Dass sich ausgerechnet ein CDU Politiker zum Thema Gier auslässt, muss überraschen, da doch bislang nur eher linksorientierte Volksvertreter aus den Reihen der Linken, SPD und den Grünen darüber empörten. Bundestagspräsident Lammert kritisierte nun gewaltige Gehaltsunterschiede, die rücksichtslos durchgesetzt würden; und empfahl den Managern gewöhnliche Arbeitnehmer als Vorbild. In einem Interview in der Süddeutschen Zeitung sagte Lammert, es gebe “gigantische Einkommensunterschiede in den Unternehmen, selbst zwischen der ersten und zweiten Leitungsebene. Das ist nicht zu rechtfertigen, schon gar nicht mit entsprechenden Leistungs- und Verantwortungsdifferenzen. Das ist die Verselbständigung der Gehaltsfindung, die den Verdacht der Selbstbedienung nahelegt”.
Und dann drohte er sogar Konsequenzen an, ür den fall, dass sich die Wirtschatsbosse zukünftig nicht bescheiden: Wenn die Wirtschaft sich nicht selbst Grenzen auferlege oder freiwillige Verpflichtungen nicht wirklich einhalte, “dann wächst der Druck zu gesetzlichen Regelungen”. Eine Maßnahme hat in Frankreich Präsident Hollande ins Auge gefasst. Er will gesetzlich für niedrigere Bezüge bei den Managern von Staatskonzernen sorgen.
Die weiteren Ausführungen Lammerts fassen die deutsche Situation erstaunlich offen und klar zusammen:
Lammert sagte, er sei “gelegentlich fassungslos über die Gedankenlosigkeit oder die Skrupellosigkeit, mit der solche Ansprüche geltend gemacht und durchgesetzt werden”. Das gelte etwa für Finanzmakler, die die Folgen ihrer Fehleinschätzungen beim Steuerzahler anmeldeten und gleichzeitig vor Gericht für sich Bonusleistungen einklagten.
Zugleich lobte er die Zurückhaltung gewöhnlicher Arbeitnehmer bei Tarifverhandlungen. Noch vor 15 Jahren habe Deutschland im Ausland als “kranker Mann Europas” gegolten, nun aber sei das Land wieder wettbewerbsfähig. Das sei “ganz wesentlich der Lohn- und Gehaltsdisziplin der Beschäftigten zu verdanken”. Deren Reallöhne hätten sich in diesem Zeitraum kaum verändert. “Die einzige auffällige Veränderung hat in den Vorstandsetagen stattgefunden.”
Lammert sieht einen Systemfehler, allerdings einen korrektierbaren: Das Problem ist nicht, dass zuviel Geld im System ist, sondern dass es zuwenig Regeln gibt.” Regeln zur Einkommenserwirtschaftung, Regeln für den Finanzmarkt, der in der Vergangenheit durch massive Deregulationsmaßnahmen erst zu dem geworden ist, was er heute ist, nämlich ein skruppeloses Ausbeutersystem und ein Zockerkasino. Der marktwirtschaftliche Leistungsgedanke, der die höhe der Gehälter an die Arbeitsleistung bindet, ist pervertiert worden. Leistungslose und nicht wert generierende Finanzeinnahmen, sowie völlig übersteigerte, weit über die Leistungsfähigkeit eines Menschen hinausgehende, Einkommen von Managern und Wirtschaftsbossen sind nicht tragbar und auch nicht mehr gesellschaftlich verantwortbar. Hier muss gesetzlich egegngesteuert werden; denn eine freiwillige Beschränkung kann man ganz bestimmt nicht von einer entmoralisierten und zutiefst verkommenen Wirtschaft erwarten.
viele Grüße
eurer René B. – humanicum