Selbstversorgung und autarkes Leben sind Schlagworte, die mir in letzter Zeit immer öfter über den Weg laufen und angesichts der Richtung in die unsere Gesellschaft geht, für viele Menschen einen attraktiven Beiklang haben.
Ein eigenes Stückchen Erde zu bewirtschaften, Hühner zu halten und sich mit alten Obstsorten auszukennen, ist zu einem Trend geworden. Man muss sich nur einmal anschauen, wieviele Zeitschriften und Magazine zu den Themen ländliches Leben und zur Garten- und Gemüsekultur derzeit auf dem Markt existieren. Titelbilder von liebevoll beschrifteten Gläsern mit selbst eingemachter Marmelade oder dreckverschmierte Gartenhände in Makroaufnahme sprechen die Sinne an und lassen die träumenden Hausfrauen zur Geldbörse greifen, um sich ein kleines bisschen Bauernromantik auf den Küchentisch zu holen.
Unlängst beschäftigte sich auch DIE ZEIT mit genau dieser Thematik und rechnete auf eher zynisch anmutende Art und Weise mit den verklärten Träumern ab, die denken, dass das Leben auf dem Lande was Schönes und Gemütliches sei. Und auch in diversen Foren zum Thema wird den unrealistischen Neulingen schnell gezeigt, wo die Harke hängt. Es scheint da mehrere Lager zu geben. Da sind zum einen die, die von der Ruhe im Grünen inmitten von leise gackerndem Getier träumen. Das sind die, die vielleicht auch mal zu einer der „Land-lebenlustoderwasauchimmer“-Zeitschriften greifen, oder auch nicht. Ihr Alltag ist noch weit entfernt vom ländlichen Leben, das sich auf die Basics beschränkt, stattdessen aber Zeit für Musse und Sinnlichkeit bietet. Dann gibt es die, die schon einen oder mehrere Schritte weiter sind. Und je weiter oben sie auf der Grüner-Leben-Erfahrungs-Leiter stehen, desto verständnisloser scheinen sie zu werden. In Foren sind viele dieser alten Hasen schnell dabei, Neulinge zu kritisieren, anzugreifen oder mit „Das-schaffst-Du-eh-nicht“-Kommentaren zu überhäufen. Die Anstrengung und Härte des bäuerlichen Lebens hat hier vielleicht desillusionierend gewirkt, und von Musse und Gelassenheit bleibt nicht mehr viel übrig. Natürlich gibt es aber auch noch die, die es geschafft haben, mit sich selbst in Einklang zu leben und andere davon profitieren lassen.
Den Trend, das schnellebige, überfrachtete Leben, das für die meisten Menschen an der Tagesordnung ist, hinter sich zu lassen, kann als ein sehr positiver Weg gesehen werden. Am Anfang jeder Veränderung steht ja bekanntlicherweise ein Gedanke, und wenn der nicht am Zeitschrfitenregal endet, sondern in kleinen Schritten in den Alltag transportiert wird, kann viel Gutes daraus entstehen.