Laura Marling
„Short Movie“
(Caroline/Universal)
An Künstlern wie Laura Marling läßt sich gut prüfen, ob man bereit ist, sich heutzutage noch verblüffen, noch beeindrucken zu lassen. Fünfundzwanzig ist sie erst, mehr Mädchen als Frau. Und doch ist das schon ihr fünftes Album – mit sechszehn hat sie ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben, mit achtzehn landete sie das erste Mal auf der Shortlist zum Mercury Prize und dass sie mit Charlie Fink von Noah And The Whale und Marcus Mumford liiert war, ist zwar per se keine Leistung, läßt aber vermuten, dass sie im glamour- und skandalverliebten Popbusiness einige Höhen und Tiefen miterleben durfte. Eine „angry young woman“ ist deshalb aus ihr noch nicht geworden, auch jetzt bevorzugt Marling mehrheitlich die zart gezupften Folkakkorde. Doch weil dieser Platte eine Reihe einschneidender Erfahrungen vorausgingen, weil „Short Movie“ mithin ein Werk geworden ist, um das sie nach eigener Aussage erstmals ringen musste, sind manche Stücke darauf tatsächlich rauher, widerspenstiger geworden und erweitern so ihr Spektrum .
Lieder wie „False Hope“ und „Don’t Let Me Bring You Down“ besitzen diese neue Schärfe, klingen reifer und ungehaltener als in früheren Tagen. Auch der Titelsong gerät nach verhaltenem Beginn ungewohnt drängend und leidenschaftlich – angeblich stammen die namensgebenden Worte von einem Schamanen, den Marling bei ihrem Trip durch den amerikanischen Westen kennenlernte und der ihr klarzumachen versuchte, dass eines jeden Leben wie ein Film ablaufe, in dem man zwar die Hauptrolle spielen würde, dessen Fortgang aber von einem selbst nicht beeinflusst werden könne. Eine Meinung, die Marling im Übrigen nicht bereit war zu teilen… Sie hat sich in dieser Zeit, auch davon bekommt man einiges zu hören, viel mit Esoterik, Okkultismus und alternativen Lebensentwürfen beschäftigt, nicht nur das wunderbar lebendige „Gurdjieff’s Daughter“ kann ein Lied von diesen Gedanken singen.
Das dunkel dräuende „Warrior“ gefällt mit dem namenlosen Streitross, auf der Suche nach der wahren Erfüllung: „I can't be your horse anymore, you're not the warrior I would die for … I'm just a horse with no name, where are my other beasts who think the same? I'm just a horse on the moor, where is the warrior I've been looking for?“ – martialische Sprachbilder, auch das. Viel Abwechslung also für ihre Verhältnisse, Versponnenes, Abseitiges, Anrührendes. Neben den Gitarren auch Streicher, die mal sanft und mal wild begleiten. Mittendrin klingt „Short Movie“ mal wie die „Texas Campfire Tapes“ von Michelle Shocked („Strange“), später fügt sie dem Ganzen mit „Howl“ noch eine psychedelische Note hinzu. Sie sollte vor den vielen Jahren, die mutmaßlich noch vor ihr liegen, wirklich keine Angst haben, solange sie die guten wie die schlechten Erfahrungen auf so bewundernswerte Weise verarbeiten kann. http://www.lauramarling.com/
15.05. Hamburg, Knust
16.05. Berlin, Heimathafen
„Short Movie“
(Caroline/Universal)
An Künstlern wie Laura Marling läßt sich gut prüfen, ob man bereit ist, sich heutzutage noch verblüffen, noch beeindrucken zu lassen. Fünfundzwanzig ist sie erst, mehr Mädchen als Frau. Und doch ist das schon ihr fünftes Album – mit sechszehn hat sie ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben, mit achtzehn landete sie das erste Mal auf der Shortlist zum Mercury Prize und dass sie mit Charlie Fink von Noah And The Whale und Marcus Mumford liiert war, ist zwar per se keine Leistung, läßt aber vermuten, dass sie im glamour- und skandalverliebten Popbusiness einige Höhen und Tiefen miterleben durfte. Eine „angry young woman“ ist deshalb aus ihr noch nicht geworden, auch jetzt bevorzugt Marling mehrheitlich die zart gezupften Folkakkorde. Doch weil dieser Platte eine Reihe einschneidender Erfahrungen vorausgingen, weil „Short Movie“ mithin ein Werk geworden ist, um das sie nach eigener Aussage erstmals ringen musste, sind manche Stücke darauf tatsächlich rauher, widerspenstiger geworden und erweitern so ihr Spektrum .
Lieder wie „False Hope“ und „Don’t Let Me Bring You Down“ besitzen diese neue Schärfe, klingen reifer und ungehaltener als in früheren Tagen. Auch der Titelsong gerät nach verhaltenem Beginn ungewohnt drängend und leidenschaftlich – angeblich stammen die namensgebenden Worte von einem Schamanen, den Marling bei ihrem Trip durch den amerikanischen Westen kennenlernte und der ihr klarzumachen versuchte, dass eines jeden Leben wie ein Film ablaufe, in dem man zwar die Hauptrolle spielen würde, dessen Fortgang aber von einem selbst nicht beeinflusst werden könne. Eine Meinung, die Marling im Übrigen nicht bereit war zu teilen… Sie hat sich in dieser Zeit, auch davon bekommt man einiges zu hören, viel mit Esoterik, Okkultismus und alternativen Lebensentwürfen beschäftigt, nicht nur das wunderbar lebendige „Gurdjieff’s Daughter“ kann ein Lied von diesen Gedanken singen.
Das dunkel dräuende „Warrior“ gefällt mit dem namenlosen Streitross, auf der Suche nach der wahren Erfüllung: „I can't be your horse anymore, you're not the warrior I would die for … I'm just a horse with no name, where are my other beasts who think the same? I'm just a horse on the moor, where is the warrior I've been looking for?“ – martialische Sprachbilder, auch das. Viel Abwechslung also für ihre Verhältnisse, Versponnenes, Abseitiges, Anrührendes. Neben den Gitarren auch Streicher, die mal sanft und mal wild begleiten. Mittendrin klingt „Short Movie“ mal wie die „Texas Campfire Tapes“ von Michelle Shocked („Strange“), später fügt sie dem Ganzen mit „Howl“ noch eine psychedelische Note hinzu. Sie sollte vor den vielen Jahren, die mutmaßlich noch vor ihr liegen, wirklich keine Angst haben, solange sie die guten wie die schlechten Erfahrungen auf so bewundernswerte Weise verarbeiten kann. http://www.lauramarling.com/
15.05. Hamburg, Knust
16.05. Berlin, Heimathafen