Während die Pfälzische Weinstraße dieser Tage im September ihre wirkliche Hauptsaison erlebt, die Winzer und zahlreiche Helfer(innen) unter Hochdruck arbeiten, der Federweißer zu strömen beginnt und Straußwirtschaften und ihre Gäste auf goldenherbstliches Sonnenfunkeln hoffen, lag sie Anfang Juli fast etwas schläfrig in subtropischer Luft.
So sogar die kleine Gemeinde Bornheim direkt neben Landau, obwohl sich hier zwischen Frühjahr und August Beachtliches tut. Als Storchendorf von der Aktion Pfalzstorch e.V. auserkoren, ist Bornheim Sommerwohnsitz zahlreicher gefiederter Reisender. Und Brutstätte, Kinderzimmer sowie Rehabilitationszentrum. Während früher in fast jedem Weindorf eine Storchenfamilie einkehrte, ging die Population zwischenzeitlich sehr zurück. Diese Entwicklung wird von Bornheim aus jedoch ins Gegenteil gewendet. Ein großes Engagement für die Besserung der natürlichen Bedingungen für die Großvögel wird ergänzt durch eine Pflegestation für kranke Störche und verwaisten Nachwuchs. Und längst haben auch gesunde und fortplanzungswillige Artgenossen den Platz für sich wiederentdeckt, wo soviel Storchenliebe herrscht. Zwei bis drei Jungstörche warten in jedem Nest auf Futter, während die Alten engagiert und fürsorglich zu Gange sind.
Unser Weg führt uns bis an die französische Grenze, nach Schweigen, wo wir den Anblick des Deutschen Weintors eher verweigern, es ist eben doch Nazi-Architektur… Wir sitzen stattdessen im Hof, ich lasse Saumagen (jawoll!) kommen und wir trinken das leckere Getränk, das es nur in Weinbaugegenden so selbstverständlich gibt: eiskalte Schorle vom weißen (!) Traubensaft. Überaus herzlich und fröhlich geht es hier zu, es war mir lange nicht klar, wie gut gelaunt und gastfreundlich die meisten Pfälzer so sind…
Merke Zu Unrecht verschmäht wird vielfach die pfälzische Spezialität der Saumagen. So viele Pfälzer können nicht irren – und sie tun es auch nicht! Wer sich nicht grundsätzlich fleischlos ernährt, darf ihn ruhig mal probieren. Der Fleischanteil ist übrigens nicht so hoch bei diesem Gericht. Ganz dünn die Magenhaut, die die gewürzte Füllung auf Kartoffelbasis zusammenhält und gebraten dem Ganzen eine krosse Note gibt. Die Qualität ist so unterschiedlich wie bei anderen Gerichten auch, denn es gibt natürlich 1001 Saumagenzubereitungen. Längst für´s verwöhnte Gemüt auch als Carpaccio etc.
Apropos Schnickschnack. Die Gegend rund um Edenkoben nennt sich Toskana der Pfalz. Tatsächlich bietet manch Hügellinie mit Baumdekoration einen entsprechenden Anblick. Nötig hat die Südpfalz solche Vergleiche aber nicht, die sie mit zig anderen Regionen teilt. Geschafft hätten sie es ja erst, wenn sich die Toskana Pfalz Italiens nennte…
Storchentourismus: Wer die realen Störche im Sommer verpasst hat, kann im Storchenzentrum in Bornheim dennoch manch Wissenswertes erfahren. Oder sich auf einen Storchenwanderweg begeben. Außerdem zeigen Live-Kameras auf der Homepage des Storchenzentrums, wann die Störche wieder da sind.
Erst mal jedoch einfach abwarten und neuen Wein trinken!