„Diese Welt braucht Deine Hilfe, verweigere sie ihr nicht.
Und wenn Du nur einen Menschen rettest, so ist das ein wunderbarer Anfang, der andere Menschen ermutigt, das Gleiche zu tun."Alexander Rykow
Ihr Lieben,
angesichts der Ereignisse in Japan möchte ich Euch heute eine sehr persönliche Geschichte aus meinem Studium Anfang der 1970er Jahre erzählen.
Es geht dabei um zwei Begegnungen, die ich damals an der Universität Göttingen als Student machen durfte:
Die erste Begegnung, die ich meine, war die Begegnung mit der Professorin Dorothee Sölle.
Ich gebe zu, dass ich ihr gegenüber als junger Student zunächst sehr kritisch war, denn sie war eine Vertreterin der „Gott-ist-tot-Theologie“.
Aber als ich ihr in einem Seminar begegnete, trat mir ein warmherziger, freundlicher, von Liebe erfüllter Mensch entgegen, der mir jungem Studenten zuhörte und meine Einwände ernstnahm.
Angesichts des Elends, der Not und der Kriege in der Welt und angesichts der Erkenntnis, dass Gott nicht direkt eingriff, um all das Elend zu verhindern bzw. zu beseitigen, kam Frau Sölle zu der Erkenntnis, dass Gott gestorben sein müsse.
Ich konnte ihr zwar in diesem Punkt nicht folgen, aber ich mich hat die Konsequenz, die Frau Sölle aus ihrer Erkenntnis zog, tief beeindruckt.
Ihre Meinung – Gott sei gestorben – führte eben nicht zu der Haltung, die Dinge sich selbst zu überlassen, sondern dazu, sich auf ganz intensive Weise einzusetzen für die Menschen in dieser Welt, gegen Hunger, Leid, Missbrauch, Gewalt. Frau Sölle beindruckte uns junge Studenten sehr mit ihrer Botschaft und ihrem Appell, unser Licht hineinzutragen in die Dunkelheit dieser Welt.
Die zweite Begegnung hatte ich mit einem alten Theologie-Professor, der aufgrund sehr großen persönlichen Leides seinen persönlichen Glauben an einen liebenden Gott verloren hatte.
Dennoch machte er uns jungen Studenten viel Mut zum Glauben und dazu, uns mit der Welt und der Ungerechtigkeit in dieser Welt auseinanderzusetzen.
Von diesem alten Professor habe ich eine ganz wunderbare Weisheit gelernt, die mich heute, viele Jahre später, vor mancher Dummheit bewahrt und mir Wege weist, wie ich handeln soll:
Dieser alte wunderbare, menschlich so feine Professor sagte eines Tages zu uns in einem Seminar:
„Egal, ob Ihr nun an Jesus Christus glaubt oder nicht, Jesus Christus hat uns durch seine Reden sehr deutlich gezeigt, wie die Menschen miteinander umgehen sollten, nämlich mit Vergebung, mit Liebe, mit Zuwendung, mit Hilfe.
Wenn Ihr einen Maßstab benötigt, der Euch im Alltag zeigen kann, ob das, was Ihr gerade tun wollt, richtig ist, dann stellt Euch doch einfach zwei Fragen: „Was würde Jesus an meiner Stelle tun?“ bzw. „Würde Jesus an meiner Stelle jetzt das tun, was ich vorhabe?“
Ich habe diesen wunderbaren Rat des alten Professors, der selber seinen persönlichen Glauben verloren hatte, niemals vergessen und er hilft mir täglich in meinem Alltag.
Gerne würde ich mich bei diesem Professor für seinen damaligen Rat heute bedanken, aber leider lebt er nicht mehr.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch heute einen sorgenfreien Tag, einen Tag, an dem Ihr Euren Mut nicht verliert und an dem Ihr Euer Licht leuchten kann, denn es kommt auf Euch an, damit diese Welt wärmer, menschlicher und wieder bewohnbarer wird.
Euer nachdenklicher, aber zuversichtlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt