Wenn man sich mit dem Thema Laufen schon so lange beschäftigt wie ich und die ganzen Tipps, Infos und Gadgets mal zusammen trägt, müsste Laufen eine hoch wissenschaftliche und komplexe Angelegenheit sein. Nicht umsonst ist die Prognose für den weltweiten Umsatz an Sportartikeln bei ca. 206 Mrd. US$ im Jahr 2022. Aktuell sind es ca. 160 Mrd. US$ und davon ca. 82 Mrd. US$ alleine für Sportschuhe.
my shoes!Wenn man also das ganze notwendige Equipment für den Sport zusammenzählt, kommen da erhebliche Summen auch auf diese „einfache“ Sportart Laufen zusammen. Und letztendlich tragen wir ja auch fast alle diese Aussage durch die digitale Welt. Jeder schwört auf die eine oder andere Wiese auf bestimmte Produkte und Marken. Dazu noch der Anspruch modisch aktuell zu sein und schon sind ein paar Hundert Euro für die einfache Sportart Laufen verbraten.
Vielleicht muss man sich ab und an mal wieder an seine Anfänge zurück erinnern. Als man schnaubend und dem Herzinfarkt nahe seine ersten Kilometer zurückgelegt hat. Laufen war das eigentlich noch nicht.
Trotzdem wusste mein Körper, dass es funktioniert wenn man einen Fuß vor den anderen setzt. Das Grundprinzip ist uns also gegeben. Laufen funktioniert ganz einfach.
Im Prinzip!?
Leider sind wir im Laufe der Jahrhunderte ein wenig degeneriert. Die Ursprünglichkeit des Laufens als Basis zum Überleben wird bestenfalls noch benötigt wenn man in seiner Jugend von einem größeren Jungen verprügelt werden sollte. Ansonsten gibt es für den Homo Sapiens des 21. Jahrhundert keinerlei Anlass zu laufen. Selbst die Nahrung bewegt sich zu einem, anstatt das man sie jagt.
Entsprechend ist der degenerierte Mensch ein gefundenes Fressen für die Industrie. Und seien wir doch mal ehrlich. Wir nehmen doch gerne die ganzen Angebote der Sportartikelhersteller an. Ich schließe mich da in keinster Weise aus. Eine schicke Uhr, ein geiler Schuh und die passenden Klamotten machen das Laufen ja auch nicht schwerer. Aber Voraussetzung für´s Laufen sind sie auch nicht.
Und dies hat mir mein heutiger Lauf wieder einmal eindrucksvoll bewiesen. Wecker klingelt um 04.00Uhr. Da ist es übrigens noch dunkel für die Leser die zu dieser Zeit noch nie wach waren. 😉
Badezimmer, Laufklamotten anziehen und ab ging´s um Punkt 4:25Uhr Richtung Wald. Die Beleuchtung im Ort ist um diese Zeit noch angeschaltet und begleitet die Dämmerung, wenn ich zwei Kilometer später im Wald ankomme, reicht das Licht des beginnenden Tages aus um gefahrlos die guten Waldwege zu benutzen. Wetter angenehm kühl und die Luft klar und frisch. Ich liebe die frühen Stunden des Tages alleine im Wald. Selbst die vielen Geräusche sind einem bekannt und werden als selbstverständlich war genommen. Keine Angst vor wilden Tieren!
Nach wenigen Metern hat man eigentlich schon das Gefühl das es ein guter Lauf wird.
Und so kam es auch. Alles aufsaugen, genießen und einfach laufen lassen. Kein Blick auf die Uhr. Einfach laufen, laufen, laufen…..
Irgendwann kommt der Flow! Wow! Jetzt knallt´s so richtig. In der Nachbetrachtung flogen die letzten Kilometer zwischen 5:00 und 5:30min/km durch den Wald. Wusste gar nicht dass der alte Mann überhaupt so schnell kann.
Und so kam ich sehr zeitig um 6:00Uhr auf meiner Arbeitsstelle an. Ohne wirklich ausgepowert zu sein. Glücklich, zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht ging dann auch noch eine kurze Dehneinheit am Teich bevor ich mir eine wohlverdiente Dusche gönne. Wenn ich an die letzten, schlimmen Monate denke kann ich es kaum fassen. Es läuft tatsächlich wieder fast wie früher. Jedenfalls in den unteren Distanzen. Jetzt kann ich nach und nach die Umfänge ein wenig steigern.
Es hat einfach nur Spaß gemacht und war ein grandioser Start in den Tag. Selbst die folgenden neun Stunden Arbeit waren wie aufgedreht.
Laufen ist eigentlich ganz einfach. Man muss es vielleicht ab und an EINFACH nur laufen lassen!