Laktattest – 10 Gründe wieso er nicht das Mittel der Wahl ist [3]

Laktattest – 10 Gründe wieso er nicht das Mittel der Wahl ist [3]
Heute möchte ich etwas genauer die Problematik der Interpretation von Laktatkurven erläutern. Wir wissen bisher, welche Faktoren die Aussagekraft des Laktattests im Vorfeld bereits beeinflussen - auch wenn die Daten sorgfältig erhoben worden sind und der Sportler sich im Vorfeld des Tests richtig verhalten hat, gibt es noch immer Fehlerquellen, die sich bei der Auswertung einschleichen können.
  1. Fragliches Schwellenkonzept
    Bereits in den 70er Jahren fand Mader heraus, dass bei einer Laktatkonzentration von 4 mmol die Laktatproduktion und die Laktatelimination im Gleichgewicht stehen. Dies wurde dann allgemein als anaerobe Schwelle eingeführt, da ab diesem Punkt mehr Laktat produziert als abgebaut wird. Doch auch dieses Konzept unterliegt der Variabilität der Normalverteilung. Nicht jeder kann bei ein und derselben Konzentration (und das sogar zufällig bei einem Wert von genau 4 mmol!) das gleiche Verhalten zeigen. Deshalb entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten Berechnungsmodelle zur Ermittlung einer individuellen anaeroben Schwelle: Stegmann, Freiburger Modell, Kindermann, Kreul, Dickhut, Simon, freies Winkelmodell sind nur ein Teil von individuellen Konzepten, die aus einer Laktatkurve die Schwellen für den aeroben und anaeroben Trainingsbereich feststellen. Und jede Berechnungsmethode ergibt ein anderes Resultat – man weiß bis jetzt noch immer nicht, welche die aussagekräftigste Methode ist.
    Vielleicht gerade deshalb haben sich in unseren Kreisen meist die fixen Schwellen – gemeinsam mit der aeroben Schwelle bei 2 mmol Laktat – eingeprägt und werden größtenteils auch noch so angewandt. Egal welches Konzept nun zum Tragen kommt, es kann sehr weit von der Realität liegen. Deshalb wäre es falsch lediglich mit einem einzigen Stufentest die individuellen Trainingsbereiche festzustellen. Diese Bereiche müssen durch zumindest einen weiteren Test bestätigt werden
    .
  2. MaxLass – zusätzliche Laktattests sind erforderlich
    Der Standard ist momentan, dass mittels eines Stufentests die Laktatkurve ermittelt und daraus die aerobe und anaerobe Schwelle bestimmt wird, ohne zu wissen, wie das Laktat des Sportlers unter Belastung reagiert. Um die Fehlerwahrscheinlichkeit zu minimieren, ist es ratsam, die Schwellen (oder zumindest die anaerobe Schwelle) mit zusätzlichen Tests zu bestätigen. Dazu bietet sich der MaxLass-Test (maximales Laktat steady state) an. Der Sportler läuft erst 30 Minuten mit der Geschwindigkeit an der berechneten anaeroben Schwelle und misst alle 5 Minuten das Laktat. Steigt das Laktat um mehr als ein Millimol, dann ist die berechnete Schwelle zu hoch und es wird ein weiterer Test mit einer niedrigeren Geschwindigkeit gemacht.
    Das heißt für die Praxis: wenn man mit dem Laktattest verlässliche Werte erhalten will, muss man erst einen Stufentest und dann zumindest noch zwei  bis drei weitere Schwellentests machen. Da nur etwa ein Test pro Woche durchgeführt werden kann, dauert die gesamte Testbatterie sehr lange und die Kosten können sich dadurch natürlich auch vervierfachen. Das wird sich das ein Hobbysportler meist nicht antun.
  3. Geschwindigkeit – Laktat – Herzfrequenz passen nicht zusammen
    Die gemessene Laktatkonzentration nach einer Belastungsstufe ist lediglich eine Momentanaufnahme. Je kürzer die Belastungsstufen (teilweise ist die Dauer nur 2 Minuten) desto ungenauer ist die dazugehörige Herzfrequenz, da nicht jeder in der Lage ist, seinen Stoffwechsel in einer so kurzen Zeit auf das Belastungsniveau hochzufahren. Sind die Belastungsstufen jedoch zu lange, dann dauert der Test insgesamt zu lange (maximale Leistung ist unterbewertet, Anfänger geben früher auf) oder man bekommt zu wenige Laktatwerte, um eine genaue Laktatkurve zu erhalten.
    Wenn man sich wirklich an die Empfehlung halten will und entweder mit einer bestimmten Geschwindigkeit oder einem konstanten Puls läuft, wird man sehr bald feststellen, dass die Werte nach ein paar Minuten nicht mehr zusammenpassen – wenn nicht schon von Beginn an! Tatsache ist aber (vorausgesetzt, man beherrscht eine sehr gute Lauftechnik), dass bei gleichbleibendem Puls die Geschwindigkeit (und somit auch das Laktat) langsam sinkt. Ein Training bei konstanter Geschwindigkeit verursacht aber einen Pulsanstieg bei annähernd gleichen Laktatwerten. Streng genommen, dürfte man gar nicht nach der Herzfrequenz trainieren, wenn man die Trainingssteuerung über Laktat macht.
    Nur wenn ich die Möglichkeit habe, während eines jeden Trainings das Laktat zu messen, dann bekomme ich mit der Zeit genaue Informationen über das Verhalten des Laktats und kann den Sportler sehr effizient steuern. Auch hier gilt wieder: ein Laktattest alleine ist zu wenig um eine qualitativ hochwertige Trainingsempfehlung abzugeben. Ein einfaches Hochrechnen von den Schwellen auf Geschwindigkeit und Herzfrequenz kann deshalb nicht stimmen und birgt wiederum Risiken für eine ungenaue Auswertung. 

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