Alle Jahre wieder also lautet die Marschrichtung: vorbei an Lila KuhfleckenSchokoweihnachtsmännern, verführerischen PassionataAngeboten, duftenden Wässerchen, technischen Meisterleistungen, Cashmireofferten, Schmuck und Co. So ist der Planund so wie die Parole im Spätsommer formuliert wird, so schwächeln wir mit unseren Vorsätzen mit zunehmender Nähe zum heiligen Abend. “Ach Schatz- schau mal dieses wunderbare Angebot im Media Markt. So ein Ding da wollte ich schon immer haben. Meinst Du wir könnten uns vielleicht doch eine klitzekleineMiniKleinigkeit zu Weihnachten schenken?” Um die äusserst destruktive Verhaltensweise zu entschuldigen plapperst Du ohne Punkt und Komma weiter. “Ich versprech Dir auch trotzdem was für die Waisenkinder zu spenden und für die Antiplastikkampagne und für sauberes Trinkwasser. Und ganz ehrlich, Deine Eltern haben eh jede Menge Weihnachtsgeschenke trotz unserer Bitte das nicht zu tun. Und wie sieht das dann aus, wenn wir mit nichts als unserem Festtagsgrinsen in der Tür stehen. Ausserdem könnte ich mir, wenn wir das Schnekverbot lockern, den tollen blauen Parka kaufen, der gerade im Angebot ist.”
So oder so ähnlich. Alle Jahre wieder nehmen wir uns vor, tapfer und stark zu sein und ganz entschlossen dem allgemeinen Konsumwahn zu entgehen. Alle Jahre wieder brökelt spätestens, allerallerspätestens im November der gut gemeinte Vorsatz. Erst kommt hier ein Angebot, dann dort ein Wunsch – ach und so eine minimalistische Aufmerksamkeit. Das muss doch auch sein. Die Leute wissen doch sonst auch gar nicht was sie uns bedeuten. Alle Jahre wieder wollen wir stark und innovativ sein, ein Präsentloses Weihnachten zelebrieren und alle Jahre wieder stehen wir Ende Dezember, seufzender Weise, wie immer mit stark minimierten Kontostand da. Es bleibt ja nicht bei der einen Kleinigkeit. Ist der Damm erst einmal gebrochen, brechen die Wogen der Kaufeslust über uns herein und fluten unseren schwachen Geist. Früher war das einfacher. Da schreckten Dich enge Kaufhausgänge, überfüllte S-Bahnen und hart umkämpfte Grabbeltische davor, nach erfolgreich abgeschlossenem Xmas Shopping erneut loszuziehen, um das “Basisgeschenk” mit diversen netten “Kleinigkeiten” noch aufzupeppen.
Aber heute, in Zeiten des Internets und massgeschneiderter Facebookwerbung ist das schwieriger. Jedes Mal wenn Du das weltweite Netz enterst, um die letzten Nachrichten zu schauen oder Emails abzurufen finden sich im rechten oberen Augenwinkel böse Laufbänder. Die stellen ganz banale Fragen.“Schon an alles gedacht?” “Wirklich alle Wünsche von der Liste erfüllt.” “Darf’s noch etwas mehr sein?”.
Ach! Ich muss mich da immer schwer zusammenreißen. Besonders dann, wenn in Pauls Arbeitszimmer der Raschelfaktor proportional zum näher rückenden Grossereignis ansteigt. Jedes Jahr frag ich mich, was er wohl noch alles rund um meinen Basiswunsch vorbereitet hat und nun heimlich eintütet. Und spätestens wenn sich dieser kleine fiese Gedanke bei mir eingenistet hat, zieh ich nochmals los, um bereits Vorhandenes aufzupeppen oder zu garnieren.
Kennt Ihr das auch? Eigentlich seit Ihr schon durch mit den Weihnachtsgeschenken. Und jedes Jahr nehmt Ihr Euch vor es dabei zu belassen. Und dann so kurz vor Toresschluss, fangt Ihr panisch an unnötige Beilagen zu organisieren.
Alle Jahre wieder erliegen wir dem Konsum. Spendenaktionen, Konsumverzicht und heere Ziele zum Trotz schaffen wir es nicht, uns dem zu verschließen. Was wäre ein Weihnachten ohne diesen Augenblick, diesen magischen Moment, wenn Dein Liebster das Paket öffnet und Dich mit schmachtendem Blick anschaut. “Ach Liebling- das Du daran gedacht hast!”
Ich freu mich auf Weihnachten!
In diesem Sinn! Euch einen ganz besonders kuscheligen vierten Advent.