Landgericht Mannheim: Da werden Sie sofort geholfen!

© Karin Jung / pixelio.de

Auf einen Beschluss zur Zahlung von Mindestkindesunterhalt für minderjährige Kinder habe ich mal ganz weit im Nordosten der Republik knapp 3 Jahre gewartet. Eine einstweilige Anordnung vor den Sozialgerichten kann mal locker 2 Jahre dauern. Und über die Länge von Bauprozessen mit vielen einzelnen, durch Sachverständige zu übrerprüfende Einzelpunkte wollen wir mal lieber den Mantel des anwaltlichen Schweigens hüllen.

Da ist man doch froh, wenn man der Zeitung entnehmen kann, dass Gerichte auch anders können…

Landgericht Mannheim: da werden Sie sofort geholfen!

Wir erinnern uns: letzten Donnerstag in den späten Nachmittagsstunden liess Rechtsanwalt Schwenn im Kachelmann-Prozess die Bombe platzen: er beantragte die Vernehmung der Ikone des deutschen Feminismus, der inzwischen zur Stargerichtsreporterin der „Bild“-Zeitung mutierten Frau Alice Schwarzer, als Zeugin – und prompt flog „Aschwa“, wie sie von ihren Gegnern im Internet gerne genannt wird, aus dem Gerichtssaal. Dies wiederum kommentierte sie dort vor Ort zunächst einmal weitgehend einsilbig und eher wutschnaubend (wie die bösen Journalistenkollegen gehässig vermeldeten), sodann aber umfänglich in den Medien: man wolle sie, die investigative Gerichtsreporterin, nur vom Prozess fernhalten – nun ja, so recht viel geht ihr da eigentlich nicht verloren, ist ja sowieso alles nichtöffentlich.

Aber, aber, Alice (wie sie ihre glühenden AnhängerInnen zu nennen pflegen), doch nicht in Mannheim.

Natürlich wurde für AS sofort der gerichtliche Terminkalender umgestellt, die (Um)Ladungen gingen (wahrscheinlich noch in den Abendstunden, man gönnt den Mitarbeitern der gerichtlichen Serviceeinheiten ja sonst nichts) sofort raus und schon heute, nicht einmal 1 Woche später hat die Herausgeberin des nicht sonderlich meinungsbildenden Blattes „Emma“ und Mitarbeiterin der eher meinungsBILDenden Zeitung mit den hübschen Mädels auf der Seite 1 ihren grossen gerichtlichen Auftritt.

Warten wir also gespannt darauf, ob es überraschenderweise zu einer öffentlichen Vernehmung kommt, ob es vielleicht zu grossen Sensationen im Bereich der persönlichen Daten kommt (immerhin muss Frau Schwarzer vor Gericht auch dazu die Wahrheit sagen!) und ob sie danach tatsächlich aussagt oder lieber von Zeugnisverweigerungsrechten – welchen auch immer – Gebrauch macht.

Danach kann Alice Schwarzer übrigens wieder von ihrem Recht auf Teilnahme an den Sitzungen im Gerichtssaal zu Mannheim – (vis a vis zu ihrem ehemaligen Tanzpartner sozusagen) Gebrauch machen – oder auch nicht, wie sie dies in der überwiegenden Anzahl der bisherigen Verhandlungstage in Mannheim getan hat. Aber wir wissen ja, ein Recht ist eben auch dazu da, nicht ausgeübt zu werden… Hauptsache, man hat es, wo kommen wir denn da sonst hin!

Erfreulich ist, dass die Justiz in Mannheim einmal vorgemacht hat, wie flexibel und schnell man auf die Bedürfnisse nicht nur der Prozessbeteiligten, sondern auch der Presse und der Zuschauer reagieren kann. Gut, noch schöner wäre es gewesen, wenn sich dieser Service jetzt auch noch in einem Teil des Prozesses ausgewirkt hätte, der auch nur annähernd zur Sachverhaltsaufklärung beitragen könnte – aber man kann ja nicht alles haben, seien wir also nicht so kritisch und nehmen einfach den guten Willen der mannheimer Justiz positiv auf.

Immerhin hat der Kachelmann-Prozess jetzt einen weiteren Schritt hin zur Anpassung der Wirklichkeit an die nachmittägliche Gerichtsshow-Fiktion gemacht – die Zeugen springen zwar immer noch nicht einfach im Publikum auf und werden sofort vernommen (ist ja auch schwer, wenn das geneigte Publikum praktisch durchgängig vor der Tür rumlungert, da muss noch am Timing gearbeitet werden), aber immerhin in einem Zeitrahmen von unter einer Woche bekommen wir die Vernehmungen dann schon hin – nun muss die Zeugin nur noch die unerwartete Wendung bringen und schon kann Richter Hold – Quatsch, Seidling – vielleicht heute schon das Urteil verkünden – zur Primetime natürlich! Genügend Schauspielerinnen als Zeuginnen mit hochdotierten Exklusivverträgen und ähnlich skurrilen Hobbys wie im Fernsehen hatten wir ja schon vorher.


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