Larry Miller am 03.11.2009 im Talbahnhof, Eschweiler

Larry Miller

Larry Miller

Es ist meine dritte Begegnung mit diesem britischen Musiker und diese Begegnungen sind auch irgendwie immer welche der dritten Art.

Larry Miller ist nicht nur ein ausgezeichneter Gitarrist und Sänger, er ist zudem ein hervorragender Comedian und somit, wenn man das alles zusammennimmt, ein gnadenlos guter Entertainer.

Die etwa 60-70 Leute im Publikum bekommen heute Abend im Eschweiler Talbahnhof für 12 Euronen eine Show mit absolut hohen Unterhaltungswert.

Larry weiß mit dieser zunächst zurückhaltenden und abwartenden Masse umzugehen. Slapstick gerecht stolpert er auf die Bühne, taumelt bis zum Mikrofon und ruft dort hinein: „I wanna hear some noise!“ Verhaltene „Noise“ Bekundungen reichen ihm nicht, er will mehr. Und er bekommt mehr. Und noch mal mehr. Und schon hat er das Publikum in der Tasche.

Er wird zwei Sets spielen und Songs hat er reichlich im Gepäck, aus eigener wie aus fremder Feder. Das Programm ist musikalisch abwechslungsreich und gleichzeitig auf höchstem Niveau und wird zusätzlich gewürzt durch Larrys humorvolle Zwischentexte.

Stilistisch bewegt sich Mr. Miller zwischen seinen beiden großen Vorbildern Jimi Hendrix und Rory Gallagher. Ein Beispiel hierfür ist «Messing With The Kid», das Junior Wells 1960 als erster aufnahm und von dem es mittlerweile zig Versionen gibt. Eins der für mich besten Cover ist das von Rory Gallagher, an dessen Version die Interpretation von Larry Miller stark angelehnt ist. Es ist der zweite Titel im ersten Set und jetzt ist bereits klar, wohin die Reise heute Abend gehen wird: Blues und Bluesrock vom Allerfeinsten wird von Larry und seinen beiden Begleitern Derek White am Bass und Simon Baker an den Drums. Die Beiden unterstützen Larry’s Gitarreneskapaden aufs Vorzüglichste. Egal, ob die Songs «Sinking Sun», «Calling All The Angels», «Mr. President» oder Daddy’s Car» heißen.

Larry Miller am 03.11.2009 im Talbahnhof, EschweilerLarry Miller am 03.11.2009 im Talbahnhof, Eschweiler

Mit dieser neuen Besetzung kommt mir das alles noch druckvoller vor als ich es noch in Erinnerung hatte. Vielleicht liegt es auch daran, dass Larry’s Hauptgitarre heute nicht seine Les Paul (die hat er wohl daheim gelassen) ist, sondern eine im Lack ziemlich ramponierte Stratocaster.

Als dann Rory’s «I Take What I Want» in einer gefühlten 10 Minuten Version erschallt und den Raum füllt, fühle ich mich zum letzten Freitag, das heißt zu dem großartigen Konzert von Julian Sas zurück-versetzt. Diese beiden Interpretationen stehen sich in der Qualität in nichts nach.

Bei der ersten Zugabe kommt dann Larry’s exotisch dreinschauende Vox Gitarre noch zum Slideeinsatz: Wie zu erwarten folgt der «Bullfrog Blues» und der hat es wirklich in sich. Larry Miller weiß auch als Slidegitarrist zu überzeugen.

Mit einer Zugabe lässt sich das begeisterte Publikum nicht abspeisen. Es folgen also noch zwei Weitere. Larry spielt hier ein kleines Jimi Hendrix Set, dafür nimmt er die wohl eigens zu diesem Zweck mitgebrachte schneeweiße Strat aus dem Guitarstand. Erinnerungen an Jimi’s Axt in Woodstock? Und was spielt Mr. Miller? «Purple Haze», gefolgt von «Star Spangeled Banner», gefolgt von «Voodoo Chile». Lustig, denn Jimi spielte die Titel in Woodstock in umgekehrter Reihenfolge. Nicht desto trotz kommen die Hendrixsongs sehr authentisch aus den beiden Marshall- Stacks. Ein nostalgischer und wahrer Hörgenuss wie zuvor schon «Red House».

Jetzt ist die werte Zuhörerschaft ganz aus dem Häuschen und die Zugaberufe wollen nicht verhallen. Larry stolpert ein letztes Mal auf die Bühne und gleich das erste Riff lässt erkennen, dass «Hey Joe» der nächste Song sein wird.

Mann, oh Mann! Larry Miller braucht sich wirklich nicht zu verstecken. Er bringt die Titel mit einer schon fast provokanten und selbstverständlichen Leichtigkeit und einem grimassierenden Mordsspaß herüber und das dazu noch absolut treffsicher in Sound und Spieltechnik. Ein brillanter, furioser Abschluss eines brillanten und furiosen Konzerts, das in seiner Art der Darbietung seines Gleichen sucht.

Fazit: Dazu möchte ich Klaus Schmidt von Tourwork zitieren, der seinen Schützling so ankündigt: „Erfreulich, dass so viele zu diesem Konzert gekommen sind, schade für die, nicht hier sind und die wieder einmal einen tollen Konzertabend verpassen werden.“ Genauso war es, ist es und wird es sein, deswegen Larry Miller und Band beim nächsten Mal unbedingt nicht (schon wieder) verpassen.

Tony Joe Gardner



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