Laktasemangel – ein weltweites Gesundheitsproblem

Für viele Menschen ist der Verzehr von Milchprodukten eine Qual wenn nicht gar unmöglich. Oft ist Laktasemangel die Ursache. Keine Seltenheit, denn mehr als 70 Prozent der Weltbevölkerung sind inzwischen davon betroffen. Blähungen nach einem Joghurt, Durchfall nach ein paar kräftigen Schlucken kalter Milch – viele Menschen kennen das Problem, aber was steckt, dahinter?

Nach eingehenden Untersuchungen entpuppt sich oft der sogenannte Milchzucker (Laktose) als der Übeltäter. Dieses Milch-Kohlehydrat sorgt in vielen Fällen für Unverträglichkeiten nach dem Genuss von Milchprodukten, man spricht dann von Laktose-Intoleranz.

Was ist Laktose überhaupt?

„Laktose ist ein Doppelzucker, der sich aus den beiden Einfachzuckern Glukose (Traubenzucker) und Galaktose zusammensetzt“, erklärt Daniel Wyrobnik, Geschäftsführer der Pro Natura Gesellschaft für gesunde Ernährung mbH (Frankfurt/M.). „Milchzucker kann aus dem Dünndarm nicht aufgenommen werden und ist für den Körper daher nicht verwertbar.

Dagegen sind die Einfachzucker Glukose und Galaktose Nährstoffe, die vom Körper leicht aufgenommen und verwertet werden können.“ Deswegen wird der Milchzucker während der Verdauung von Laktase-Enzymen im Dünndarm aufgespalten.

Auswirkungen des Laktasemangels

Wenn das Enzym Laktase im Körper nicht ausreichend verfügbar ist, also ein Laktasemangel vorliegt, gelangt der Milchzucker in ungespaltener Form in die unteren Darmabschnitte (Dickdarm) und wird dort durch Darmbakterien unter Gasbildung vergoren.

Außerdem kann die Laktose einen vermehrten Wassereinstrom in den Dickdarm verursachen. Dies kann dann nach dem Verzehr von Milchprodukten zu den typischen Beschwerden wie etwa Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl oder Durchfall führen. Wegen der Ähnlichkeit der Beschwerden wird Laktose-Intoleranz häufig mit dem Reizdarm-Syndrom (irritables Colon) verwechselt.

Es gibt drei verschiedene Formen von Laktasemangel:
• primärer Laktasemangel

• sekundärer Laktasemangel

• angeborener Laktasemangel

Stillkind - Pixabay

Stillkind – Pixabay

Die Menge an Laktase im Dünndarm ist bei Babys während der Stillperiode am höchsten und nimmt dann bei den meisten Menschen genetisch bedingt kontinuierlich ab.

Wyrobnik: „Der sich dann ergebende sogenannte primäre Laktasemangel ist also das Resultat eines normalen Alterungsprozesses und bei der überwiegenden Mehrheit – 70 bis 90 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung zu beobachten.

So vertragen beispielsweise fast alle Bevölkerungsgruppen Afrikas und Asiens keinen Milchzucker.

Aber auch in Deutschland haben ca. 15 Prozent der Erwachsenen einen primären Laktasemangel. Verschiedene Darmerkrankungen können zu einem sogenannten sekundären Laktasemangel führen, so z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und sonstige Darmentzündungen (zum Beispiel aufgrund von viralen oder bakteriellen Darminfektionen). Der sekundäre Laktasemangel bildet sich nach der Ausheilung der ihn verursachenden Darmerkrankung üblicherweise wieder zurück.

Beim sehr selten vorkommenden angeborenen Laktasemangel fehlt den Neugeborenen das für die Laktaseproduktion verantwortliche Gen. Dies führt zu einer Unfähigkeit des Organismus, das Enzym überhaupt zu bilden. Bei diesen Säuglingen muss eine strikt laktosefreie Ernährung eingehalten werden.

Wie kann man einen Laktasemangel feststellen?

Viele Menschen mit Laktasemangel merken selbst, dass Sie oder Ihre Kinder ab einem bestimmten Alter Milch und Milchprodukte nicht mehr gut vertragen. „Wem die reine Beobachtung, dass die problemlos verzehrbare Menge an Milch und Milchprodukten gegenüber jüngeren Jahren gesunken ist, nicht ausreicht, der kann einen Laktasemangel durch einen Laktosebelastungstest mit anschließender Messung der Blutzuckerwerte, durch einen Laktosebelastungstest mit anschließender Messung der Wasserstoffkonzentration in der ausgeatmeten Luft (H2-Atemtest) oder durch einen Gentest festgestellt werden“, sagt Daniel Wyrobnik.

Und was kann man bei Laktoseintoleranz tun?

Natürlich sollte man bei der Ernährung auf den Laktosegehalt der Nahrungsmittel achten. Dabei sollte man auch immer ein Augenmerk auf die Beschriftung von Fertigprodukten haben. Laktose wird häufig als Trägerstoff verwendet. Bei betroffenen Säuglingen raten Experten zu einer strikt laktosefreien Diät.

Inzwischen gibt es auf dem Markt eine große Palette laktosefreier Produkte, die entsprechend gekennzeichnet sind. Betroffene können zum Beispiel Laktase in Form von Pulver, Tabletten oder Kapseln einsetzen. Hier gilt es allerdings, genau auf die Dosierung zu achten.

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