Beziehung. Was ist das eigentlich genau? Während einige in meinem Alter bereits an ihrem Nest bauen, fühle ich mich noch viel zu jung dazu. Also nicht «Jung, wild & sexy», wie in der gleichnamigen (dämlichen) Sendung des Schweizer Privatsenders «3 Plus», aber auch nicht «My Big Fat Greek Wedding» reif. Nicht nur, weil meine Freundin keine Griechin ist. Immerhin befinden sich viele meiner Freunde noch im ähnlichen Lebensabschnitt wie ich. Gewisse studieren noch, andere haben erst gerade abgeschlossen und einigen fehlt schlicht und einfach die Partnerin oder der Partner. Meiner Freundin geht es ähnlich, doch sie verspürt den Druck als Frau noch stärker als ich. Das mag biologische, aber wohl eher gesellschaftliche Gründe haben.
Wenn man nach einer gewissen Frist keine gemeinsame Wohnung bezogen hat, dann läuft doch etwas nicht richtig. Und auf jeden Schritt muss direkt ein zweiter folgen. Party machen, Feierabend-Bierchen (oder zwei, drei), am Samstag ausschlafen und einfach die Seele baumeln lassen? Denkste. Ab einem gewissen Alter heisst es: Anstossen mit einer Tasse Tee und früh nachhause gehen. Samstag wird zuerst gebruncht, danach vielleicht gejoggt oder man radelt gleich mit dem Fahrrad um den See. Obligates Selfie inklusive. Und natürlich ist die Freundin dabei. Und der Kuss darf nicht fehlen. #RelationshipGoals. Plötzlich tauchen auf Instagram Ringfotos und solche Texte auf: «I’m getting married to my best friend.» Würg. Auf Facebook werden Baby-Fotos gepostet. Ich frage mich dann einfach, was ich verpasst habe. Müsste es in meiner Beziehung auch so sein? Habe ich etwas falsch gemacht?
Grundsätzlich ist es sicher so, dass sich eine Beziehung ständig entwickelt. Am Anfang die rosarote Brille, dann irgendwann der Alltag. Sobald der Alltag beginnt, lernt man sich noch einmal neu kennen. Bei einigen heisst es dann Endstation. Bei anderen nicht. Trotzdem ist es keine Garantie dafür, dass die Endstation niemals erreicht wird. Vom chinesischen Philosophen Konfuzius stammt der berühmte Ausspruch «Der Weg ist das Ziel». Wer aber kennt den Weg? Und will man das Ziel überhaupt erreichen? «Meine Beziehung sollte auch so sein wie die von…» ist schon der Anfang vom Ende. Vor allem wenn als Vorbild irgendwelche Stars und Sternchen dienen. Aber auch das persönliche Umfeld eignet sich nicht.
Wir haben in der Regel keinen echten Einblick in die Beziehung von anderen. Wir bekommen zu sehen, was uns die Personen zeigen wollen. Werden wir Zeuge eines Streits, kann man daraus noch lange nicht schliessen, dass eine Beziehung gut oder schlecht läuft. Handkehrum sollten wir uns von tollen Fotos in sozialen Medien ebenfalls nicht blenden lassen. «Glücklich ist man nicht dann, wenn man seine Sonnenmomente auf Instagram oder Snapchat postet und viele Likes dafür bekommt.»
Ziehen Partner zusammen, heiraten deine Freunde, kaufen sie einen Dackel und nennen ihn Fridolin, oder kriegen sie Kinder – hoffentlich war es für sie die richtige Entscheidung. Wenn sie es für dich noch nicht ist, dann hast du dich hoffentlich ebenfalls richtig entschieden. Vergleiche lohnen sich nur, wenn man die gleichen Grundlagen hat. Und jeder Mensch ist individuell. Wichtig ist, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und an der eigenen Beziehung zu arbeiten. Dann kommen die Entscheidungen von alleine.