Laufgeschichten: Tempohalle

Von Eiswuerfelimschuh @eiswuerfelimsch

Man darf das ‘a’ nicht mit ‘ö’ verwechseln. Denn zeitweilig kam es mit so vor! 

Etwas naiv nahm ich neulich eine Einladung zu einem Training an. Alles unter dem Motto, wir treffen uns mal, um möglichst kurzweilig unsere Laufeinheiten zu absolvieren. Passte alles wunderbar in meinen Trainingsplan. Kurze Intervalle; Tempospitzen erneut kennenlernen; auf Körperhaltung und -spannung achten. 

Leider vergaß ich während all meiner Trainingseinheiten an den Tagen davor, dass so eine Tempoveranstaltung anstrengend sein könnte. Ich strampelte munter 90km auf der Rolle, brachte 90min auf der Yogamatte zu (natürlich schön auf die Beinkraft konzentriert) und beim Pilates habe ich auch nicht weniger als einfach alles gegeben. Es lief kurz gesagt zwei Tage richtig gut! Deshalb noch eine weitere Stunde Yoga am Morgen wohl wissend, was am Abend auf dem Programm stehen sollte. Nach Arbeitsschluss machte ich mich also zur Halle auf. Nebenbei erwähnt: ich laufe sonst eigentlich morgens oder locker in der Mittagspause. Aber auch das ließ keine Zweifel aufkommen.

Zum Glück war ich zumindest so klug, festere Trainingsschuhe mitzunehmen. Nichts wäre für mich noch schlimmer gewesen als weich gedämpfte Sofalaufschuhe auf Tartan. Sprichwörtlich Sommer herrschte in der Halle und das war dann auch schon die schönste Seite davon… Da wir nun aber lange Sachen mitgenommen hatten, liefen wir draußen zügig vier Kilometer ein, Treppen runter und leider auch wieder alle hoch. Natürlich zog ich mit, kann ja schließlich nicht sein, dass mir das zu anstrengend ist. Dennoch kamen mir erste Zweifel daran auf, wie ich den Rest nur überstehen soll.
Dann also kurz umziehen und mit der Halle anfreunden. Mit meinem Kopf war schon nach dem Lauf-ABC nicht zu spaßen. Ein Duft wie beim Reifenhändler. Frischluftfreunde sind dort falsch! Trotzdem gab es schöne neue Impulse für unterschiedliche Übungen. Was kann Lauf-ABC nicht fordern! Das wichtigste war aber die Gewöhnung an die Bahn, die gerade einmal 200m lang war. So ist wenigstens eine Runde schnell vorbei – würden Optimisten meinen. Pessimisten hingegen, zu denen ich untypischer Weise an diesem Tag definitiv gehörte, sagen: bei 200m Tempoeinheiten muss man ja eine ganze Runde laufen! Richtig spaßig wird es aber in den Steilkurven, eben genau solche, wie ich sie nur vom Radsport kenne. Kurz vorher zügig anlaufen, dann die ersten knallenden Schritte die Anhöhe hoch. Trampelnd schiebe ich mich die Kurve entlang. Mir fällt spontan der Spruch meines Ernährungsberaters ein: “Aus einem Elefanten macht man eben kein Reh”. Es scheppert in meinem brummenden Kopf. Vielleicht sollte man die Schrauben in den Kurven nachziehen. Wade und Oberschenkel beginnen nach dem vierten Intervall zu zucken. Ich bin ein einziger krampfender Jammerlappen. Zum Glück hat meine Laufbegleitung Erbarmen mit mir und lässt mich nur sechs Runden drehen, während er vor mir herspaziert und etwas von 60, 70, 80, 90% und ‘zieh’ erzählt. Hatte er tatsächlich gedacht, dass ich 10 Runden wie verrückt durch die Halle rase?!

Zwischendurch freute ich mich auf das angedrohte Athletik-Training. Bin ich nun ein kleiner Yogi oder was?! Selbstüberschätzung kommt selten allein. Nicht nur das Tempotrainig war die Härte. Entnervt ziehe ich Schuhe und Socken aus. Versuche irgendwie durchzuhalten und meinen Füßen und Beinen einzureden, dass es nun wirklich keinen Grund gibt, so zu verkrampfen. Irgendwie vergehen dann auch diese Übungen und erleichtert werde ich nach Haus entlassen. Freudig die nächste Einheit erwartend. So ist das, wenn man Läufer ist.


Anmerkung: die Halle kommt auf dem Bild vollkommen falsch rüber! So ruhig und entspannt geht es da wirklich nicht zu.Vielmehr fließt dort ordentlich schweiß und sicher auch ab und an Tränen.