Längste Etappe: 36 km von Gland nach Genf

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Tag 31, Dienstag 4. Juni 2013. Von Gland bis Genf

In der kommunalen Pilgerherberge von Gland müsste man sich ein Frühstück selbst zubereiten und einkaufen. Nachdem gegen 7 Uhr bereits alle wach und gegen 8 Uhr die meisten wanderfertig sind wird zunächst nüchtern gestartet.  Ich gehe mit Sina los. Sie will in einem Rutsch nach Genf gehen und heute noch in die Nähe von Biel/Bienne zurück fahren.  Am Bahnhof von Gland finden wir gleich eine Café-Bar, wo wir zum Milchkaffee ein knuspriges Croissant bekommen. Schon wandern wir zügig weiter.  Unsre nächste Einkehr ist eine Conditorei am Bahnhof von Nyon. Hier genießen wir eine saftige Rosinenschnecke. 
Der Weg verläuft abseits des Ufers auf den rebenbestandenen Weinbergen und einzelnen Wäldern. Ab und zu lädt eine Kapelle zur Pause ein. Immer wieder bietet sich ein schöner Ausblick auf den Genfer See. In Céligny treffen wir Anton aus dem Sauerland wieder, der seine pilgernde Frau mit dem Faltrad begleitet.  Fünf rote Jakobsmuscheln zieren das Stadtwappen.  Wir umrunden das Château de Bossey, das ein ökumenisches Institut beherbergt. Beim ehemaligen Gärtnerhaus vorbei führt der Weg in eine lange Allee, der wir ein Stück folgen. In Commugny zieht es uns an den See. Wir verlassen den Pilgerweg und gehen bergab bis ans Ufer.
Die Sonne scheint, der See glizert, Sommerstimmung kommt auf. Ein kühles Panach’ und ein Sandwich geben wieder Kraft. 
Wir wollen voran kommen und entscheiden uns für den Gehweg entlang der Nationalstrasse. Über Mies und Versoix kommen wir gut voran. Doch der Verkehr auf der gut ausgebauten Straße stresst auch gewaltig. In Bellevue verabschiede ich mich von Sina, die nach etwa acht Kilometern am Bahnhof und damit am Ende ihrer Pilgertour sein wird.
Doch die beiden Hotels die ich ins Auge gefasst hatte sind bereits belegt. Schon bin ich wieder entlang der Nationalstrasse ein Stück hinter Sina. Teure Villen reigen sich fugenlos aneinander.  Kein Blick mehr auf den See! Die ersten Botschaften schließen sich an; eine ägyptische Botschaft wird neu erbaut. Als der erste kleine Park auftaucht verlasse ich die Straße erleichtert und gönne mir erstmal eine Erholungspause auf einer schattigen Sitzbank. Im Schlendertempo gehe ich der zweitgrößten Schweizer Stadt entgegen. Die Menschen freuen sich über die Sonne und liegen unter den großen Parkbäumen oder sitzen auf der Kaimauer. Aus der Liste der Schweizer Jakobsfreunde suche ich ein privates Quartier aus und rufe bei Christiane Perroix an. Ich freue mich über die prompte Zusage. In alker Ruhe marschiere ich am Quai Wilson und am Quai de Mont-Blanc entlang, dann am Bahnhof vorbei und stehe auch schon vor dem Haus von Christiane. Ich werde sehr freundlich aufgenommen.  In ihrer kleinen Wohnung hat sie sich ganz und gar auf pilgernde Gäste ausgerichtet: Die kleine 2-Zimmer-Wohnung kann bis zu zehn Pilgern Platz bieten. Großzügig teilt sie mir das zweite Zimmer zu. Dann erstmal duschen und später gemeinsames Abendessen. 

Im Quartier bei Christiane sind noch Andrea und Dres aus der Nähe von Bern eingetroffen. Sie haben eine Zufahrt hinter sich und starten morgen von Genf aus Richtung Le Puy und dann aber weiter auf dem Stevenson-Weg Richtung Mittelmeer. Dres ist professioneller Gitarrist und hat sich auf rumänische Volksweisen spezialisiert. Wir unterhalten uns angeregt.

Ein Blick auf das Navi zeigt mir, dass ich heute die bisher längste Etappe zurückgelegt habe: 36 km.