Laetitia Sadier „The Trip“ (Drag City)
Da sucht man händeringend nach einem Einstieg oder einer passenden Querverbindung, um an das Solowerk von Stereolab-Mitbegründerin Laetitia Sadier besser bebildern zu können und muß gar nicht um so viele Ecken denken. Sadiers Musik, eine sehr entspannte Mischung aus schummrigem Barpiano, altbekanntem Postrock und swingendem Chanson erinnert beim ersten Hören auch an die Musik der schottischen Indiekapelle Camera Obscura. Und die Vermutung liegt nahe, dass deren Name wiederum an eines der Alben von Christa Päffgen alias Nico angelehnt ist, Warhols befohlenem Sidekick für den Egomanen Lou Reed bei Velvet Underground also, geheimnisvolle Sängerin, Model und Schauspielerin in Personalunion, zwei Jahre vor der Taufe von Sadiers Band unter ebenso tragischen wie albernen Umständen ums Leben gekommen. Wenn man es also zwingen will, schließt sich hier der Kreis, denn nicht selten erinnert Sadiers dunkles Timbre an die Stimme ebenjener Nico, ohne jedoch deren stetig mitschwingende eiseskalte Trostlosigkeit und den überharten Akzent zu besitzen.
Von Gänsehaut also keine Spur, eher ein angenehmes Kribbeln auf der Haut stellt sich ein bei diesem „Trip“ durch mal jazzige, mal behutsam rockende Arrangements, denen man sowohl ihre Vorliebe für die sorgsam austarrierte und sparsam instrumentierte Musik als auch lateinamerikanische Rhythmik anhört. Nach den endlosen, fugenartig aufgebauten und sich in wildes Getöse steigernden Loops, die Stereolab vor allem live so gern zelebrierten, sucht man hier vergeblich – alles auf „The Trip“ atmet durch, entspannt sich und erfreut sich am Kleinen. An den bezaubernden Klavierpassagen bei „The Natural Child“, dem sanften Gitarrenpop von „By The Sea“ oder einer fast zu kurz geratenen Interpretation von Gershwins „Summertime“. Mit „Un Soir, Un Chien“ ist zudem ein recht feines, hier gleichsam „entschrägtes“, eingängigeres Cover des Stücks von Les Rita Mitsouko enthalten.
Manches gerät der äußerlich eher kantig wirkenden Französin dann doch etwas schwerer, in den beiden Stücken „Fluid Sand“ und „Statues Can Bend“ verarbeitet sie dem Vernehmen nach den frühen Verlust ihrer jüngeren Schwester. Dass das Album dadurch gehaltvoller, aber nicht tränenrührig wird, bleibt ihr unbestrittenes Verdienst, diese Ernsthaftigkeit in so anmutige und scheinbar schwerelose Melodien zu verpacken wird ihr so schnell niemand nachmachen.
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