Laudatio für Dergleichen

Von Julius Hensel

von Hans-Peter Schröder

Der vollständige Text des in Ausschnitten am 15. Mai 2012 bei juliushensel veröffentlichten
Sittengemäldes “Laudatio für Dergleichen”. Die Zeit ist überreif.:

Gegrüßet sei der Herr Minister,
der Herr der Zinseszinsjongleure
und seine Wirtschaftsoberpriester.
Gehabt Euch wohl, uns bleibt die Ehre.

Gewichtig tönt ihr Strafregister,
wir grüßen euch aus weiter Ferne,
man sagt, ihr liebest es sinister,
– als Hoffnungspudel der Konzerne.

Freund laß` dir den Spiegel reichen,
deines Lebens Poesie
muss jetzt den Bilanzen weichen.
Die zeigt dir nun das liebe Vieh.

Sie treiben`s unter gleich Gesinnten,
die sich in Hinterzimmern winden.
Wer braucht schon Miteinander du?
Zuerst das Ich, dann du,
dann noch zweidrei,
der Rest wird sich von selber finden.
Die Gattin darf manchmal dabei.

Pläne sind längst abgemacht:
Unnützes hängt man unter Brücken.
Dort schaukelt es im Takt ganz sacht`.
WIR wollen nicht daran ersticken.

„Ob der was ahnt, ob der was weiß?“
Egal, wir stopfen ihm den Preis,
zwischen Leber und den Steiß,
soll er sich still verdrücken.

Und wenn er dann zur Grube fährt,
ganz steif vom Dauerbücken,
dann sehen wir es ohne Weh`,
mit einer Spur Verbalentzücken:
„Der Alte ist jetzt endgeklärt.“

Das sagen Sie, die Erzkumpane,
mit denen man am Ding gedreht,
hinter deinem krummen Rücken,
wo ihr hämisch Grinsen steht.
Wie jeder, den die Macht verrät,
auf eines Lebens krummer Bahn,
verfielst auch du dem alten Wahn,
der hinter jedem Wahnwitz geht.

„Sollt` ihm“, so reden sie beflissen,
„der Stand der Ruhe nicht behagen,
bevor die Sense trennt den Kragen,
sollt` gar auf Provisionen klagen,
so wird das einig` Band zerrissen.“

Zur Lehre sei `s nochmal gebracht:
„Fällt auf ihn nur ein Scheinverdacht,
so baumelt er, und das ist abgemacht,
vertraglich klar, aus freiem Stücke,
ganz öffentlich an Themsebrücke,
oder fährt beschwingt, doch leise
an einem festen Kälberstricke,
in frischer Luft, in trautem Kreise,
unter die Atlantikbrücke,
oder macht die letzte Reise
auf Digitalis vorzugsweise.“

Das weiß er sehr genau,
hat er mit unterschrieben,
der Herr Exil-Minister,
der als Innerer Magister,
für die hohen Komödianten
manches Mordsgeschäft betrieben.
Für die von unten Abgesandten,
für die er stets das Bübchen blieb.
Den leisen Rechts- und Freiheitsdieb,
den haben Sie besonders lieb.

Der freudig-flink zur Stelle rollt,
wenn es gilt Billionen,
aus den ersparten Taschen,
wo sie zurechte wohnen,
umzufüllen in die Flaschen,
aus denen die Klienten naschen,
bevor er sich nach Brüssel trollt.

Unser Vorbild fleissig ist,
dienstbeflissen, nett, loyal
keine Schweinerei zu mühsam
und zur fremden Angst und Qual,
von ihm verordnet, tönt`s pauschal:
„Das muss so sein, das ist legal.“

Hier ein Sümmchen weggerutscht,
dort ein Sümmchen abgelutscht.
Hast Deutschland ja so oft bestohlen,
die Ostwirtschaft im Kern zerstört,
den Osten ausgeraubt, wie dir befohlen.
Enteignung dann zu Recht erklärt.
Rohwedder war zurecht empört.

Mit Zweiplusvier habt ihr `s gemacht,
lustige Zeit, ha`m wir gelacht.

Beute an Besatzer ausgehändigt,
Bevölkerung mit Bild gebändigt
und in die Arbeitslosigkeit getrieben.
Du hast das Ganze unterschrieben.

Und dann ganz brav, wie es beschlossen,
Rohwedder in den Kopf geschossen,
mit einem NATO Sturmgewehr,
aus 63 Metern oder mehr.
Expopobreuel die Treuhand macht,
so hattet ihr es ausgedacht.
Die Menschen haben nicht gelacht.
Die Einheit war das nicht,
es war erneute Teilung,
von Diebesgut, deshalb Beeilung.

Als er dann ward` der Herr von Innen,
griff er mit dürrer Hand zur Knute,
teils im Auftrag zu beginnen,
teils seine düstere Natur
und seinen Hass,
uns einzuimpfen mit der Rute,
sprach er zu uns von Muss und Hasso Fass!

Da ritt der Schrumpelmumientiger
im Schrumpelheuchelangstgefieder
bereits auf der Monetenstrass`
und badete in fremdem Solde,
der Bleierne,- das Kalte Herz,
im Staub, – vom Golde.

Hetzer zwischen uns verstecken.
Mikros hinter Weißdornhecken.
Guten Morgen, Tür zerschlagen,
Beweise in die Wohnung tragen.
Mein Heim verwüsten,
Furcht verbreiten.
Justitia zum Unrecht leiten.

Minen legen, Fallen stellen.
Terror streu`n, Befehle bellen
und Gerichte dienstbar kneten
gehören zu den Lieblingsspeisen,
vom Bastard in Erpresserkreisen.

Gesinnung schnüffeln,
spionieren,
kleine Mädchen denunzieren.
Hei der Verdorrte vorn dabei.
Und hinter sich die Polizei.
Jeder Bürger wird zum Täter,
falls nicht jetzt, dann sicher später.

Und dann und wann, da liess er fallen
den Umschlag voll mit Krankheitskeimen,
seinen Herren zu Gefallen,
oder, so sollt` man es meinen,
das Bömbchen aus Per OchsOxyd.
Auf daß aus Ängsten frisch gerührt
der Ruf nach Sicherheit erblüht,
auf dass die Stimmung eskaliert,
auf daß man weiter nasgeführt.

Ein blindes Bömbchen in die Tasch`
und Verwirrung in den Kopf
vom ausgesuchten dummen Buben.
Nie hätten diese Blindideen
betreten jenen armen Tropf,
ohne diese Volksverführer,
und Anstifter und Menschaufrührer.

Doch alle seine Leibwachschergen
können die Schand`
nicht `mehr verbergen:

Das Verfaulte drängt zum Licht,
bis die Maske reisst und bricht.
Du lebst von uns, den Eingesperrten,
den bei Bedarf in`s Grab gezerrten.
Die Täter heben dich zum Thron.
Und loben dich, dem Recht zum Hohn.

Schaue in den Spiegel,
Alter:
ER, dem Niedertracht
ist Freude, schrieb
zu Lebenszeiten schon
deine lebenslänglich` Fron
dir quer über`s Totgesicht:
„Stumpfe kalte Bitternis,
ist der Diener Leibgericht.“

Jeder sah es,
du sahst`s nicht.

Die vom bösen Feind getauften,
die Ihre Menschenbrüder,
in die Finsternis verkauften,
sie aus Eigennutz geopfert haben,
während ihrer Erdenfahrten,
deren Seelen fressen Raben.

Im Diesseits schon vergessen,
im Jenseits streng gemessen,
hebt nirgends sich
die Freundeshand,
die dich beschützt
und die dich stützt,
im Anderland.

Alter, deine stolzen Preise,
das goldgetränkte Ordensband,
samt der Lügenworte hohler Greise,
sind schwerste Last
auf deiner letzten Reise.
Durch Anderland, durch Anderland.