Auch wenn man in jedem Laufmagazin lesen kann, wie wichtig doch ein Laktattest zu Beginn einer jeden Laufkarriere sei, die meisten Laufanfänger werden damit nur beginnen, falsch zu trainieren. Es gibt genügend Alternativen, um die Form bzw. die Trainingsbereiche festzustellen. Der Laktattest ist nur einer, in meinen Augen ein fraglicher Test!
Unsere heutigen Beispiele
a) Frau, 60 Jahre, Bestzeit 5km: 36:00b) Frau, 50 Jahre, Bestzeit 5km: 30:30
Beide Damen haben einen Laktattest etwa 6 bis 8 Wochen vor dem Wettkampf gemacht und ähnliche Ergebnisse erhalten: fehlende Grundlagenausdauer. Die Empfehlung lautete: „Trainieren Sie ¾ ihres Trainingsumfanges im GAT1-Bereich (Fettstoffwechsel). Für die erste Dame wäre das bei einem Puls von 114 bis 128 Puls und für die zweite Dame bei 125 bis 139 Schlägen.
Wo der Fehler ist
- Der wichtigste Punkt: Jemanden in den letzten Wochen vor dem Hauptwettkampf ¾ des Trainingsumfangs im niedrigsten Trainingsbereich trainieren zu lassen, führt sicher nicht zum Erfolg.
- Beide Damen sind jetzt nicht die allerschnellsten. Das ist schon mal eindeutig. Wenn jemand 6:00 bzw. 7:00 pro Kilometer maximal auf 5km laufen kann, dann werden ihre ruhigeren Läufe dementsprechend langsamer sein.
- Im Details sehen die beiden Ergebnisse so aus:
Die erste Dame hat bei 7:10min/km bereits einen Puls von 155 Schlägen. Wenn sie mit 114 bis 128 Schlägen trainieren würde, müsste sie wohl nur unruhig sitzen!
Die zweite Dame hat laut Laktattest bei 6,3km/h einen Puls von 143 Schlägen. Sollte sie die Anweisung des Testers folge leisten, dann dürfte sie maximal 10min/kmlaufengehen!
Auch wenn der Test wissenschaftlich basiert eindeutig zeigt, dass beide Damen eine mangelnde Grundlagenausdauer haben, dann heißt das nicht unbedingt, dass sie das Grundlagentraining laufen können! Genau durch solche Empfehlungen werden/bleiben manche langsam, weil sie nie eine ordentliche Technik erlernen. Stundenlanges „Schlurfen“ führt nur dazu, dass sie sich einen schlechten Laufstil antrainieren, der nur mehr mühsam umzulernen ist.
Ganz abgesehen davon ist es sehr unprofessionell, 2 Monate vor einem Wettkampf so viel Grundlagenausdauertraining vorzugeben. In dieser Zeit ist Qualitätstraining wichtiger als die Grundlage! Wir wissen ja, dass in den letzten Wochen „wettkampfspezifisch“ trainiert werden soll. Und gerade für kurze Distanzen muss man auch intensiver trainieren.
Resümee meiner Ablehnung zum Laktattest:
Ich bin überzeugt, dass im Spitzensport der Laktattest das wichtigste Instrument zur Trainingssteuerung ist. Ein bereits gut trainierter Sportler hat die physischen Voraussetzungen, um alle Trainingsbereiche efizient einzusetzen. Im Hobbysport hingegen ist er meiner Meinung nach nicht immer geeignet und kann im Extremfall sogar absolut falsche Ergebnisse liefern. Wenn Anfänger zum Beispiel einfach nur zu wenig Kraft fürs Laufen, oder ein paar Kilos zu viel haben, dann muss die diagnostizierte "fehlende Grundlagenausdauer" nicht zwingend richtig sein!Fehlende Grundlagenausdauer ist übrigens das häufigste Ergebnis bei einem Laktattest! Und was fehlt wohl einem Anfänger am meisten, wenn er mit dem Laufen beginnt? Natürlich die Grundlagenausdauer. Dass auch solche Resultate ziemlich falsch liegen können, habe ich bereits vor einiger Zeit an einem anderen Beispiel bewiesen.
Meine Tipps für Anfänger
- starte mit einer sportmedizinischen Untersuchung! Checke dein Herz, ob es auch richtig schlägt – das ist wichtiger als Laktat!
- investiere zu Beginn in ein Techniktraining
- vergiss vorerst Puls und Trainingsbereiche
- variiere dein Training: mal schnell, mal langsam, mal Intervall, mal Berg, mal lang, mal kurz, mal auspowern,...
- lauf Wettkämpfe und analysiere sie
Im nächsten Bericht möchte ich zeigen, dass der Laktattest auch für mäßig bis sehr gut trainierte Läufer nicht immer aussagekräftig ist. Möchtest du die nächsten Berichte gleich direkt zugestellt bekommen, dann melde dich doch gleich beim Newsletter an!