneinsatz zu schreiben.
"Ich will nicht, dass die Kinder sich an der Schrift abarbeiten", sagte Kultusministerin Marion Schick, "ich will, dass sie ihren Hirnschmalz für Deutsch, Mathe und die anderen Fächer einsetzen". Schreiben zum Beispiel sei kein Deutsch, Mathe habe ja letztlich auch nichts mit Zahlen zu tun und Sport nicht mit Bewegung. Schach und Skat, beides Sitzsportarten, bewiesen das. Im nächsten Schuljahr soll ersteinmal an einigen Schulen im Land ein Test mit einer vereinfachten Schreibschrift starten, in anderen will das Kultusministerium Versuche mit einer Lautschrift starten, bei der Schüler alle Worte so schreiben können, wie sie mögen oder wie sie sie beim SMS-Schreiben ohnehin interpretieren. Bildungwerde groß geschrieben.
Parallel dazu laufen Versuche an mehreren Gymnasien, die umständliche und für viele gar nicht mehr immer verständliche Schriftsprache komplett auf die im Internet gebräuchlichen Emoticons umzustellen. Die Bildungserfolge Chinas lägen auch in der Verwendung einer sehr bildhaften Schriftsprache, glaubt man im Badischen, Emoticons könnten eine Art deutsches Chinesisch werden. Im Rahmen einer bundesweiten Bildungsoffensive werde das Experiment später auf andere Bundesländern und Grundschulen ausgeweitet. Es gelte, die Benachteiligung derer zu beenden, denen es trotz fleißigstem Lernen nicht gegeben sei, alle möglichen Kombinationen der gebräuchlichen 26 Buchstaben auswendig zu lernen. Mit einer erneuten Rechtschreibreform, die die Benutzung der überholten "Buchstaben" verbietet, werde aber dennoch nicht vor dem Ende der nächsten Legislaturperiode gerechnet.
Direkt zum wundgescheuerten Sprachgefühl.