Wie heißt es doch so schön? Wer rastet, der rostet.
Tatsächlich?
Denn gerade in einer Zeit, in der wir verstärkt den Druck spüren, (un)freiwillig einer merklichen Omnipräsenz gerecht werden "zu müssen", kann eine bewusst eingelegte Rast zu einer glänzenden (und ganz und gar rostfreien) Konstanten werden. Obgleich es durchaus wunderbar ist, als Hansdampf in allen Gassen viele verschiedene Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln, so kann dieses Streben allerdings ebenso dazu führen, dass wir uns —den von unserer Generation geprägten Normen angepasst— doch früher oder später fühlen, als wäre es nicht mehr regelkonform, einmal nicht sofort auf eine Nachricht zu antworten, mehr als sieben Stunden zu schlafen oder einfach den Wolken beim Vorbeiziehen zuzusehen. Versteht mich nicht falsch, auch ich möchte die unterhaltsamen Live-Tweets, einen zuverlässigen Infofluss und Freunde, die anrufen, nicht missen. Ganz im Gegenteil. Außerdem würde ich wohl sonst kaum das machen, womit ich mich tagtäglich von früh bis abends beschäftige. Und solange all diese mittlerweile automatisierten Mechanismen ungezwungen ablaufen, bin ich großer Fan. Aber sobald sich eine Art schlechtes Gewissen einklinkt, weil ich mich eben ausgeklinkt habe, sollten die Alarmglocken schrillen.Keine Maschine (Tim Bendzko, 2016)Familie und Freunde wissen: Wer mir eine Nachricht per WhatsApp schreibt, muss zuweilen damit rechnen, erst ein, zwei Tage später eine Antwort zu bekommen (Dringlichkeiten ausgenommen). Nicht, weil ich das freundliche Hallo oder die Nachfrage nach meinem Befinden nicht schätzen würde. Und schon gar nicht, weil ich keine Lust zum Zurückschreiben hätte. (Ha! Wenn's nach mir ginge, könnte ich wohl selten genug schreiben.) Sondern einfach aufgrund eines kleinen Prinzips, das ich mir aufrechterhalten möchte. Mag etwas sonderlich sein, aber damit kann ich gut und vor allem ruhig leben. Und darum sollte es doch letztlich gehen, oder? Sich seinen eigenen Hort der Ruhe und Regeneration zu schaffen und zu erhalten.
Und nebenbei gesagt fände ich es mittlerweile gar nicht mehr so weithergeholt, würde das Sprichwort (zeitgemäßer) heißen: Wer hastet, der rostet. Denn was habe ich davon, als 20-, 30 oder 40-Jähriger von einer Nachrichtenflut, ob nun positiv oder negativ sei einmal dahingestellt, davongespült worden zu sein und ein bisweilen ziemlich überanstrengtes Nervenkostüm zu haben, das mein biologisches Alter in die Höhe schnellen lässt? Es lohnt sich demnach immer, ab und an den Flugzeugmodus unserer mobilen Endgeräte zu aktivieren. Auch oder gerade wenn wir nicht über den Wolken die grenzenlose Freiheit genießen. Und zu Letzterer sollte es unbedingt gehören, ausbrechen und sich auch gelegentlich nur Zeit für sich nehmen zu "dürfen".