Laufgeschichten: Berliner Mauerstreifen – Fuerteventura – und zurück

Kurz vor einem Marathon in den Urlaub zu fahren, so mitten in der intensivsten Zeit der Vorbereitung kann natürlich nicht die beste Idee sein und da sind plötzliche Panikanfälle geradezu vorprogrammiert. Wie soll ich das nur schaffen? Noch keinen einzigen langen Lauf im Sinne meiner Vorstellung eines langen Laufs, also 30km und mehr, gemacht und dann schon in fünf Wochen mehr als 40km laufen wollen? Größenwahn kommt einem da in den Sinn! 

Fuerteventura

Also musste kurz vor Abflug noch ein kleiner Test her. Der geplante Wettkampf mangels Lustlosigkeit oder Angst wurde verdrängt und der sehnlichst erwartete lange Lauf lief dann auch trotz oder gerade wegen der Panik richtig gut. Zufrieden und erschöpft wankte ich in den Flieger immer südwärts in freudiger Erwartung weiterer sportlicher Ertüchtigung – Plan ist Plan und möchte dringend mit dem Bleistift dick abgehakt werden.

Nun war klar, dass ich keine all zu intensiven Glanzleistungen abliefern wollte, hier und da eine Einheit über den Tag verteilt, mal dies, mal das und natürlich auch laufen. Da kämpft man sich neulich noch entlang des alten Mauerstreifens, links Grün, rechts Grün, am Horizont neu bestellte Felder, Industriegebiet und lange Landstraßen und kurz darauf flitzt man immer der Sonne entgegen. Der kühle Morgenwind an den Klippen lässt einem fast nur Staub atmen. Die frische Luft verpufft in kleinen Sandstürmen.

Man macht Entdeckungen, verlassene Wohnanlagen, kleine Mini-Bungalows zusammengezimmert aus alten Wohnmobilen und Zeltplanen direkt am Wasser oder schräg eher an als auf der Klippe. Jeder kleine Stein fordert kleine Manöver auf dem trockenen Sand.

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Statt schnurgerader Landstraßen auf denen man die Kilometer im Eiltempo hinter sich lassen kann, rutscht man in der Nähe von Costa Calma trockene Stein-Sandwege entlang. Natürlich kommt man auch hin und wieder an lauschigen Stränden vorbei, aber meist sind es verlassene Wege. Diese sehen von Weitem so breit aus und kaum ist man auf ihnen unterwegs, werden sie zu schmalen Pfaden, schlängeln sich an den Klippen entlang, hinab zum Wasser und wieder hoch – ganz hoch – so hoch, dass manchmal nur die Hände helfen können. Oben angekommen merkt man, dass es sich vielleicht doch nicht um Trampelpfade handelt, sondern vielmehr um die natürlichen Wasserläufe, die wann auch immer bei irgendeinem heftigen Regen vor Jahren entstanden sind. Also besser, man schaut unterwegs nicht nach unten. Vierzehn Kilometer fühlen sich an, wie fast doppelt so lang – gedanklich rechne ich das auch so mit meinem Plan ab und spiele dann und wann lieber eine Partie Tennis oder schwimme etwas mehr.

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So dicht kann man an der Küste entlang laufen, wenn man das Klettern in kauf nimmt. 

Fuerteventura Lauf

Wieder zurück wollte ich natürlich an die letzte Leistung anknüpfen, was weder am ersten noch am zweiten oder dritten Tag gelang. Denn da hat es mich aus totaler Erschöpfung (vermutlich die Frühjahrsmüdigkeit, der Heuschnupfen, der Klimawechsel) gar nicht erst in die Laufschuhe getrieben. Stattdessen versuchte ich mir mit Yoga ordentlich Energie zu verleihen – mit mäßigem Erfolg.

Da mir der Plan irgendwie im Rücken hing, machte ich mich nach dem Ausschlafen am Montag wieder auf. Schon nach wenigen Minuten war diese Freude wieder da. Klare Luft, etwas zu kühl für meine sommerverliebte Haut. Also gönnte ich mir einen halben Marathon, um locker zu werden. Die Beine waren schließlich wie Blei oder eher wie die eines Hulks. Schwer, klobig, absolut nicht leichtfüßig. Dann etwas Lauf ABC, einige Steigerungsläufe und statt dem Mann mit dem Hammer wehte Little Miss Frühling um die Nase und es kam, wie es kommen musste. Laufende Nase, tränende Augen; natürlich keine Brille auf, warum auch, sollte ja regnen, tat es aber nicht. Genervt von Atemnot, rasselnden Bronchien folgten einige Kilometer mehr. Die Fahrradbegleitung brachte die Zwischenmahlzeit, konnte aber nichts gegen übellaunige Läuferinnen unternehmen. Also wurde sich weitergequält bis schließlich mit allem Drum und Dran die Uhr nach 32,2km und fast 2:52h stehen blieb. Es war nicht die Generalprobe, die einfach schief gehen musste! Aber es wurde abgehakt, denn die freudigen Minuten der ersten Zeit bleiben!

Bild: Grafik erstellt mit Sportics

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