Lasst zusammen, was zusammen gehört: Über die Teilung von Romanen durch Verlage
Hallo ihr Lieben!
Heute möchte ich mit euch über die Strategie deutscher Verlage sprechen, englische Romane für den deutschen Markt in zwei Bände (oder mehr) aufzuteilen. Anlass ist die ausstehende Rezension zu „Das Reich der Sieben Städte" von Steven Erikson. Als ich dieses Buch begann, wusste ich bereits, dass es nur die erste Hälfte des Originals „Deadhouse Gates" umfasst. Die zweite Hälfte wurde von blanvalet unter dem Titel „Im Bann der Wüste" veröffentlicht. Zusammen ergeben sie den zweiten Band der Reihe „Das Spiel der Götter".
Es ärgert mich maßlos, dass deutsche Verlage sich anmaßen, eine Geschichte einfach zu trennen. Das Schlimme daran ist, dass es dafür meiner Meinung nach nur einen einzigen logischen Grund gibt: Profit. Ich glaube nicht, dass dies zugunsten der Leser_innen geschieht, um sie nicht mit dicken Wälzern von knapp 1.000 Seiten Umfang zu überfordern. Wäre dies tatsächlich der Fall, würden auch (deutsche) Einzelbände getrennt, was hingegen offenbar selten passiert (mir ist kein Fall bekannt). Da geht es ums Geld, davon bin ich überzeugt. Durch die Buchpreisbindung können Verlage ihren Gewinn auf diese Weise potenzieren. Eine kleine Recherche bei Amazon hat ergeben, dass man für eine neue Taschenbuchausgabe von „Deadhouse Gates" dort zurzeit 6,99€ bezahlt (Verlag: Macmillan USA). Meine Ausgabe von „Das Reich der Sieben Städte" ist mit 12,00€ ausgeschrieben, „Im Bann der Wüste" ebenfalls. Das sind 17€ Unterschied. Ich habe sogar weit mehr bezahlt, weil „Im Bann der Wüste" vergriffen war, als ich es gekauft habe, aber das tut hier nichts zur Sache. Der Punkt ist, dass blanvalet sich durch die Trennung ein hübsches Sümmchen dazu verdient. Ich finde das unverschämt. Es reicht offenbar nicht, dass Verlage für ihre Veröffentlichungen in Deutschland durch die Buchpreisbindung sowieso mehr verlangen als im englischsprachigen Ausland, wo der Preiskampf den Buchmarkt meiner Ansicht nach positiv beeinflusst (zumindest aus Sicht der Konsument_innen) und nicht, wie einige Theorien behaupten, für eine Begrenzung des Sortiments sorgt. Nein, man muss natürlich das Maximum aus einer Geschichte herausholen und jeden Cent aus den deutschsprachigen Leser_innen herausquetschen, denn die können sich ja eh nicht wehren. Wir sind der deutschen Verlagspolitik auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und müssen die Teilungen einfach akzeptieren, wenn wir die Geschichte lesen möchten.
Im Fall von „Das Reich der Sieben Städte" und „Im Bann der Wüste" ist mein Problem allerdings nicht nur prinzipieller, finanzieller oder
Es wird keine eigenständige Rezension zu„Das Reich der Sieben Städte" geben. Stattdessen werde ich dieses Buch und „Im Bann der Wüste", das ich aktuell lese, gemeinsam rezensieren, so, wie es der Autor gewollt hat. Ich werde sie behandeln, als wären sie eins.
Da die Politik der Teilung auch die weiteren Bände von „Das Spiel der Götter" getroffen hat, werde ich diese Taktik für den Rest der Reihe beibehalten. Dadurch werden die Rezensionen etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber ich verspreche, die beiden Teile eines Bandes immer fix hintereinander zu lesen. Am Umfang meiner Rezensionen wird das nichts ändern, allerdings muss ich unter Umständen an der Grafik des Headers schrauben. Ich denke aber, das ist zu verschmerzen.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich diese Zweifach-Rezensionen in die verschiedenen Buch-Communities einpflege. Normalerweise gebe ich mir große Mühe, komplett spoilerfrei zu rezensieren, weiß aber aus Erfahrung, dass das nicht immer möglich ist. Es wäre ungünstig, wenn ich die Besprechung im Eintrag der ersten Hälfte des Bandes speichere, darin jedoch Details über die zweite Hälfte verrate. Vielleicht muss es auf Einzelfall-Entscheidungen hinauslaufen. Ich werde eine Lösung finden.
Es nervt mich ungemein, dass ich überhaupt darüber nachdenken muss. Ich bin wütend, weil ich „Das Reich der Sieben Städte" und „Im Bann der Wüste" nicht ganz normal besprechen kann wie jedes andere Buch sonst auch. Ich ärgere mich, dass ich damals nicht entschieden habe, die Reihe im Original zu lesen. Diese Verlagsstrategie kotzt mich an, entschuldigt die Wortwahl. Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, weil mir bisher niemand plausibel erklären konnte, warum Teilungen vorgenommen werden. Geht es denn wirklich nur um Profitgier? Falls jemand unter euch ist, der/die mich erleuchten kann, bitte. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Solange ich keinen anderen Grund sehe als den finanziellen Aspekt, wird meine Wut nicht verschwinden. Mit jedem neuen Band von „Das Spiel der Götter" werde ich wieder mit den Zähnen knirschen.
Ich weiß, dass ich mit der Krux der Teilungen nicht allein bin. Ich weiß, dass viele englischsprachige Geschichten getrennt und als zwei
Ich frage mich, ob es eine Möglichkeit gibt, die deutschen Verlage darauf aufmerksam zu machen, wie furchtbar das bei ihren Leser_innen ankommt. Oder ob sie es wissen, es ihnen aber schlicht egal ist. Meiner geliebten UF-Reihe „Anita Blake" von Laurell K. Hamilton hat es das Genick gebrochen. Die Teilungen waren so gedankenlos, dass sie die Atmosphäre und den Grundtenor der Bände verändert haben. Die Zeitspannen zwischen den Veröffentlichungen waren viel zu lang. Über die Jahre sprangen immer mehr Leser_innen ab, sodass sich weitere Übersetzungen am Ende für den Verlag (Bastei Lübbe) nicht mehr rentierten. Sie haben die Reihe eingestellt. Sie haben ihre Leser_innen vergrault.
Zuerst möchte ich aber eure Geschichten und Meinungen lesen. Wie empfindet ihr die Teilungspolitik deutscher Verlage? Wie sind eure Erfahrungen damit? Kennt ihr vielleicht Beispiele, die zeigen, dass auch Bücher in anderen Sprachen (außer Englisch) für den deutschen Markt geteilt werden? Und an die Buchblogger_innen: wie schreibt ihr Rezensionen zu Büchern, die geteilt wurden?
Ich bin sehr froh, dass ich mit meinem Blog einen (virtuellen) Ort habe, an dem ich mich über solche Themen auslassen und mit euch austauschen kann. Ich freue mich auf regen Gedankenaustausch und kann es kaum erwarten, eure Kommentare zu lesen!
Alles Liebe,
Elli