"Lake Jons"
(Anti Fragile Music)
Man muß ja nicht jedes Mal das beliebteste Vorurteil über die Finnen aus dem Keller zerren (und tut genau das gerade wieder), nach dem dieses Volk im Grunde nur drei Dinge mag: Alkohol, Black Metal und übertriebene Saunagänge. Alles Quatsch, es gilt anzuerkennen, daß die Finnen in vielerlei Hinsicht voller Überraschungen stecken. Und das betrifft eben auch die Popmusik. Wie zum Beweis haben gerade Jooel Jons, Mikko Pennanen und Jaska Stenroth, drei junge Herren aus Helsinki, ihr Debüt (nach zwei EP aus dem Jahr 2016) veröffentlicht und dieses strotzt nur so von hochmelodiösen, leichtfüßigen LoFi-Klängen. Zugegeben, der Hinweis, sie hätten die Stücke während einer mehrmonatigen Session tief im Waldesinneren ihrer Heimat ganz ohne fließendes Wasser aufgenommen, klingt nun wieder sehr holzfällerisch aka. naturburschenhaft aka. finnisch. Aber es hat offenkundig geholfen, eine stattliche Anzahl lohnenswerter Ideen anzustoßen, die das Album zu einem (größtenteils) sehr hörenswerten machen. Denn auch wenn sie es manchmal mit der Lieblichkeit allzu gut meinen - vom üblichen Raster formatierten Radiomainstreams sind die drei doch eine ordentliche Strecke entfernt, der Elektronikfolk kann, wie bei "Call Me", "Breath Out The Fumes" oder "Colors", mit feinen Grooves aufwarten und hält fast immer ein paar tricky Wendungen und Haken parat. Ein erstklassiges Mittel gegen überkommene Klischees und ganz ohne gefährliche Nebenwirkungen.