Laufen ist unsere Passion. Wir laufen fast das ganze Jahr durchweg. Gut. In den Wintermonaten lassen wir vielleicht den einen oder anderen Lauf für Gänsebraten und Rotkohl aus. Okay. Sind wir doch mal ehrlich: Am meisten Spaß macht es gerade jetzt in diesen Monaten – dann wenn es die Sonne gut mit uns meint. Uns Laufverrückten noch vor dem ersten Kaffee bzw. später am Tag ihre volle Kraft spendet. Etwa wenn die letzten Sonnenstrahlen am Abend langsam hinter ´m Horizont verschwinden und das abschließende Intervallprogramm auf der Laufbahn abgeschlossen ist. Die Frage nach dem „wann“ ist an sich unwichtig. Und doch können z. B. auch selbsternannte Nachttiere von gelegentlichen Laufeinheiten am Morgen profitieren. Der sogenannte Nüchternlauf ist wieder in Mode gekommen. Nüchtern laufen? – Aber ich trinke doch gar keinen Alkohol!? Warum dann dieser merkwürdige Wortlaut?
Die Geschichte mit dem frühen Vogel…
In letzter Zeit liest man in den bekannten Sport,- und Laufmagazinen aber auch in Social-Media Foren immer wieder vom Nüchternlaufen. Enorme Vorteile soll es für Läufer mit sich bringen. Bis vor einem Jahr hielt ich es als typischer Spät-Abendsportler für unnötig und anstrengend morgens schon vor dem Frühstück & Kaffee meine runners zu schnüren. Es steht außer Frage, dass jeder von uns einem bestimmten Typ Bio-Rythmus angehört. Manchen fällt es total leicht morgens aus den Federn zu kommen und gleich die Welt zu retten. Bei anderen wiederum zählt bereits der morgendliche Toilettengang als inoffizielle Einheit – so sehr möchte der Körper uns sagen “Bleib liegen – es ist noch zu früh um Großes zu erbringen“…
Doch warum nicht morgens mit dem ersten Hahnenschrei aus den Federn springen, die runners schnüren und einfach los? Mein Vorschlag: Probier es einfach mal aus! So ein Nüchternlauf ist nicht dazu da, um im Tunnelmodus seine Intervallläufe bzw. Tempoeinheiten abzuspulen. Vielmehr geht es darum locker flockig mit etwas Sport in den Tag zu starten. Uns quasi hochzubooten. Morgens ist die Luft und Atmosphäre rein und klar, die Temperaturen noch zumutbar. Wenn du einen Waldweg in der Nähe hast umso besser.
Wissenschaftlich bestätigt: Der Nüchternlauf boostet deine Ausdauer
Neben dem Wohlfühleffekt hat der Nüchternlauf weitere Vorteile, die dein Training noch effizienter machen. Ebenso wie man bei der Ernährung von „leeren Kalorien“ spricht, trainieren viele Läufer oftmals zu lange in montonen Tempi und das meist die ganze Saison über. Variable Trainingsreize werden vernachlässigt. Die gewohnte Wald,- bzw. Hausrunde kennt man. Mehr braucht es nicht. Stichwort: Eigene Komfortzone(!?)…Jedoch schleichen sich genau hier kleine Fehlerteufel in dein Training. Hinsichtlich des optimierten Trainings wollen wir bewährte Trainingsprinzipien wie die Reizadaption beachten. Dafür eignet sich der Nüchternlauf perfekt. Er ist ein guter Reiz für unsere aerobe Ausdauer und kann durchaus Trainingszeit einsparen.
Denn morgens ist unser Körper noch im Standby Modus – wobei unser Blutzuckerspiegel über die Nacht abgesackt ist. Wenn man am Vortrag hart trainiert hat können die Glykogenspeicher ebenfalls (fast) entleert sein. Prima! Das sind genau die Voraussetzungen für einen effizienten Nüchternlauf. 30-50 Minuten reichen bereits am Anfang. Da wir ja bekanntlich Meister der Anpassung sind, stellt unser Metabolismus ziemlich schnell von Kohlenhydrat- auf Fettstoffwechsel um. Kurzum: Wir nutzen unsere schier unendlichen Fettspeicher zur Energiegewinnung, anstatt die gespeicherten Kohlenhydrate in den Glykogenspeichern aufzubrauchen. Weitere interessante Tipps zum Nüchtern-Training und vieles mehr rund ums Laufen kannst du dir kostenlos in dem E-book Richtig Laufen – Die besten Trainingspläne für Anfänger und Fortgeschrittene anschauen. Auf jeden Fall lesenswert.
Keep-on-running.de TippDamit es anfangs leichter fällt bau dir eine mentale Hilfe – lege dir bereits am Abend alle Laufsachen inklusive Pulsuhr und Schuhe vor dein Bett. So wirst du sofort an dein Plan erinnert und kommst gar nicht erst in Versuchung deinem inneren Schweinehund nachzugeben. Wir wollen uns doch nicht selbst behumsen! Auch die Gedanken an ein anschließendes Fitnessfrühstück kann die Motivation zum Laufen enorm ankurbeln.
Achso und eins noch – egal ob der Nüchternlauf nun dein Training noch effizienter macht, optimierter Fettstoffwechsel hin oder her – Entscheidend ist doch der Genussfaktor! Sieh es mal so. Du hast die freie Wahl zu laufen. Herzfrequenz und Laktatwerte spielen keine Rolle. Mach es einfach der Born to run Legende Christopher McDougall nach: keep on running!