Lao-Lifestyle

Von Emergencygirl @emergencygirl

Wem mache ich hier was vor. Ich bin eine Stadtpflanze

Luang Prabang ist ein gemütliches Fleckchen, eingebettet in zwei Flüsse und umrahmt von Hügeln, Palmen und grünen Wäldern. Also absolut nix für mich, abgesehen von den Palmen

Ich hab es nicht so mit Spaziergängen, ich mag es nicht besonders ruhig und ich kann mich auch nicht so richtig für Dorfbesuche im Umland begeistern. Damit wäre LP nach knapp einem Tag Erkundung schon so ziemlich abgehakt. Versteht mich nicht falsch, hier gäbe es einiges zu tun, einen Wasserfall gibt es, Höhlen mit Buddha-Statuen ein paar Kilometer von hier, Bootsfahrten auf den Flüssen und unzählige Angebote an Kursen für Färben und Weben von Stoffen. Das ist allerdings alles nicht so mein Geschmack. Manch einer mag das nun undankbar finden, ich habe in Chiang Mai beschlossen mich absolut nicht mehr beeinflussen zu lassen was andere denken oder davon halten, ich mache nun einfach nur noch das, worauf ich Lust habe und was mir gefällt. Und das bedeutet es geht morgen weiter nach Vientiane. Die Hauptstadt Laos und ein klein wenig größer als LP. Ich mache mir keine Illusion, das ist auch keine Großstadt, aber zumindest erhoffe ich mir ein wenig mehr Leben

Trotzdem habe ich den Tag gestern genossen. Nachdem ich so blauäugig und enthusiastisch am Sonntag mein Workout-Video von Jillian Michaels ausgepackt und durchgehechelt habe, konnte ich mich zwar gestern Morgen kaum noch bewegen (von heute Morgen mal ganz zu schweigen), habe mich aber trotzdem aus dem Bett schälen können um zu einem kleinen Restaurant um die Ecke zu humpeln Hier habe ich das beste Frühstück aller Zeiten bekommen: ein Gemüseomelett mit Sticky-Rice und Avocado-Dip.

Traum-Frühstück

Ich weiß, ich sollte euch nicht immer von Essen vorschwärmen, aber das war einfach ein Traum. Der Sticky-Rice ist nun nicht mehr vergleichbar mit Milchreis und eine der typischen Beilagen Laotischer Mahlzeiten, vielmehr ist es der klebrigste Langkornreis den ich je gesehen habe. Sushi-Reis würde blau vor Neid werden (blass ist er ja schon) und ich hatte Mühe ihn von meiner Gabel abzubekommen, so sehr klebte er daran. Der Dip war zum Hineinlegen und das Omelett genau wie ich es mag! Das werde ich gleich dann noch einmal genießen Dazu gab es ein Lemon-Juice der mir die Fußnägel aufrollen konnte, aber einfach zu gut war um ihn mit Zuckerwasser zu ruinieren. Dieses kleine Restaurant ist ein Goldstück. Mit dunklem Holz und Ziegelsteinwänden ausgestattet und einer gemütlichen Atmosphäre, weckt es einen der vielen Zukunftsträume, von denen man im Leben nie genug haben kann: einmal solch ein Restaurant zu besitzen, das wäre es! Allerdings würde ich es vermutlich in eien tolle Stadt verlegen, Melbourne würde sich da anbieten

Gestärkt machte ich meinen Verdauungsspaziergang dann durch Luang Prabang in dem ich einfach die lange Straße parallel zum Mekong durch die Altstadt lief. Die wird von zwei Seiten durch Flüße begrenzt, sodass man im Prinzip auf einer Landzunge entlangläuft. Je weiter man geht, desto ruhiger wird es, desto weniger Menschen trifft man und umso Vorort-mäßiger wird es. Allerdings verwirrt einen die Architektur manchmal ein wenig, denn anders als die üblichen ländlichen Gebäude hat LP noch den Kollonialstil der Franzosen und baut auch dahingehend kräftig nach. Das wirkt dann schon mal seltsam und unzusammenhängend, wenn man europäische Bauten gegenüber Flusslandschaft mit Holzhütten stehen sieht.

Luang Prabangs Straßen

Flusslandschaft

Während ich so die Straßen entlangschlenderte, fiel mir auf das selbst ich mich an die langsame Gangart der Laoten angepasst hatte. Und das meine ich nicht nur wörtlich. Hier in Südostasien habe ich so viele Menschem „Mittagspäuschen“ halten sehen, wie noch nicht einmal in Spanien zuvor Alles geht hier sehr viel ruhiger und entspannter vor sich, Stress scheint es nicht zu geben, selbst wenn die meisten von früh bis (sehr) spät arbeiten, sie tun es in Ruhe und mit viel Zeit. So wundert man sich über schlafende Tuk-Tuk-Fahrer genauso wenig, wie über Verkäufer die in ihren Ständen ein Nickerchen halten. Das gehört hier zum ganz normalen Leben.

Selbst auf einer Baustelle eines neuen Hauses hielt ich an um die Arbeiter zu beobachten und was in Deutschland niemals durchgegangen wäre, gehörte hier zum ganz normalen Arbeitsalltag: alle Handgriffe wurden in etwa der halben Geschwindigkeit, fast übervorsichtig und nicht ohne mal kurz innezuhalten um zu verschnaufen durchgeführt. Nun kann man sich über diese Art streiten, vermutlich dauert ein Hausbau etwa doppelt wenn nicht dreifach so lange wie in europäischen Ländern, aber ich würde meine rechte Hand darauf verwetten, das auch mindestens nur halb soviele Menschen hier an Herzinfakten sterben. Da drängt sich einem doch die Frage auf, ob der Kommerzialismus wirklich so erstrebenswert ist… (Ha! Und das sagt eine, die nach einem Monat ohne Kino und Shopping-Mall fast Entzugserscheinungen bekommt. *seufz*)

Verkaufsstand in Mittagspause

Mittagspause die Zweite

Ich wollte mich schon fast anstecken lassen und nach der Besichtigung eines Tempels auf dem Weg dann zurück in mein Guesthouse schleichen, als ich mahnend am Sacred Hill vorbeikam. Ein großer Hügel in der Mitte von Luang Prabang beherbergt einen kleinen Tempel und mit ihm einen Aussichtspunkt. Knappe 350 (muskelschmerzende) Stufen später stand ich auf eben diesem und konnte einen Rundumblick über Mekong, Nam Khan und die Stadt werfen. Von hier aus sah man erst einmal wie groß LP tatsächlich ist, denn der Löwenanteil liegt ausserhalb der alten Stadt, allerdings besiedelt mit Wohngebieten und Wäldern.

Aussichtspunkt Sacred Hill

Spätestens hier gönnte ich mir dann mal die erste größere (nach unzähligen kleinen, ganz nach Lao-Art) Verschnaufspause und genoss einfach nur den Ausblick.

Nach einem ebens köstlichen Abendessen im gleichen Restaurant das schon mein vergötterungswürdiges Frühstück hervorgebracht hatte (ich muss es einfach erwähnen: ein Lao-Curry, traumhaft!! ) schlenderte ich dann noch über den Handicraft Night Market, der sich jeden Tag bei Dämmerung entlang der Hauptstrassen der alten Stadt aufbaut.

Handicraft Night Market

Da es heute wahrscheinlich nicht mehr viel Neues zu berichten geben wird (ich habe nur geplant einen weiteren Tempel zu besuchen und mein Busticket zu besorgen) und ich vermutlich den morgigen Tag im Bus verbringen werde, lesen wir uns erst übermorgen wieder, wenn ich ein wenig mehr über Vientiane berichten kann!

Zum Abschluss hier noch drei Besonderheiten, die mir in den vergangenen Tagen an Laos aufgefallen sind:

  1. Es gibt eine Sperrzeit! Nach 24h darf man sich nicht mehr auf Laos Straßen befinden, was die Nachtruhe bei den Papierwänden hierzulande, doch deutlich fördert
  2. Es gibt keine Münzen, die kleinste Währungseinheit sind 1000 Kip-Scheine (etwa 10ct wert)
  3. Nach kurzer Verwirrtheit und dem Gefühl des völligen Chaos fiel mir der deutlichste Unterschied meiner Jahresreise nun auf: es herrscht RECHTSverkehr!!!

Lao Lifestyle

P.S. Nein, ich habe mich nicht vertippt. Laos heißt offiziell Lao People’s Democratic Republic, sodass der Begriff Lao gensuo häufig verwendet wird wie Laos, bei dem ja wenn man es genau nimmt, ein Apostroph fehlt. -klugscheißmodusaus-