Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Willi Bruners erzählen:
„Die Waage des Königs“
„Ein junger Mann wollte unbedingt von zu Hause fortgehen, um die Welt kennenzulernen. „Geh nur“, sagte seine Mutter, „Geld habe ich keines, das ich Dir geben könnte, aber ein Stück Brot will ich Dir mitgeben. Solange Du es mit anderen Menschen teilst, so lange wird es Dir nicht ausgehen.“
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Der junge Mann machte ich auf die Wanderschaft, aß von dem Brot, wenn er Hunger hatte, und teilte es mit denen, die er traf. Und wie es die Mutter vorhergesagt hatte: Das Brot ging nie zu Ende!Eines Tages kam er in die große Stadt eines mächtigen Königs. Der wollte seine wunderschöne Tochter nur demjenigen zur Frau geben, der noch reicher und mächtiger war als er selbst.
Auf dem Marktplatz hatte er eine riesengroße Waage aufstellen lassen: In der einen Waagschale lagen alle seine Schätze. Wer seine Tochter zur Frau haben wollte, der sollte seine Schätze in die andere Waagschale legen.
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Könige aus aller Welt kamen mit alle ihrem Reichtum angereist, aber keiner vermochte es, die Waagschale zum Herabsinken zu veranlassen. Die Prinzessin fürchtete schon, den Rest ihres Lebens für immer allein leben zu müssen.Einmal ging sie traurig und enttäuscht darüber, dass noch niemand es geschafft hatte, die Waagschale zum Herabsinken zu bringen, am Ufer des Flusses entlang, als sie den jungen Mann traf, der gerade sein Brot aß. Er lud sie, um sie etwas aufzuheitern, zum Essen ein. Sie nahm das Brot dankend an, aß davon und konnte wieder froh sein. Gestärkt ging sie wieder nach Hause.
Am nächsten Tag kam der junge Mann an der riesigen Waage des Königs vorbei:
Wieder bemühten sich Könige, die Waagschale mit ihren Schätzen niederzudrücken.
Vergebens. Da erkannte der junge Mann in der Prinzessin das Mädchen, mit dem er sein Brot geteilt hatte.
Da trat er vor den König und sprach: „Gib mir Deine Tochter zur Frau! Ich lege meinen ganzen Reichtum, dieses Stück Brot, in die Waagschale.“Da lachten ihn alle Anwesenden aus und der König wurde sogar zornig.
Aber die Prinzessin bat ihren Vater, den jungen Mann den Versuch unternehmen zu lassen.
Da legte der junge Mann sein Brot in die leere Schale:
Die Waage begann sich zu neigen und sank langsam nach unten.
Niemand konnte dieses Wunder verstehen. Der König aber hielt sein Versprechen.
Der junge Mann und die junge Prinzessin wurden sehr glücklich miteinander und die Menschen in ihrem Land hatten immer Brot zu essen.“
Ihr Lieben,
wenn ich dieses Märchen lese, dann weiß ich, warum ich schon immer Märchen geliebt habe: In den Märchen hat auch der vermeintlich Schwächere die Chance, etwas ganz Großes zu erreichen, ein ganz großes Ziel zu erreichen, so wie der junge Mann in unserem Märchen.
Wenn ich in diesen Tagen einkaufen gehe, um mir Lebensmittel zu besorgen, dann werde ich stets etwas traurig. In den Regalen sind bereits Lebkuchenherzen und Butterspekulatius zu finden und das Ende September. Es fehlt nur noch, dass aus einem Lautsprecher Weihnachtslieder ertönen.
Unser Märchen weist uns darauf hin, worauf es wirklich im Leben ankommt:
Nicht auf Reichtum, auf Gold, auf Geld, auf Juwelen, sondern auf etwas ganz Einfaches: Auf Brot!
Unser Märchen behauptet, nicht wiege schwerer als Brot,
dagegen seien alle Schätze dieser Welt nur Leichtgewichte.
Ich finde, daran ist viel Wahrheit:
In der jetzt vor uns liegenden Jahreszeit, besonders nachher in der Vorweihnachtszeit sollten wir immer daran denken, dass es so viele Menschen auf der Welt gibt, die sich nach einem Stück Brot sehnen. Gold, Juwelen und sonstige Schätze kann man nicht essen, nichts ist so wertvoll wie Brot.
Dabei spreche ich vor allem von dem Brot als Nahrungsmittel. Ich finde, jeder Mensch hat das recht darauf, nicht abends hungrig einschlafen zu müssen und wir sollten ein wenig von dem abgeben, das wir haben und mit denen teilen, die unsere Hilfe so dringend benötigen.
Aber ich spreche auch von dem Brot der Hoffnung.
Die Menschen sehnen sich nach dem Brot der Hoffnung.
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Ich spreche auch von dem Brot der Liebe.Nichts heilt ein Herz besser als das Brot derLiebe.
Ich spreche von dem Brot der Zuwendung.
Nichts macht einen Menschen so unverwundbar gegen die Anfeindungen und Versuchungen dieser Welt wie das Brot der Zuwendung.
Ich spreche von dem Brot der Freude,
denn nichts gibt einem Menschen so viel neuen Schwung wie das Brot der Freude.
Ich spreche von dem Brot der Ermutigung,
denn nichts verleiht einem Menschen so viel Kraft, niemals aufzugeben, wie das Brot der Ermutigung.
Ich spreche von dem Brot der Versöhnung, denn nichts heilt zerbrochene Herzen und zerstörte Beziehungen so sehr wie das Brot der Versöhnung.
Wir alle sollten in der kommenden Zeit Menschen sein, die Brot verschenken.
Und wer genau hinschaut, wird das Geheimnis entdecken, dass nämlich, wenn er das Brot des Glücks, der Liebe, der Hoffnung, der Zuwendung, der Freude, der Ermutigung und der Versöhnung mit anderen Menschen teilt, dieses Brot niemals weniger wird. Diese Brot ist das, worauf die Welt wartet. Deshalb sollten wir ihr dieses Geschenk nicht vorenthalten.
Ich wünsche Euch ein ruhiges, ein entspanntes und ein nachdenkliches Wochenende und grüße Euch ganz herzlich aus dem herbstlichen Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen