Während einer der letzten Mantrailing-Stunden bei “meiner” Hundephilosophin erwähnte Miriam, dass sie – gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Hunden – vor kurzem ein paar Tage im Bayerischen Wald verbrachte und dort ein richtig nettes Hotel reserviert hatte, das Hunde ausdrücklich willkommen heißt. Auf meine Frage, ob sie nicht Lust habe, einen kleinen Beitrag für HundeReisenMehr darüber zu schreiben, hat sie spontan zugesagt. Und siehe da: Gestern habe ich den Beitrag mitsamt Fotos in meinem E-Mail-Postfach vorgefunden. Und hier kommen nun die Erfahrungen von Miriam Arndt-Gabriel, die sie mit ihrem Rudel im Landhotel Haus Waldeck gemacht hat.
Foto: Miriam Arndt-Gabriel
Ein bisschen verrückt ist es ja schon, dass ich als mehrjähriger Hundeprofi genau dann in ein Hotel fahre, das sich besonders an Hundehalter richtet, als ich wenige Tage zuvor einen Hund übernommen habe, für den Artgenossen ein massives Problem sind … wir haben ziemlich kurzfristig noch etwas Schönem für zwei Hunde und zwei Menschen gesucht. Ich brauchte dringend Entspannung und ein bisschen Wellness. Die Wetteraussichten waren nicht wirklich toll, und allzu teuer durfte das Ganze auch nicht sein … … ich habe im Internet recherchiert und bin dabei bei Travel4Dogs gelandet. “Wellnessurlaub mit Hund in Bayern – Ausspannen und Geniessen mit Hund im Dreiländereck am Rande des Bayerischen Waldes” klang für mich ziemlich gut. Zu den Inklusivleistungen gehörte außer Frühstück, Kaffee mit hausgemachtem Kuchen und abendlichem 3-Gänge-Menü auch eine Kräuterstempel-, Klangschalen- oder Hot-Stone-Massage, täglich einmal Whirlpool und die kostenlose Nutzung von Hallenbad, Sauna und Dampfsauna sowie Fitness- und Tischtennisraum. Für all das zahlten wir bei zwei Übernachtungen 199 Euro pro Person im Doppelzimmer (Einzelzimmer kostet genauso viel). Ein Hund ist dabei inklusive. Jeder weitere Vierbeiner kostet 4,50 Euro pro Nacht – uns wurden allerdings die Übernachtungen für den zweiten Hund geschenkt!
Landhotel Haus Waldeck
Foto: Miriam Arndt-Gabriel
So richtig klar wurde mir die Verrücktheit des Plans aber zum Glück erst, als wir am Landhotel Haus Waldeck ankamen und lauter nette Menschen und Hunde in der Abenddämmerung zwischen dem Hoteleingang und dem hauseigenen, frei zugänglichen Agilityplatz umherschlenderten. Und unser neuer, nicht-immer-netter Hund mit uns aus dem Auto aussteigen sollte. In der Ferne blau-schwarze Hügelketten, Wald so weit das Auge reicht, der Blick geht gen Tschechien. “Okay”, sagte ich zu Nomi und mir selbst. “Dann also willkommen in deinem neuen Leben!” Denn einer der Gründe die Hündin zu übernehmen war, dass ihr Leben nicht so bleiben sollte wie bisher - zwischen Aggression und Rehabilitation irgendwie in der Luft hängend. Mit Clicker, Leberwursttube und zwei Hunden machte ich mich also daran, die nähere Umgebung zu erkunden, während mein Mann uns eincheckte.
Jeder Gast bekommt zunächst eine Hausführung, damit man sich auch richtig wohl fühlt. Es gibt verschiedene gemütliche Aufenthaltsräume, eine kleine Bibliothek (natürlich auch mit Hundebüchern), zwei Eingänge, so dass man sich auch ausweichen kann, einen Extra-Kühlschrank für BARFer, Handtücher für nasse Hundepfoten beim Reinkommen und einen Platz, um nasse Hundehandtücher aufzuhängen. Es ist tatsächlich an alles gedacht, so dass man sich als Hundebesitzer eben nicht bloß geduldet, sondern tatsächlich willkommen fühlt. Hunde dürfen sich im ganzen Haus frei bewegen. Auch im Restaurant, dessen Terrasse in eine große Wiese übergeht, an deren Ende der Agilityplatz liegt. Und trotz allem schafft es das Landhotel Haus Waldeck, dass sich auch Gäste ohne Hund hier wohl fühlen und wiederkommen.
Entspannung nach dem Toben auf der Wiese
Foto: Miriam Arndt-Gabriel
Nomi, Habca und ich spielten fröhlich “Look-at-that”. Und so entspannt, wie die zwei sich auf der Wiese wälzten, so entspannt blieb unser ganzer Aufenthalt. Gut, von etwas Wellness-Stress abgesehen. Schließlich galt es ja, meine Hot-Stone-Massage, Friedrichs (mein Mann) Lomi-Lomi-Behandlung und die Meridian-Wohlfühlmassagen der Hunde (extra gebucht, 45 Euro pro Hund) unterzubringen, wobei das Abendessen um 19 Uhr eingenommen werden sollte, wir aber vorher noch die Inklusivleistung “Kaffee und Kuchen” mitnehmen mussten und ich unbedingt ins Schwimmbad und auf den Agilityplatz wollte. Ein bisschen wandern, wollten wir ja dann auch noch …
Besser als dieses Wochenende hätte unser Start in ein neues Leben zu viert kaum sein können: Nomi konnte endlich ein “ganz normaler Hund” sein. Alle Besitzer “schwieriger” Hunde werden wissen, was ich meine. Als sie im Wald unangeleint auf einen anderen Hund zurannte und niemand schrie und sich aufregte. Als der andere Hundebesitzer auch noch zu mir sagte: “Wir haben Sie gestern schon gesehen, das ist doch eigentlich ein ganz lieber Hund!” Da ging mir so das Herz auf …
Nomi (rechts) mit Miriam und Habca (links)
Foto: Miriam Arndt-Gabriel
Aber am Eindrücklichsten wird mir wohl Nomis Massage in Erinnerung bleiben. Stefanie Kilger, vom Verband Deutscher Tierheilpraktiker geprüfte Tierheilpraktikerin, wartete schon auf uns, als wir vom Abendessen kamen und schlug vor, mit auf unser Zimmer zu gehen, weil das für die Hunde doch entspannter sei. Schon das fand ich klasse – Habca allerdings nicht. Fremde Frau auf unserem Bett? Das passt nicht so in ihre Weltanschauung. Nomi – ganz loyale “Schwester” – knurrte ein bisschen mit. Stefanie – wir duzten uns gleich und tauschten uns über unsere Ausbildungen aus – begann sie vorsichtig auszustreichen, und Nomis Knurren ging aufs herzergreifendste in ein wohliges Grunzen über. Sie rollte sich auf die Seite, auf den Rücken und machte deutlich, was sie wo noch brauchen könnte. Wenn Stefanie kurz verharrte, um zu erfragen, ob sie noch mehr wollte, pfötelte sie nachdrücklich. Stefanie erklärte mir, wo sie verspannte Punkte ertastete – zum Beispiel einer, der mit der Haut in Verbindung steht (Nomi litt den ganzen Sommer unter atopischer Dermatitis) und wie ich an Nomis Schmatzen erkenne, wenn sich so eine Verspannung löst. Nach über einer Stunde – die Augen waren längst zugefallen – stand die Maus dann doch auf und wir dachten schon, sie hätte genug – aber sie musste nur schnell einen Napf trinken, dann sprang sie zurück aufs Bett und stupste Stefanie an: weiter geht’s! Da Habca ihre Einstellung gegenüber der Einbrecherin nicht geändert hatte und keineswegs vor hatte, sich von ihr anfassen zu lassen, hatte Nomi Glück – und ich auch: Stefanie schlug spontan vor, mir ihre Techniken zu erklären, so dass ich Habca selbst massierte und Nomi noch vollends in den Tiefschlaf befördert wurde. Noch bis zum nächsten Vormittag sah sie so glücklich-entspannt aus als hätte sie was genommen … .
Ich plane schon unser aller Massagen für den nächsten Aufenthalt (für mich schwanke ich zwischen Schokoladen-Massage oder einer speziellen Anti-Migräne-Massage. Was Nomi bekommt, ist ja klar…), und überlege, ob ich einen Kurs mit den Hunden machen will oder geführte Wanderungen oder ob eine der Pauschalen das Richtige ist. Auf jeden Fall will ich nächstes Mal den Nationalpark-Wald ausführlicher erkunden … Schneeschuhwandern fände ich ja auch mal spannend … oder im Frühjahr hier Mantrailen? Ein Seminar hier veranstalten? Mit Habca im Agility besser werden? Es wäre viel möglich …
Miriam, vielen Dank für den tollen Beitrag, der richtig darauf Lust macht, bei Familie Koch im Bayerischen Wald zu urlauben …
Weitere Informationen zu dem 3-Sterne-Hotel sind unter http://www.haus-waldeck-koch.de zu finden.
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